Das Geheimnis des Erfolgs

Musik

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Die Ausnahmekünstlerin Christina Jaccard begeisterte mit «Musik, die an die Seele gebunden ist» in der Citykirche in der Stadt Zug.

  • Christina Jaccard wird von David Ruosch am Piano begleitet. (Bild Mathias Blattmann)
    Christina Jaccard wird von David Ruosch am Piano begleitet. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – Die City-Kirche Zug hat die Nüchternheit eines Swimming-Pools eines All-inklusive-Hotel auf Gran Canaria. Dieses Ambiente mit «Soul» zu füllen, ist eine Herausforderung. Die Sängerin Christina Jaccard verstand es am Dienstag aber meisterlich, diese durch die Architektur gegebene Atmosphäre mit Seele und Herz zu füllen. Jaccards Mission gemäss Programm: Die Seele zu berühren. Und dies ist ihr mehr als nur gelungen, denn ihre Stimme begeisterte. Für sie war es «Musik, die ausspricht, dass man sich als Mensch – mit allen Widrig- und Unvereinbarkeiten, die das menschliche Dasein mitprägen – einer höheren Energie und Macht zuwenden möchte». Und sie ergänzt: «Für mich sind Gospel-Songs Gebete, die einen wieder in eine Klarheit bringen. Und diese Klarheit spüre ich und gebe sie dem Publikum weiter».

Jaccard ist quasi die graue Eminenz der hiesigen Musikszene. Zahlreiche Stars und Sternchen haben ihre Dienste als Gesanglehrerin in den vergangenen Dekaden beansprucht: Von Sina über Michael von der Heide bis hin zu Beatrice Egli waren alle bei der Grande Dame der Musik im Vocal Coaching. Wie es also, wenn die «weisse Frau mit der schwarzen Stimme» selbst singt? Ganz einfach: Grandios. Es ist aber nicht nur die Stimme, die fasziniert. Sondern Christina Jaccard als Gesamtkonzept. Ihre Ausstrahlung, ihren Charme und ja: auch ihr Aussehen.

Jedes Jahr ist die Grande Dame des Gospels zur Weihnachtszeit notabene auf Konzerttour: Dieses Jahr nicht nur mit Stamm-Pianist Dave Ruosch, sondern auch mit dem Perkussionisten Willie Jordan. «Wir kennen uns schon viele Jahre. Wir haben Ende der 80iger Jahre in der gleichen Band gespielt. Sein sattes Schlagzeug ist mir seinerzeit aufgefallen und erinnerte mich an den Sound des schwarzen «Motown»-Labels. Ich engagierte ihn bereits damals für verschiedene Projekte», so die Sängerin über die Kooperation mit dem Künstler.

Das Jenseits und die Ewigkeit

Der Titel der aktuellen Konzert-Reihe «Beyond The Sunset» klingt nicht wirklich nach «Gospel». «Was sind dann genau «Gospel Titel»?, fragt die Künstlerin und erläutert: «Beyond the Sunset spricht vom Jenseits und der Ewigkeit, das in der afroamerikanischen Glaubens-Philosophie einen wichtigen Platz einnimmt. Es ist die Erlösung vom Leben, vom Sklaven-Dasein». Im Text des Konzert-Titelgebenden Songs «Beyond The Sunset» wird gesagt, dass keine Teilung herrscht zwischen irgendwelchen Unterschieden, die uns Menschen ausmachen».

Christina Jaccard begeisterte am Dienstag nicht nur durch ihre Stimme, sondern auch durch ihr Charisma. Die Sängerin schaffte es innert weniger Sekunden, das nüchterne Ambiente mit ihrer Präsenz zu füllen. Jaccard ang nicht nur Gospel, sie verkörperte diesen auch mit jeder Faser – beispielsweise indem sie durch die Publikumsreihen ging und mit der Audienz interagierte. Kein einfaches Unterfangen in der Kirche. «Die Citykirche ist für mich speziell, weil die Stimmung und die Atmosphäre dort einzigartig sind», so die Sängerin. Und weil am Dienstag die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt war, fühlte man sich zeitweise effektiv wie an einem Gospel-Konzert irgendwo in der schwarzen USA.

Die Auswahl der Stücke – nicht nur bekannte Ohrwürmer, sondern auch echte Trouvaillen – begeisterte am Dienstag ebenfalls: «Dave und ich graben immer in Raritäten und berücksichtigen oft alte Gospel-Komponisten und Interpreten», erklärt Jaccard. Für die Konzerte werden die Stücke eigens arrangiert. «Es ist eine grosse Arbeit und mit damit verbundener Hingabe, die da drin steckt», so die Sängerin.

Gospel ist stimmlich eine Herausforderung. Vielleicht auch ein Grund, weshalb man in der Schweiz wenige Gospelsänger vom Format einer Christina Jaccard zu hören bekommt. «Die Steigerung im Gospel geht immer in die hohen Töne und die sind momentan wegen meiner Stimm-Kondition eine wirkliche Herausforderung», erklärt Jaccard. Was sie mit «Stimm-Kondition» meinte, blieb ihr Geheimnis. Denn Christina Jaccard begeisterte nicht nur stimmlich, sondern auch optisch das anwesende Publikum. Wenn jemand das Geheimnis des Erfolges kennt, dann Christina Jaccard: Die Kombination aus Charisma, Talent und Erfahrung ist einzigartig und begeisternd. (Haymo Empl)

Hinweis
Die nächsten Gospelkonzerte im Rahmen der aktuellen Tournee: www.voicejaccard.ch.