Vorreiterinnen der Gleichberechtigung

Brauchtum & Geschichte

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Am 6. Schweizer Schlössertag wurden auch im Museum Burg Zug starke Zuger Frauen in den Mittelpunkt gerückt.

  • Stephanie Müller vom Museum Burg Zug (Mitte) führte die Besucher durch die historischen Räume. (Bild Roger Zbinden)
    Stephanie Müller vom Museum Burg Zug (Mitte) führte die Besucher durch die historischen Räume. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Auf die Frage der Referentin Stephanie Müller an die Gruppe von interessierten Frauen und Männern, wer schon von einer bekannten Zugerin gehört habe, kamen spontan die Namen von Adelheid Page und Helen Keiser. Das Leben von Adelheid Page, geborene Schwerzmann, ist im Gegensatz zu anderen Frauen gut dokumentiert. Hinzu kommt, dass ihr Name eng mit der ehemaligen Milchsüdi in Cham sowie dem Schloss St.Andreas und dem heutigen Reha-Zentrum Adelheid in Unterägeri verbunden ist. Als ehemalige Schlossherrin trifft für sie der Titel der Veranstaltung «Frauen in den Schlössern» vollumfänglich zu.

Obwohl Helen Keiser weder in einem Schloss noch in der Burg Zug gelebt hat, wurde sie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer Pionierin der Reiseschriftstellerei. Sie sei schon ein abenteuerlustiges Kind gewesen, sagte Stephanie Müller, und habe die Reiseleidenschaft später als Erwachsene entgegen allen Widerständen ausgelebt. So zum Beispiel auf ihrer ersten grossen Reise, die sie auf dem Land- und Seeweg nach Indien und Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, führte. Ihre Dokumentationen zu den Reisen und ihre Arbeiten als Fotografin und Malerin fanden in der Anerkennung durch den Kanton Zug eine öffentliche Würdigung. In Bezug auf die Dokumentation des Lebens und Wirkens der zweitjüngsten Vertreterin in dieser Reihe, bestehe noch Spielraum nach oben, sagte die Referentin.

Faszination Lichtspieltheater

Gemeint ist Veronika Hürlimann, die als Pionierin der Zuger Kinos gilt, welche heute noch im Besitz ihrer Familie sind. Veronika Hürlimann war schon als Kind vom Lichtspieltheater fasziniert und eröffnete 1922 ihre erste derartige Einrichtung. Laut Stephanie Müller musste sie im katholischen Kanton Zug nicht nur Vorurteile überwinden, sondern auch gegen die staatliche Zensur ankämpfen. Der erste Film war denn auch bezeichnenderweise eine Dokumentation über die Elektrifizierung der Bundesbahnen.

Die Führung vermittelte auch einen Einblick in zeitlich weiter zurückliegende Frauenporträts. So zum Beispiel von Adelheid von Hünenberg, die im 14. Jahrhundert lebte, nach dem frühen Tod ihres Mannes unterschriftsberechtigt wurde und die Geschicke der Familie lenkte. Davon zeugen ein Siegel und ein Wappen von ihr.

Eine starke Frau war auch Maria Jakobea Zurlauben aus einem sehr bekannten Zuger Geschlecht, das eng mit dem französischen Königshof verbunden war. Dank ihrer Familie und ihren Brüdern, die in Frankreich lebten, war sie im 17. Jahrhundert eine wichtige Figur beim Anwerben und Vermitteln von Söldnern.

Um schon die Jugend mit der örtlichen Geschichte bekannt zu machen, gab es zum gleichen Thema einen Workshop für Kinder ab sechs Jahren. Diese erlebten in Begleitung von Familienmitgliedern eine angepasste Führung zu den Frauenporträts. Anschliessend gab es im Untergeschoss eine Bastelstunde. Dazu hatte Myriam Kärvas Hildbrand, Leiterin Bildung und Vermittlung, Materialien vorbereitet, die mit der Thematik in Verbindung standen. So konnten die jungen Teilnehmenden zum Beispiel passende Sujets ausmalen und daraus ein Zwirbelbild basteln. Wie von Miriam Wismer-de Sepibus, der Verantwortlichen für Marketing und Kommunikation zu erfahren war, hat die Leitung mit solchen Workshops, die zur Thematik der jeweiligen Ausstellung passen, sehr gute Erfahrungen gemacht. (Hansruedi Hürlimann)