Rémy Frick in seinem Urelement

Dies & Das

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Der begnadete Insider vermittelte wertvolle Einblicke in Zugs reichhaltige Theaterlandschaft.

Zug – Die verdienstvollen Mühewaltungen des Vereins Zuger Stadtführungen mit Promotor Ulrich Fritsche, der Bevölkerung spezifische historische Zusammenhänge näherzubringen, zeitigten einmal mehr eine erfreuliche Resonanz. Rémy Frick berichtete über die erste, gewaltige Theateraufführung des Stücks «Eydgnossisches Contrafeth Auff- und Abnemmender Jungfrawen Helvetiae» des Münzmeisters Johann Caspar Weissenbach 1672 auf dem Kolinplatz vor 3000 (!) Personen! Am Weinmarkt nebenan befand sich 1782 bis 1842 das erste ständige Theaterlokal «auf der Metzg», heute Polizeiposten, seinerzeit Schlachthof, Musikschule, Feuerwehrdepot, Kindergarten. Frick: «Unten schlachtete man Ochsen, oben Helden!»

1808 gründete sich die Theatergesellschaft Zug, nach zehn Jahren ergänzt auf Theater- und Musikgesellschaft Zug. Schauspieler und Figuranten fanden eine knappe Ausstattung vor, immerhin und buchstäblich erhellt durch seltenes Kunst-Licht mit Öl-Schüsselchen und -Ampeln.

Theater Casino: Der Durchbruch

1842 disloziert der Theaterbetrieb an den Schanzenplatz, geläufiger als Postplatz, heute kantonales Verwaltungsgebäude. Dort stand das Hotel Bellevue mit Saal und Bühne von acht Metern Breite, 5,5 Metern Tiefe, 8,5 Metern Höhe, der Bühnenraum im Proszenium misst 5 x 4,5 Meter. Die Ausstattung besteht aus dem Prospekt und je 3 Seitenkulissen, der Zuschauerraum mit 70 Quadratmetern Grundfläche fasst 300 Personen. Rémy Frick bezeichnet den Kristallleuchter als Prunkstück und das elektrische Licht, sonst nur gerade in Genf vorhanden, als spektakuläre Neuerung von 1889, erzeugt durch eine Dynamomaschine des nahen «Löwen»!

Ein Brand im Theater Chicagos mit 602 Toten erschüttert die Welt, mithin den Stadtrat von Zug dergestalt, dass er das ungenügend feuergeschützte Theater 1904 kurzerhand schliesst! Die Teilnehmenden dislozieren zum Theater Casino von 1909, dem lotteriemitfinanzierten Neubau für Theater und Konzerte, das auch Feste, Versammlungen, Kongresse, Bankette beherbergt. Als Architekt fungiert Dagobert Keiser (Sohn). 1961 errichten die Stadt und die Theater- und Musikgesellschaft Zug die Stiftung Theater Casino. Den Durchbruch zur nationalen und internationalen Kulturszene schafft der Neubau von 1981 der Architekten Hans Peter Ammann und Peter Baumann mit der Hauptbühne von 16,75 Metern Breite, 13,70 Metern Tiefe, 15,50 Metern Höhe bis Oberkante Schnürboden. Der gekonnt aufgehübschte Altbau mit Restaurant befriedigt gesellschaftliche Bedürfnisse.

Besondere Erwähnung: Hagenbuch und Hüsch

Als Schluss-Station peilte Frick den Burgbachkeller an mit dem schmucken Kleintheater im grossen Gebäude, erbaut durch Meister Ulrich Giger aus dem Val Sesia am Monte Rosa 1516/17 als Spital und 1875 durch Dagobert Keiser (Vater) umgenutzt als Knabenschulhaus. Der Keller diente als Aufbahrungsort Verstorbener und als Aufbewahrungsort für Weinfässer. Dank der Initiative Annemarie und Eugen Hotzens, grosszügiger Spenden und Beiträgen der öffentlichen Hände sowie nach Verscheuchung der Ratten gelang unter der Ägide Peter Kamms der beträchtliche Wurf der Einrichtung eines Kleintheaters, 1968 eingeweiht mit dem Stück «Herbstzeitglossen» des Kabaretts «Durzug» mit dem legendären Sepp Keiser alias «Zuger»! Neben einer gerafften Aufzählung der hier aufgetretenen namhaften Künstlerschaft, von gängig bis experimentell, erwähnte Rémy Frick bescheiden-beiläufig sich selber, der seit 35 Jahren mit den «Zuger Spiillüüt» im Burgbachkeller für Furore sorgt und sich obendrein während 16 Jahren als Beleuchter und Techniker betätigte. Unter den Stammgästen streicht er Hanns Dieter Hüsch heraus, welcher seine Figur «Hagenbuch» getreulich dem Zuger Politiker und Original Emil Hagenbuch widmet, einem massgeblichen Förderer des Kellertheaters und dem geschätzten Gastgeber der «Kleinkulturgemeinde» im benachbarten Wirtshaus Frohsinn! «Die Kulisse» sowie Schul- und Seniorentheaterformationen bereichern die theatralische Vielfalt Zugs. (Text für den Verein Zuger Stadtführungen von Jürg Johner)