«Ich bin eine Pionierin»

Dies & Das

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Als Kulturbeauftragte hat sie der Szene der Stadt Zug mit grossem Ideenreichtum und viel Kreativität Kontur und Profil verliehen. Nun stellt sich Jacqueline Falk einer neuen Herausforderung.

  • Jacqueline Falk hat in 15 Jahren zahlreiche Projekte verwirklicht. (Bild Matthias Jurt)
    Jacqueline Falk hat in 15 Jahren zahlreiche Projekte verwirklicht. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Die Resonanz war riesig, als die Stadt Zug anno 2005 per Anzeige eine Kulturbeauftragte, respektive einen Kulturbeauftragten suchte, nachdem die bis­herige Verantwortliche Sonja Hägeli bei der Ernst Göhner-Stiftung ein neues Tätigkeitsfeld gefunden hatte.

Über 250 Bewerbungen gingen ein, von denen diejenige einer damals 38-jährigen Baslerin schliesslich das Rennen machte: Jacqueline Falk war zu dem Zeitpunkt auf dem Kultursektor bereits sehr erfahren und solide vernetzt – sie hat als Theaterautorin sowie Filmregisseurin gearbeitet und war für die Christoph Merian Stiftung und die Basler Zeitung tätig. In der Tasche hatte sie einen Studienabschluss in Kunstgeschichte, in spanischer wie deutscher Literatur, in Filmregie und – ganz frisch – in Kulturmanagement. Insbesondere Letzteres hatte ihr schliesslich den Weg für die vielversprechende Stelle in Zug geebnet.

Geschlagene eineinhalb Dekaden hat Jacqueline Falk das kulturelle Leben und somit die Szene in der Stadt Zug gemeinsam mit einem starken Team massgeblich mitgeprägt. «Nun, nach all diesen Jahren ist in mir die Lust auf Neues erwachsen», antwortet Jacqueline Falk auf die Frage, weshalb sie Zug verlassen wird. «Ich bin eine Pionierin, will Neues schaffen, wo Potenzial für Neues ist. Und will Bedürfnisse erfüllen, wo Bedürfnisse sind.»

Arbeit gibt es für die neue Abteilung noch genug

Das soll nicht heissen, dass in Zug alle Arbeit getan und sämtliches Potenzial ausgeschöpft ist, «denn es gibt hier nach wie vor Entwicklungsmöglichkeiten und Herausforderungen, darunter etwa die weitere Umsetzung der Kulturstrategie.» Dieses Mammutwerk hat Falk damals in Angriff genommen, es als federführende Instanz sukzessive betreut und ausgeformt. Nun zeichnet die im vergangenen Jahr neu geschaffene Abteilung für Kultur verantwortlich für die weitere Umsetzung der Kulturstrategie. Jacqueline Falk verlegt ihren Arbeitsort ins Zürcher Oberland, wo sie Anfang April als Leiterin Kultur und Gesellschaft das gleichnamige Strategische Geschäftsfeld des Regionalmanagements leiten und das regionale Kulturgeschehen mitgestalten und weiter aufbauen wird. Die heute 53-Jährige kann dabei auf ihre einschlägigen Erfahrungen in Zug zurückgreifen – war hier damals die Ausgangslage vergleichbar für sie. Falk rekapituliert: «Vorerst hiess es für mich, eine Kultur-Bestandesaufnahme zu machen, herauszuspüren, wie die Szene in Zug sich gestaltet, wie sie strukturiert ist, wie sie tickt. Und vor allem wollte ich die Bedürfnisse von Kulturschaffenden wie auch des ­Publikums ausloten.» Die seinerzeit frisch gebackene Kulturbeauftragte stiess in Zug auf eine grosse Offenheit aller – «auch seitens Stadt war die Neugier auf Neues gross», erinnert sie sich. Und man gewährte ihr weitgehend freie Hand und viel Spielraum, das städtische Kulturgeschehen zu fördern, gestalten, formen, in sich zu vernetzen... – und vor allem erwähnte Kulturstrategie in Angriff zu nehmen, welche bald das bisherige Kulturleitbild ersetzen sollte. «Es gab schon zu jenem Zeitpunkt eine sehr bunte und lebendige Szene in Zug», blickt Falk zurück. «Aber es war auf dem Gebiet der Vermittlung noch viel zu tun. Und vor allem fehlte es an Räumen, wo Kultur stattfinden kann.» Die bisher kaum existente Zwischennutzung von temporär leer stehenden Gebäuden und Räumen wurde in Zug bald gängige Praxis, Kunstschaffende erhielten plötzlich Bühnen und Platz für ihre Arbeit, was wiederum deren engere Vernetzung untereinander ermöglichte – eines der grossen Ziele. «Zuvor waren es hauptsächlich Einzelinitiativen und alleinstehende Projekte gewesen», erklärt Jacqueline Falk. «Durch diese Vernetzungen entstanden immer mehr gemeinsame Aktionen, die miteinander in den Kontext gestellt wurden.»

Mit grossen Kulturprojekten wie Lost in Tugium, Reactivate!, Herrliche Zeiten, Ohne Rast, die Bespielung des alten Spitals oder der Villa Lauried – um nur eine Auswahl anzuführen – setzte Jacqueline Falk mit ihrem Team und zahlreichen Kollaborationen überregional beachtete Meilensteine in der Entwicklung des jüngeren Zuger Kulturgeschehens und brachte im Rahmen dessen auch international agierende Kunstschaffende und somit eine grosse Kultur-Diversität nach Zug. Damit wurden Denkanstösse gesetzt für die weitere Entwicklung, neues Publikum konnte erreicht werden, bisherige Nischendisziplinen wie der Tanz erhielten mehr Aufmerksamkeit. Falk: «Es kam regelrecht Bewegung in die Szene. Die Stadt erwies sich dabei stets als treibende Kraft, als offene und interessierte Ermöglicherin.» Ein weiteres laufendes Projekt unter der Ägide Falk war die Erweiterung und Neuordnung des städtischen Kunstfundus – diesen in Form einer kongruenten Sammlung zu fassen und zu präsentieren. Entstanden ist letztendlich das Hängungskonzept im neuen Stadthaus, wo ein grosser Teil des Fundus thematisch geordnet die Wände bespielt.

Die Verbundenheit mit der Stadt wird anhalten

«Gestaltungsmöglichkeiten waren mir seit jeher sehr wichtig» wirft Jacqueline Falk an dieser Stelle ein. Und dass sie diese demnächst auch in ihrem neuen Wirkungsfeld im Zürcher Oberland findet, davon ist sie überzeugt – und sie freut sich darauf, dort ihren innovativen Geist walten zu lassen.

Mit Fug und Recht stolz blickt die Kulturfrau am Ende dieser Episode auf ein fruchtbares, nachhaltiges Wirken in der Stadt Zug zurück. «Ich werde Zug sehr verbunden bleiben», sagt Jacqueline Falk. «Weiterhin will ich am Geschehen hier teilnehmen. Und ich bin gespannt, wie es sich weiterentwickelt.» (Andreas Faessler)