Der 1000. Chriesibaum

Dies & Das

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Vor zehn Jahren fassten sich Ueli Kleeb und Heiri Scherer ein Herz. Sie begannen mit der Pflanzung von 17 Chriesibäumen bei der Kapelle St.Verena.

  • Ueli Kleeb und seine Mitstreiter haben die Hindernisse gemeistert. (Bild: Stefan Kaiser)
    Ueli Kleeb und seine Mitstreiter haben die Hindernisse gemeistert. (Bild: Stefan Kaiser)

Zug – Nun hat die IG Zuger Chriesi ihr Ziel erreicht.

Zuger Chriesi, Zuger Kirschtorte, Zuger Kirschwasser – Zug ist das Chriesiland schlechthin. Doch dieses jahrhundertealte Kulturgut drohte auszusterben. Bei der letzten Zählung im Jahr 2001 hatte der Kirschbaumbestand im ganzen Kanton um 66 Prozent abgenommen. Bei jedem Spaziergang auf dem Zugerberg seien wieder weniger Chriesibäume gestanden, erzählt Ueli Kleeb. Diese Tradition wollten die zwei Zuger Kleeb und Scherer nicht untergehen lassen. Also gründeten sie die Interessengemeinschaft Zuger Chriesi. Sie setzten sich das Ziel, Zug 1000 neue Chriesibäume zu schenken.

Schnell baute Ueli Kleeb gemeinsam mit Caroline Lötscher ein weitreichendes Netzwerk auf. «Wir wandten eine Art Guerillataktik an: Wir sprachen die Leute direkt an, wir nutzten unsere Beziehungen gnadenlos aus», erinnert sich Kleeb. Louis Suter, kantonaler Obstbauverantwortlicher, wurde dann der erste Präsident der erwähnten Interessengemeinschaft.

Zwei grosse Hürden am Anfang

«Selbstverständlich gab es auch Kritiker und zwei grosse Hürden zu meistern», erinnert sich Kleeb an die Anfänge. Die erste sei gewesen, den Stadtrat zu überzeugen. Anfangs sei das Gremium noch unentschlossen gewesen, dann habe Stadtpräsident Dolfi Müller aber grünes Licht gegeben: «Ich habe ein gewisses Flair fürs Subversive», sagte Müller letztens über seinen damaligen Entscheid. Erst später gelang es der IG mit Hilfe des Stadtgärtners Josef Stricklers, auch die Zuger Bauern an Bord zu holen. Auch die zweite Hürde wurde damit erfolgreich gemeistert. «Mittlerweile haben drei von vier Bauern im Kanton Chriesibäume», sagt Kleeb. «Ohne sie wäre das Projekt zum Scheitern verdammt gewesen». Die Bauern pflegen die Bäume auf ihrem Land und ernten die Kirschen, dafür erhalten sie finanzielle Unterstützung der IG Zuger Chriesi. Zusätzlich erhalten sie auch vom Kanton Subventionen.

Mit der Unterstützung des Stadtrates sowie vieler Bauern lief das Projekt besser als je zuvor, so Kleeb. 2011 erklärte der damals zuständige Regierungsrat Heinz Tännler das Zuger Chriesi zum Strategieziel des Kantons. Der jetzige Ständerat Peter Hegglin wurde der neue Präsident der IG Zuger Chriesi. Neben zahlreichen Privatpersonen wurden auch viele Firmen zu Paten von Bäumen. «Viele einflussreiche Zuger Persönlichkeiten besitzen eine Patenschaft», freut sich Kleeb. Die IG zählt heute etwa 1200 Mitglieder – sie ist einer der grössten Vereine im Kanton Zug.

Heuer wurden die Initianten des Projekts vom Stadtrat an der Lebkuchenfeier für ihren Einsatz zu Gunsten Zugs geehrt. «Die Lebkuchenfeier ist ein Bekenntnis der Stadt zur lebendigen Chriesikultur», sagt Ueli Kleeb. Die Stadt hat durch die vielen Bäume nicht nur ein altes Wahrzeichen wiederbelebt. Viele Traditionen wie die Chriesigloggä oder der Chriesisturm wurden auch wieder ins Leben gerufen: Die Kolinstadt ist nicht nur eine Finanzmetropole, sondern auch die Stadt der Chriesi. «Cherry Town meets Crypto Valley», nennt es Dolfi Müller.

Für die Bauern des Kantons Zug lohnt es sich mittlerweile, Chriesi anzubauen. «Der Kilopreis für Zuger Chriesi hat sich fast verdoppelt», erzählt Kleeb. Vor allem sei die Nachfrage gestiegen. Hirz beispielsweise produziere nun ein «Zuger Chriesijoghurt», das schweizweit verkauft werde. Der Chriesianbau im Kanton Zug ist seit 2010 eine «lebendige Tradition der Schweiz». Ausserdem ist der Zuger Kirsch durch das Label AOP geschützt, und die echten Zuger Kirschtorten erkennt man am IGP-Label. Der Zuger Chriesikultur steht also eine goldene Zukunft bevor.

Das Projekt «1000 Kirschbäume für Zug» ist nach zehn Jahren beendet: Der 1000. Chriesibaum wurde dem Präsidenten Peter Hegglin gewidmet. Der junge Hochstammbaum wurde dort gepflanzt, wo das Projekt vor zehn Jahren seinen Anfang nahm. Bei der Kapelle St.Verena, wo die Strassen nun beidseitig mit Chriesibäumen gesäumt sind. (Matthias Schmid)

Hinweis

«Chriesi, Kirschenkultur rund um

Zugersee und Rigi», Herausgeber

DNS-Transport Zug (Ueli Kleeb &

Caroline Lötscher), 600 Seiten, erhältlich bei Edition Victor Hotz,

Steinhausen, im Buchhandel oder

direkt: www.chriesi.ch, 88 Franken. ISBN 978-3-9 524 417-7-0.