Verein eröffnet sein Schaulager in Neuheim
Brauchtum & Geschichte
Industriepfad Lorze hat eine Ausstellung zusammengestellt über die Entwicklung des industriellen Sektors in Zug.
Neuheim – Ulrich Straub, Präsident des 1994 gegründeten Vereins Industriepfad Lorze (IPL), hält anlässlich der Eröffnung des Schaulagers «Sammlung Zuger Industrieobjekte» einen Schirm in die Höhe, der ihm als letzter Eingang am selben Morgen der Eröffnung überreicht wurde. Dieser Schirm hat Seltenheitswert und passt perfekt zur Sammlung, welche der Industriepfad Lorze mit einem Festakt eröffnete. Das Spezielle an diesem Regenschirm ist dessen Herkunft. Er wurde hergestellt im Kanton Zug, genauer in der Stadt Zug an der Pilatusstrasse, wo einst solche Alltagsobjekte entstanden.
Die Stadt Zug ist Ursprungsort der Schweizer Schirmindustrie. Im Jahr 1848 begann Gottlieb Speck in der Stadt Zug als erster Unternehmer in der Schweiz mit der Herstellung von Schirmen für den Wiederverkauf. Die ersten dieser erst Gebrauchsartikel, später Modeaccessoires «Made in Zug», hatten Arbeiter bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts gefertigt.
«Zeugnisse der Zuger Zigarrenfabrik, die damals an Ägeristrasse in Zug domiziliert war, fehlen hingegen weiterhin, was wir sehr bedauern», führt Straub aus. Doch auch ohne Objekte der Zuger Zigarren-Produktion verfügt der Verein Industriepfad Lorze mittlerweile über eine stattliche Anzahl, die er dem interessierten Publikum präsentieren kann. Im nunmehr öffentlich zugänglichen Schaulager – Führungen sind direkt über den Verein Industriepfad Lorze buchbar – sind um die 800 Exponate ausgestellt. Der gesamte Fundus setzt sich aus rund 3200 Objekten zusammen.
Am Tag der offenen Tore im Zuger Depot Technikgeschichte (ZDT) hatten am Samstag, 11. September, schon viele Personen jedes Alters die Ausstellung «Sammlung Zuger Industrieobjekte» besichtigt. Bei der offiziellen Eröffnung am Sonntag kamen nochmals deren 130 Interessierte hinzu.
Weltweit bekannte Industriezweige
Präsent waren auch zahlreiche Vertreter aus der Zuger Politik und der lokalen sowie internationalen Wirtschaft. Diese Kombination widerspricht sich keinesfalls, denn die Industrialisierung war eine Triebfeder im Kanton Zug. Die Spinnereien, die Metallwarenfabrik, die Landis & Gyr und die Verzinkerei Zug sind nur einige Vertreter von Industriezweigen, welche Zug in der weiten Welt bekannt machten und machen. So führte Ulrich Straub bei der offiziellen Eröffnung des Schaulagers im ehemaligen Zeughaus in Neuheim aus: «Praktisch in jedem Haushalt der Schweiz steckt ein Stück Zug.»
Für eine historische Einordnung der Industrie im Kanton Zug sorgte auch die Rede von Andreas Umbach, Verwaltungsratspräsident der Landis & Gyr und Präsident der Zuger Wirtschaftskammer. Umbach erklärte anhand der Geschichte zahlreicher Zuger Industriebetriebe, dass deren Wirken weit über die Grenzen des Kantons Zug hinausging. Diese Internationalisierung hat den Standort und Zug früh geprägt. Andreas Umbachs Fazit dieser Entwicklung des Industriesektors: «Ohne das frühzeitige Aufgreifen moderner Technologien wären wir heute nicht der erfolgreiche Kanton, der wir sind. Wer glaubt, dass Zug nur ein Steuerparadies sei, der übersieht weitere wesentliche Erfolgsfaktoren. Die Phase der Industrialisierung im Kanton Zug begann vor 180 Jahren und sucht in der Zentralschweiz ihresgleichen.»
«Es ist auch den Vorfahren zu danken»
Regierungsrätin Sylvia Thalmann-Gut, die aktuelle Volkswirtschaftsdirektorin des Kantons Zug, erinnerte in ihrer Ansprache daran, wie wichtig es bei solchen Projekten wie dem Schaulager sei, auf die Unterstützung von Menschen zählen zu können, welche mit Herzblut und Leidenschaft bei der Sache seien. «Es ist aber auch unseren Vorfahren zu danken, die Ausserordentliches geleistet haben.» Zeugen dieses umfangreichen Wirkens sind im Schaulager des Zuger Depot Technikgeschichte auf Voranmeldung zu besichtigen. Weitere Infos gibt es unter: www.industriepfad-lorze.ch.
Für den Industriepfad Lorze: Christine Weber