Die singenden Kartoffeln im Himmel

Theater & Tanz

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Mit ihrem zehnten Bühnenprogramm feiern die Screaming Potatoes in Baar ein kleines Jubiläum. Die Zuger Vierercombo beweist nach wie vor ein Gespür für herzhafte Unterhaltung. Die Premiere begeistert den vollen Saal.

  • Zuerst noch im Casual-Look, bevor es in den Himmel geht (von links): Christof Buri, Christian Peter Meier, Stefan Jimmy Muff und Thomas Inglin sorgen als Screaming Potatoes seit über 30 Jahren für herrliche Unterhaltung. (Bild Matthias Jurt)
    Zuerst noch im Casual-Look, bevor es in den Himmel geht (von links): Christof Buri, Christian Peter Meier, Stefan Jimmy Muff und Thomas Inglin sorgen als Screaming Potatoes seit über 30 Jahren für herrliche Unterhaltung. (Bild Matthias Jurt)

Baar – Was machen vier Schulfreunde, die sich einst gefunden haben, um gemeinsam zu singen, 34 Jahre später? Natürlich immer noch singen. Jetzt halt gereift und auf einander abgestimmter denn je.

Das zehnte abendfüllende Bühnenprogramm des Zuger Herren-Gesangsgevierts mit dem einprägsamen Namen Screaming Potatoes ist denn auch eine kleine Reminiszenz an sich selbst. Stefan Jimmy Muff, Thomas Inglin, Christian Peter Meier und Christof Buri haben tief in ihrer Band-Mottenkiste gewühlt und ein paar Videoaufnahmen ihres Gesangskabaretts aus alter Zeit ausgegraben. Da trällern vier wohlfrisierte Jungs im 90er-Jahre-Look über die Leinwand und sorgen für erste heitere Momente im Saal.

Geneviève macht alles zunderobsi

Und da stehen sie nun im Jetzt – der eine mittlerweile grau meliert, der andere ohne Frisur, vielleicht mit einem zusätzlichen Lovehandle – und warten auf Geneviève. Die Reporterin des seriösen Kultursenders Arte ist mit Kameramann unterwegs und will mit den Screaming Potatoes ein Interview zu ihrem aktuellen Programm «Drei im Himmel» führen. Das will was heissen, denn Arte sucht sich schliesslich nur das Beste vom Besten aus. Aber Geneviève verspätet sich, landet schliesslich in Luzern anstatt in Baar. Wie ungeschickt.

Jetzt muss halt die Zeit irgendwie überbrückt, das Publikum bei Laune gehalten werden. Ein paar abgelutschte Klassenzimmerwitze reichen da nicht aus. Die kreischenden Härdöfpfel tun, was sie am besten können – singen. Mehrstimmig mit starken Soli, Chorusgesang und Schmiss geht’s durch die Jahrzehnte. Unsterbliche Oldies und Klassiker wechseln sich mit jüngeren Hitparaden-Dauerbrennern ab, stets begleitet von einer vierköpfigen, hervorragend eingespielten Liveband.

Wo aber bleibt Geneviève? Nirgends. Sie hat jetzt einen Platten und verspätet sich weiter. So begeben sich die vier halt ohne die Arte-Journalistin in himmlische Sphären. Denn eigentlich sind sie es, die einen Unfall gehabt haben und nun mit Flügelchen ausgestattet vor einen leicht verpeilten Petrus treten, der nicht mal von sich selbst weiss, wer er ist. Während den einen himmlischer Phantomstuhlgang plagt, fehlt vom Vierten jegliche Spur. Ist er etwa zur Hölle gefahren? Eine Nachfrage beim Baseldytsch sprechenden Beelzebub soll Klärung bringen.

Irgendwann nimmt alles eine segensreiche Wendung, die Jungs sind so guter Dinge, dass sie die endlich eintreffende Geneviève mitsamt ihrem Kameraheini ins Pfefferland schicken. Die wollen sowieso nur verfängliche Dinge von den Vieren wissen... Dass zum Schluss alle singenden Gumel operettenhaft fröhlich, zufrieden und wieder glücklich vereint sind, braucht an dieser Stelle nicht geheim bleiben.

Kino wird zur Kabarettbühne

Auch in Programm Nummer zehn unter Regie von Paul Steinmann bleiben sich die vier Zuger auf der ganzen Linie treu und verweben herzhaftes Kabarett mit respektabler Gesangskunst, begeistern damit ihr Publikum während über zweier Stunden – Unterhaltung par excellence, sehr empfehlenswert. Das bestätigt auch das Publikum mit entsprechendem Beifall und Wunsch nach Zugaben.

Das neu renovierte Baarer Kino Lux, das sich anfänglich als Quasi-Notlösung mangels möglicher Aufführungsorte angeboten hatte, erwies sich an der Premiere am Mittwochabend als ideale Bühne, zumal es für den regen Einsatz von Videoeinspielern auch über passende Vorrichtungen verfügt. Akustisch bietet sich der grosszügige, hohe Raum ebenfalls mit besten Voraussetzungen an.

Weitere Spieldaten im Kino Lux Baar heute und morgen Abend sowie an weiteren 12 Abenden im Mai. Programm und Tickets unter www.screamingpotatoes.ch