Diese Ritter haben mehr als einen Fussabdruck hinterlassen

Brauchtum & Geschichte

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Eine archäologische Aufarbeitung der Burgruine Hünenberg erzählt die Geschichte über das Leben von Edelleuten bis ins 15. Jahrhundert.

  • So etwa sah die Burg Hünenberg in der ersten Bauphase im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts aus. Illustration: Amt für Denkmalpflege und Archäologie/Eva Kläui und Salvatore Pungitore
    So etwa sah die Burg Hünenberg in der ersten Bauphase im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts aus. Illustration: Amt für Denkmalpflege und Archäologie/Eva Kläui und Salvatore Pungitore

Hünenberg – Derzeit kommen so viele Bücher mit einem zugerischen Bezug in den Buchhandel, wie schon lange nicht mehr. Opulente Fotos aus interessanten Perspektiven gibt es ebenso zu kaufen wie Werke zur Industriegeschichte, eine andere Art der Zeitbilder, das Zuger Neujahrsblatt, das Tugium und nunmehr ein Buch, welches sich eingehend mit der Burg Hünenberg auseinandersetzt. Autorin des wissenschaftlichen Werks mit dem Titel «Burgruine Hünenberg im Kanton Zug» ist Gabi Meier Mohamed. Die Forscherin bürgt mit ihrem Namen. Zahlreiche weitere Fachautoren haben die Zuger Archäologin mit Beiträgen unterstützt. Meier arbeitet im Amt für Denkmalpflege und Archäologie, welches wiederum der Direktion des Innern des Kantons Zug angegliedert ist.

Diese eingehende Betrachtung der Hünenberger Burg ist die erste dieser Art über den Feudalbau im Ennetsee. Er hat eine faszinierende Geschichte und ist gleichzeitig ein offenes Buch. Dies deshalb, weil Wissenschaftler verschiedene Fundstücke genaustens untersucht haben. Mit Hilfe von Mörtelproben ist es auch gelungen, die Baugeschichte der Burgruine in Hünenberg nachzuzeichnen. Sie befindet sich südwestlich des Hünenberger Zentrums. Manch einer, der von Hünenberg in Richtung Zollhaus und Sins unterwegs ist, dürfte sich nicht gewahr sein, an welch historischer Stätte er gerade vorbeirauscht.

Wie dem Historischen Lexikon der Schweiz zu entnehmen ist, sind die Herren von Hünenberg die Erbauer der Burg, welche heute nur noch als Ruine erhalten ist. Diese Edelleute hatten im 13. und 14. Jahrhundert als Lehensträger der Herren von Rüssegg wie auch der Habsburger im besitztechnisch zerstückelten Gebiet des Reusstals eine starke Stellung. Die Familie der von Hünenberg teilte ihre Herrschaft zu Beginn des 14. Jahrhunderts in drei Teile. Eine bewohnte die Wildenburg, die andere war auf St.Andreas zu Hause, und die dritte nannte die Burg in Hünenberg ihr Eigen. Die Aufarbeitung der Geschichte der letzteren steht beim neuen Buch von Gabi Meier Mohamed im Vordergrund.

Dabei lässt sich auch anhand von Funden herausarbeiten, was die Herren von Hünenberg in ihrem Stammsitz gegessen haben. Aber Geschichte lässt sich auch mit Hilfe von einem Stück Leder erzählen, welches einst Bestandteil eines Schuhs war. Wie die Direktion des Innern des Kantons Zug weiter schreibt, hatten die Wissenschaftler bei der Bestimmung der einzelnen Phasen des Burgenbaus zum ersten Mal Proben von Mörtel und Erdreich genommen. Mit Hilfe der so ermittelten Daten konnte Gabi Meier Mohamed die Entstehung der verschiedenen Bauaktivitäten auf dem Burghügel nachzeichnen.

Mehrfach restaurierte Ruine ist anspruchsvoll

Es liessen sich verschiedene Bauphasen ermitteln. Der prächtige Adelssitz mit einem herrschaftlichen Wohn- und Torgebäude verwandelte sich in eine Ritterburg mit einem imposanten Burgturm. Diese Erkenntnisse haben die Fachleute im Buch in Zeichnungen festgehalten. Die Archäologin Gabi Meier Mohamed sagt dazu: «Die Burg Hünenberg ist beispielhaft, wie anspruchsvoll die Konservierung einer mehrfach restaurierten Ruine ist und wie gewinnbringend archäologische Nachuntersuchungen einer vermeintlich bereits vollständig ausgegrabenen Burgruine sein können.»

Auf was Meier hier anspricht: Die Burg Hünenberg ist nach dem Zweiten Weltkrieg von einem Amateurarchäologen ausgegraben worden. Dabei ist vieles unwiederbringlich zerstört worden. Die Burgruine Hünenberg ist seit 1955 unter kantonalem Denkmalschutz; seit 1962 steht sie auch unter eidgenössischem Denkmalschutz. Seither hat die Ruine verschiedene Sanierungen erlebt. Diejenige zwischen 2007 und 2009 bildete gleichzeitig die Basis für die jetzt erschienene Arbeit «Burgruine Hünenberg im Kanton Zug».

Wie dem «Zuger Wappenbuch» aus dem Jahre 1974 zu entnehmen ist, verschwanden die Herren von Hünenberg im Jahre 1415 aus der Zuger Geschichte. Das Geschlecht derer von Hünenberg fand 1173 zum ersten Mal Erwähnung. In diesem Jahr veräusserten sie die letzten Teile ihres Eigentums an Lokale. Dank der neusten Forschungen rund um die Burg Hünenberg wissen wir nun, was die Bewohner assen, und wie sie ihre Freizeit verbrachten. Es ist zudem verbrieft, dass der Ort um das Jahr 600 nach Christus als Begräbnisstätte diente. (Marco Morosoli)

Hinweis
«Burgruine Hünenberg im Kanton Zug» Von Gabi Meier Mohaemd. Band 48 der Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Herausgeber: Schweizer Burgenverein. Erhältlich im Zuger Buchhandel und beim Schweizerischen Burgenverein (www.burgenverein.ch).