«Wir singen aus Freude zur Kirchenmusik»

Theater & Tanz

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Der Kirchenchor Gut Hirt feiert morgen sein 80-jähriges Bestehen mit einem grossen Konzert. Zeit für einen Rück- und Ausblick.

  • Die Sängerinnen und Sänger proben für das Jubiläumskonzert. (Bild Maria Schmid)
    Die Sängerinnen und Sänger proben für das Jubiläumskonzert. (Bild Maria Schmid)

Zug – Ein Chor hatte über lange Zeit primär die Funktion, den Gottesdienst mitzugestalten. Wenn dieser Chor aber sehr gut ist, dann kommt es, wie es im Fall Chor Gut Hirt kommen musste; die Menschen wollten mehr davon. Und so ist es im Lauf der 80-jährigen Geschichte immer wieder (und in den letzten Dekaden auch immer mehr) dazu gekommen, dass der Chor Gut Hirt längst nicht mehr einfach «nur» ein Kirchenchor ist.

Unter der Leitung der Dirigentin Verena Zemp studierte der Chor in jüngerer Zeit immer wieder neue geistliche Chorwerke ein – es fanden aber auch erfolgreiche Konzerte aus dem Barock, der Klassik oder Romantik statt. Aufgeführte Werke, die auch in der Presse für Begeisterung sorgten, waren zum Beispiel die Pastoralmesse in G von W. A. Mozart, die Sieben Worte Jesu von César Franck, die Messe in C von Franz Schubert sowie die Pastoralmesse in G von Karl Kempter. Unvergessen auch der Lobgesang «Cantique de Jean Racine» von Fauré, das Offertorium von J. B. Hilber sowie Anthems von John Rutter, welche die Sängerinnen und Sänger auch das Publikum in eine andere Welt tauchen liessen.

Apropos Rutter: Mit dem englischen Komponisten verknüpft die Chorleiterin und Dirigentin Verena Zemp positive Ereignisse in der Vergangenheit. «An Pfingsten 2016 beispielsweise sangen wir Anthems von John Rutter, welche die Sängerinnen und Sänger und auch das Publikum in eine andere Welt tauchen liessen.» Highlights gibt es immer wieder», meint Verena Zemp. «So strahlte zum Beispiel das Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saens Festgottesdienst sehr viel Freude und Wärme aus.»

Vielseitigkeit sorgt für Steigerung der Qualität

Etwas mehr als 10 Jahre ist es nun her, seit Verena Zemp den Chor übernommen hat. «Im November 2006 habe ich die Kirchenmusikerstelle übernommen mit dem Auftrag, den Kirchenchor aufzubauen», erinnert sie sich. «Der Chor sang damals dreistimmig. Mit Hilfe ehemaliger Gastsängerinnen und Gastsänger gelang es innert kurzer Zeit, wieder neue Sängerinnen und Sänger für den Chor zu rekrutieren und vierstimmig zu singen. Daneben habe ich die Schola und die Good-Shepherds-Singers neu gegründet». Die Qualität des Chors entwickelte sich weiter, die Medien berichteten seit der Übernahme und der damit verbundenen Neuausrichtung öfter über die Aufführungen des Chors und dies meist unter regem Gebrauch von Superlativen.

Trotz der medialen Beachtung: «Der Kirchenchor hat in erster Linie eine liturgische Aufgabe. Während des Jahres gestaltet der Chor zehn Gottesdienste musikalisch mit. Die Musik ist ein Teil der Liturgie», erklärt Verena Zemp.

Fantastische Werke von Mozart und Haydn

Am Samstag dann das grosse Jubiläumskonzert; bereits seit langem freut man sich darauf. Im ersten Teil erklingt das Konzert für Horn und Orchester von Wolfgang Amadeus Mozart.

Im zweiten Teil wird die Schöpfungsmesse von Joseph Haydn aufgeführt. Die Schöpfungsmesse ist die fünfte seiner sechs späten Messen. «Haydn brachte all sein Wissen und Können in diese Komposition ein. So komponierte er die einzelnen Sätze durch, verwendete ein Solistenquartett anstelle virtuoser Arien und übertrug die motivisch-thematische Arbeit auf die Vokalmusik», erläutert Verena Zemp. Mit diesen Werken hat man sich viel vorgenommen. Aber: «Die Schöpfungsmesse ist ein fantastisches Werk, welches sinfonische und opernhafte Elemente beinhaltet. Ebenso interessant sind die Wort-Ton-Beziehungen, welche Haydn wundervoll auskomponierte», sagt Verena Zemp und freut sich auf den morgigen Tag, trotz der Ansprüche des Komponisten an die Aufführenden.

Danach geht es aber auch schon zügig weiter: «Nächste Woche beginnen wir mit den Proben für Weihnachten», so die Chorleiterin. Es steht das Gloria von Antonio Vivaldi auf dem Programm. «Auch hier werden Gastsängerinnen und Gastsänger mitmachen». Darin liegt auch die ­Zukunft des Chores: «Projektbezogen, in Ergänzung zu den festen Mitgliedern, sind stets Interessierte zum Mitsingen zu finden», ist Verena Zemp überzeugt und streift hier ein Thema, welches beinahe jeden Chor beschäftigt; die Überalterung. «Unser Chor wurde in den letzten Jahren durch Neuzugänge deutlich jünger, das jüngste Mitglied ist 35 Jahre alt, die älteste Sängerin 85», so die Leiterin. «Die Begeisterung für die Kirchenmusik trägt den Chor in die Zukunft.» (Haymo Empl)

Hinweis

Jubiläumskonzert des Kirchenchors vom 10. November 2018, Katholische Kirche Gut Hirt, Zug, 20 Uhr. Schöpfungsmesse von Joseph Haydn & Hornkonzert KV 447 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Eintritt ist frei, es wird eine Kollekte erhoben.