Eine ungewöhnliche Heimatkunde

Literatur & Gesellschaft

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In der Bibliothek stellte Max Huwyler sein neues Buch «Jakobs Auswanderung» vor. Aus über Jahrzehnten gesammelten Erinnerungen ist eine poetische Vermessung des Zugerlands entstanden.

  • Max Huwyler während der Vernissage in der Bibliothek Zug am Dienstagabend. (Bild Werner Schelbert)
    Max Huwyler während der Vernissage in der Bibliothek Zug am Dienstagabend. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Ein Wort oder zwei, Erinnerungen oder Erlebnisse – irgendetwas kann bei Max Huwyler (87) eine Geschichte oder ein Gedicht auslösen. Auch im neuen Buch «Jakobs Auswanderung» zeigt er sich als sensibler Beobachter, der selbst kleine Dinge im Alltag wahrnimmt.

Wie er am Dienstag in der Bibliothek den zahlreichen Zuhörern erklärt, hatten ihn vor Jahren die beiden Wörter «Mater Maria» auf einem Eckquader der St.Oswald-Kirche neugierig gemacht: «Warum schreibt einer das?», habe er sich gefragt und weitergedacht. Daraus ist das Liebesdrama zwischen dem fremden Steinmetz und der Bürgerstochter entstanden.

An sie erinnert kein Denkmal

Aufmerksam folgt das Publikum den Ausschnitten, die Max Huwyler aus dem Buch vorliest. Beim «Mäusihaus» hätten ihn sieben Treppenstufen in die Geschichte gelockt, die von der Schulpionierin Josephine Stadlin handelt. «An sie erinnert kein Denkmal in Zug, nur die sieben Stufen», sagt er bedeutungsvoll. Viel Heiterkeit löst zudem die Geschichte von dem Mann aus, der auf dem Friedhof St.Michael ein Grabmal besass, obwohl er noch lebte.

Immer wieder wird deutlich, wie intensiv Max Huwyler recherchiert, denn er konnte von Gustav Bossard viele historische, doch heute eher belustigende Details in die Story integrieren. Solche finden sich ebenso in «Wie der Stadtrat von Zug in Handlungsnot geriet», wo es um Gespenster und Teufel auf der Allmend geht. Der eigenen Familiengeschichte hat Max Huwyler in «Jakobs Auswanderung» nachgespürt, sie gab den Buchtitel.

Ein Roman ist nicht geplant

In seinen Schilderungen ist das Zugerland sowohl Land der Kindheit, Sagenland und Land mit Geschichte. Aus Erinnerungen und Archivmaterial zeichnet der ehemalige Pädagoge Max Huwyler ein liebevolles Porträt der Menschen und ihrer früheren Sitten und Gebräuche. Nicht alles ist idyllisch; kritische Ansätze verpackt er mit feinem Humor. Bei seinen Texten und Gedichten kann er geschickt die Mundart als Poesiesprache integrieren. Das Buch ist mit alten Fotos und Dokumenten ergänzt und sehr sorgfältig gestaltet.

Die Vernissage ist von der Bibliothek zusammen mit der Literarischen Gesellschaft und dem Verlag Edition Bücherlese organisiert worden. Pia Rutishauser, Leiterin der Bibliothek, sagt zu Beginn: «Wir freuen uns auf jedes neue Buch von Max Huwyler.» Für die Verlegerin Judith Kaufmann ist es ein «Liebesbeweis an seine Heimat».

Thomas Heimgartner, Präsident der Literarischen Gesellschaft, will in einem Gespräch vom für sein Schaffen schon mehrfach ausgezeichneten Autor wissen, ob es einmal einen Roman gebe? Da muss Max Huwyler lächeln und sagt schlicht: «Ich bin eigentlich ein Kleintextler. Einmal habe ich einen Krimi begonnen, er war nach eineinhalb Seiten fertig.» Zu dem wie ein Gegenpol zu den alten Begebenheiten mit moderner Architektur gespickten Fotoessay mitten im Buch befragt, sagt Max Huwyler: «Ich wollte keine nostalgischen Bilder zeigen. Sie sind aus der Grafenau, wo ich wohne. Für mich ist das Neu-Zug.» (Monika Wegmann)

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