Individueller Umgang mit der Krise

Dies & Das

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Zug Kultur hat aufgrund der Coronakrise in die Runde gefragt. Verschiedene Institutionen, Vereine und Kulturschaffende haben geantwortet und sich zur aktuellen Situation Gedanken gemacht. Sie erzählen, wie sie das Virus getroffen hat, was sie gerade machen und wo ihre Hoffnungen sind.

  • Fluch und Segen: Lavinia Braniste (links) und Kinga Thót (rechts) wurden während ihres Gastaufenthalts in Zug von Corona überrascht. (Bild Kaspar Mattmann)
    Fluch und Segen: Lavinia Braniste (links) und Kinga Thót (rechts) wurden während ihres Gastaufenthalts in Zug von Corona überrascht. (Bild Kaspar Mattmann)

Zug – Dieser Artikel ist in der Juni-Ausgabe des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.

Lavinia Braniste, Schriftstellerin, und Kinga Tóth, Performerin und Autorin, Landis & Gyr Stiftung, Zug

Zurzeit sind Lavinia Braniste und Kinga Tóth Writers in Residence der Landis & Gyr Stiftung in Zug. Die beiden Frauen wohnen und arbei­ten während ihres Aufenthalts im Kloster Maria Opferung in Zug.

Gewohnt ans Alleinsein
Lavinia Braniste ist eine Schriftstellerin aus Rumänien und berichtet folgendermassen über ihre aktuelle Situation: «Ich bin Prosaautorin und verbringe den grössten Teil meines Berufslebens in Isolation, so- dass ich sagen könnte, ich habe Übung darin. Das Leben in Quarantäne unterscheidet sich nicht sehr von meinem üblichen Leben, aber ich muss zugeben, dass ich mich glücklich schätzen kann, dass es passiert ist, während ich hier bin. Die Stadt Zug und das Kloster sind die perfekten Orte, um isoliert zu sein.

Nicht enttäuscht, aber besorgt
Für April waren eine kleine Buchtournee in Polen und im Mai zwei Buchmessen, eine in Italien und eine zu Hause in Rumänien, geplant. Sie wurden alle abgesagt. Reisen und Auftritte machen mich sehr müde. Die Wahrheit ist, dass ich wegen der Absagen nicht allzu enttäuscht war, wobei mich die globale Gesundheits- und Wirtschaftskrise natürlich traurig und besorgt macht.
Bis Ende Mai arbeitet ich online mit einer un­abhängigen Theatergruppe in Cluj-Napoca an einem Stück, welches fertig werden muss. Dann werde ich wieder meine Bücher schreiben – bis zum Ende meines Aufenthaltes im Juli sollte ich das letzte Kapitel einer Reihe von Kinderliteratur fertigstellen.»

Ungewollt sesshaft
Kinga Tóth ist eine Autorin und Performerin aus Ungarn. Sie gewöhnt sich nicht so leicht an die Isolation, scheint aber in der aktuellen Situation Inspiration für ihre Arbeit zu finden. Sie schreibt uns Folgendes: «Ab Mai wartete eine dreimonatige Performancetour auf mich: Deutschland – Italien – UK – Österreich – Slowakei – Ungarn – Schweiz: also Vagabundenleben und unterwegs sein. Wegen des Lockdowns verlängerte die Landis & Gyr Stiftung meinen Aufenthalt in Zug.

Isoliert, aber nicht gelangweilt
Ich beschäftige mich mit dem Leben heiliger Frauen sowie mit Nonnen- und Recyclingkunst. Im Atelier stehen Abfall- und Textmontagen, Collagen und neue Dioramen-Porträts (Fotograf Kaspar Mattmann aus Luzern) – eine Art plastische Schaubilder. Ein neuer Gebetsband entsteht. Mein erstes Kunstalbum ‹Offspring› ist erschienen, unter anderem mit Texten und Bildern von Zug und Umgebung. Es gibt keine Langweile, aber eine nicht immer einfache Isolation.

Zwischen Abfall und Nonnen gibt’s Hoffnung
Dafür gibt es Freunde und Kollegen, Gespräche, vorsichtige Minizugfahrten, Ausflüge mit Jean Michelle Jarre’s Oxygenmusik, und es gibt die Texte und den Abfall, die diese Zeit dokumentieren. Es gibt Online-Festivals und Online-Hugs; eben Hug-Emojis, eine neue Empfindlichkeit und Empathie, welche auf die ‹Dürfenzeit› für echte und nahe, starke Umarmungen vorbereitet. Also was könnte Passenderes in einem Kloster gesagt werden: Es gibt die Hoffnung.»