Unterägeri im Bann der Samichläuse

Brauchtum & Geschichte

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Seit dem 16. Jahrhundert ziehen im Dezember Samichläuse und ihr Gefolge durchs Dorf. Auch dieses Jahr waren die Kinder wieder auf der Suche nach Süssigkeiten, und die Chläuse sammelten für wohltätige Zwecke.

  • Für die Primarschüler, die durchs Dorf zogen, gab es «Schoggi-Stängeli». (Bild Stefan Kaiser)
    Für die Primarschüler, die durchs Dorf zogen, gab es «Schoggi-Stängeli». (Bild Stefan Kaiser)

Unterägeri – Der 5. Dezember ist ein besonderer Tag im Ägerital. Am Vorabend des St.Nikolaustags feiert das Tal einen einzigartigen Brauch. In Unterägeri laufen zuerst die Primarschüler durchs Dorf, bevor die Chläuse mit ihren Rotten mit dem Einbruch der Dunkelheit Einzug halten.

Gestern war es wieder so weit. «Holi, holi hüü, de Chlaus isch daa!», riefen die Kinder ab drei Uhr nachmittags. Sie zogen mit ihren selbst gebastelten Chlauseslä, hölzernen Eselsköpfen auf einem Besenstiel, durchs Dorf und hielten die Eselsköpfe so lange ans Fenster, bis die Erwachsenen an der Schnur zogen und einige kleine Gaben ins Eselsmaul warfen. Nachdem die Kinder jedes Haus abgeklappert hatten, zogen die Rotten durchs Dorf. Diese werden immer vom Samichlaus angeführt, in seinem Gefolge sind stets ein Schmutzli sowie mehrere Iffäläträger, Triichlär, Geisslächlepfer und Hornbläser. «Wir mussten sogar die Route des Umzugs etwas vergrössern, weil sich über 170 Leute bei den Rotten angemeldet hatten», freut man sich beim Organisationskomitee.

Gehörig Lärm

Mitglied in einer Rotte zu werden, ist für jedermann möglich. Der Samichlaus mit dem Schmutzli zieht dann von Tür zu Tür und beschenkt die Kinder, allerdings erst, wenn sie ihr Sprüchlein aufsagen konnten: «Samichlaus du guete Maa, gell ich mues kei Ruete haa.» Doch der Samichlaus klopft nicht nur an die Haustür, um an die Kinder Süssigkeiten zu verteilen, in Unterägeri sammeln die Rotten jedes Jahr auch für wohltätige Zwecke. Letztes Jahr wurden über 11000 Franken gespendet, der Erlös wurde an karitative Organisationen im In – und Ausland weitergegeben. Während die Iffälä das Dorf also in einem vorweihnachtlichen Glanz erstrahlen liessen und jeden Besucher in ihren Bann versetzen, verursachten die Rotten auch dieses Jahr wieder gehörig Lärm: Die Geislä-Chlepfer, Hornbläser und die Jochträger sorgten dafür, dass sich auch der letzte Dämon aus dem Staub machte. Mit lautem Getöse meinte man nämlich früher, Dämonen vertreiben zu können. «Vor allem am Nachmittag halten jeweils viele Neuzugezogene das Chlauseslä für eine Art verspätetes Halloween», weiss man im Organisationskomitee.

Gegen den Abend werden aber jeweils auch sie in den Bann dieser Tradition gezogen. Um 21.30 Uhr machten sich die Rotten dann bereit zum Umzug auf dem Dorfplatz. Mit hallendem Getöse liefen sie, von den Samichläusen angeführt, einige Runden um den Dorfplatz. Allerdings lassen die Rotten dazu die meisten ihrer Tiere zu Hause, da viele der Vierbeiner den Lärm nicht ertragen. «Es geht unter die Haut», beschreibt die Chefin des Organisationskomitees, Ursi Mahler, die Stimmung. Nachdem die Iffälä den Dorfplatz mit ihrem Licht erstrahlen liessen und der Lärm den Platz einnahm, war das Spektakel zu Ende – bis zum nächsten Vorabend des St.Nikolaustags. (Matthias Schmid)