Lokale Produzenten sehen

Kunst & Baukultur

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Am Wochenende konnten in der historischen Shedhalle schmucke Designstücke von 22 Zuger Produzenten bestaunt werden. Es handelt sich bereits um die zehnte Ausstellung von «Aus Zug».

  • Eddy Haller und Sandro De Mattio von Sitzwerk präsentieren in der Shedhalle ihre bearbeiteten Stühle aus England und Italien. (Bild Christian Tschümperlin)
    Eddy Haller und Sandro De Mattio von Sitzwerk präsentieren in der Shedhalle ihre bearbeiteten Stühle aus England und Italien. (Bild Christian Tschümperlin)

Zug – Für einmal geht es nicht um die künstliche Intelligenz, sondern um die künstlerische Intelligenz und das handwerkliche Geschick. Ob Mode, Wohndesign, Schmuck oder Floristik – die Ausstellung «Aus Zug» widmete sich voll und ganz dem Einfallsreichtum und gestalterischen Schaffen von Zuger Produzenten.

Es herrschte eine einladende Atmosphäre am Samstagmorgen, die zum Stöbern einlud. Antonia Latter aus Zug ist eine von zahlreichen Besucherinnen. Sie steht vor einem hellblauen Winterpullover aus dem Atelier Fabrix. «Ich finde es schön, dass auch die Kleinen die Möglichkeit haben, ihre Produkte auszustellen», sagt sie und bewundert die Kreativität. Schöpferin des Pullovers ist Esther Fabris, sie hat ihn wie alle ihre Kleider von A bis Z in ihrem Atelier produziert. Der Stoff kommt aus Italien, Design, Schnitt und das Nähen übernimmt sie selber. Für sie ist die Ausstellung eine grosse Chance. «An der Passantenlage kann man sich in Zug kein Geschäft mehr leisten, deshalb nehmen wir regelmässig an Ausstellungen teil», so Fabris.

Zuger zeigen modische Stühle

Bereits zum sechsten Mal mit dabei ist Eddy Haller von Sitzwerk aus Baar. Die Firma lackiert Stühle aus Italien und England und nimmt den Polsterüberzug vor. «Wir arbeiten bei den Polstern mit verschiedenen Schaumstoffen, bei denen man die Härte individuell definieren kann», sagt Haller. Der Schaffensprozess für einen Stuhl mit Sitz- und Lehnpolster dauert etwa eine Stunde. Als Erstes wird die Schablone erstellt, der Stoff wird dann zugeschnitten und genäht. Wie viele Stühle er aufgrund der Ausstellung verkauft, ist laut Haller schwer zu beziffern. «Das können vier bis vierhundert Stühle sein, je nachdem, ob auch Geschäftskunden auf uns aufmerksam werden», sagt er. Susanne Amrein, schick gekleidet, aus Zug und ihr Mann begutachten die Stühle. «Die Stühle sind sehr modisch», sagt sie. Sie ist gerne gekommen, denn: «Die Ausstellung ist sehr innovativ, hier stellen waschechte Zuger aus, viele von ihnen kennen wir.»

Auch für das kulinarische Wohl war an der Ausstellung gesorgt, nebst Weindegustation bei der Weinhandlung Felsenkeller oder Gin und Fruchtbrand bei Heiner’s Destillate konnte man sich in der Restaurant-Bar Pasta Monica Kaffee, Kuchen und natürlich Pasta gönnen.

Das Schicksal in die Hand genommen

Unter den Ausstellern sind keine Hobbyisten, wie Mitorganisatorin Mirjam Roosdorp sagt. Sie lebt von der Mode, die sie auch an dieser Werkschau ausstellt. So auch ihre Kollegin, Mitinitiantin Franziska Leuppi aus Zug. Sie sagt: «Die ursprüngliche Idee für die Ausstellung entstand im Jahre 2009. Weil kreative Kleinstbetriebe meistens in Nebenstrassen und Industriegebieten versteckt sind, wollte man eine Plattform kreieren, für einen gemeinsamen Auftritt vor grossem Publikum.» Leuppi ist unter dem Label «Frantastic Schmuck» als Zuger Goldschmiedin tätig und kennt daher die Herausforderung fehlender Ausstellmöglichkeiten aus eigener Erfahrung.

Anfänglich nahmen nur Aussteller teil, welche die Initianten persönlich kannten, und die ebenfalls mit diesem Problem zu kämpfen hatten. «Inzwischen hat es sich herumgesprochen und wir können uns die Aussteller auswählen», so Leuppi. Die Werkschau hat sich zu einem Publikumserfolg gemausert, die Besucherzahlen stiegen Jahr für Jahr. Auch diesmal war das Interesse enorm. (Christian Tschümperlin)