Begeisterung und Unglaube in der Galvanik

Musik

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Divlje Jagode, die bosnischen Pioniere des Hardrocks, haben der Galvanik einen Besuch abgestattet und damit für das Fortbestehen einer neuen Konzertreihe gesorgt.

Zug – «Vor 30 Jahren habe ich Divlje Jagode live gesehen. Jetzt spielt die Band hier in Zug – das ist unglaublich. Einer der besten Gitarristen aller Zeiten steht vor uns», sagt Denis Bozo aus Zofingen begeistert. Nicht nur bei ihm war die Freude grosse, dass Zug Besuch von Pionieren der Rockszene erhielt. Divlje Jagode, auf Deutsch «Wilde Erdbeeren», im Jahr 1977 in Bosnien-Herzegowina gegründet, haben in ihrem 40-jährigen Bestehen einen ikonengleichen Status erreicht und machen auch noch heute ihrem Namen alle Ehre. Denn wild ging es in der Galvanik tatsächlich zu und her. «Uns ist es ein Rätsel, wie eine solche Koryphäe hierhergeholt werden konnte», sagten Denita und Elvir aus Affoltern am Albis.

Ein grosses Fest

Des Rätsels Lösung: Das Konzert hat auf einer wagemutigen Idee eines jungen Zugers beruht. «Wenn mir etwas nicht passt oder ich mir etwas wünsche, dann versuche ich es zu ändern respektive in die Tat umzusetzen», erklärt Dino Sabanovic. Bereits im vergangenen November hatten musikalische Idole aus Bosnien (Zabranjeno Pusenje) die Besucher der Galvanik zum Schwitzen und Feiern gebracht. Dabei handelte es sich um ein Pilotprojekt des jungen Zugers Sabanovic, das am vergangenen Wochenende seine Fortsetzung erfuhr. «Ich will den Leuten aus Zug eine Alternative bieten zum austauschbaren und herkömmlichen Ausgang», erklärt der 22-Jährige. Die Idee einer Konzertreihe, die den bosnisch-schweizerischen Austausch fördert, scheint zu klappen. «Bereits beim zweiten Anlass folgen einige Besucher nun sogar aus Deutschland dem Ruf des Konzerts», erklärt Sabanovic, der mit viel Herzblut den Leuten aus Zug «ein Riesen-Fest» bieten will. Dabei eignet sich die Galvanik als Kulturzentrum mit viel Charakter bestens, was auch am Samstag deutlich bewiesen wurde. Bevor das Kaliber aus dem Osten seine rauen Riffs anschlug, bereitete die Zuger Band Gracchus das Publikum vorbildlich auf Hochstimmung vor und sorgte für begeisterten Applaus. «Wir haben uns den Soundcheck von Divlje Jagode angehört und waren weggeblasen. Die haben eindeutig was drauf», sagt Bernhard Schnellmann von Gracchus. «Das hat uns schon sehr nervös gemacht, den Abend für diese international bekannte Band zu eröffnen. Es hat uns aber umso mehr angespornt, uns von unserer besten Seite zu zeigen», führt Allan Murphy, der Schlagzeuger der Band, im Anschluss an ihren energiegeladenen Auftritt aus. «Es ist erstaunlich zu sehen, wie gemischt das Publikum hier ist. Von Jung bis Alt, Ex-Jugoslawen der ersten und zweiten Generation, Zuger, Ostschweizer, Deutsche – hier mischt sich alles, und es ist beeindruckend, wie die Leute abgehen», hat Patricia Skirgaila aus Zürich festgestellt.

Zuger vermögen zu begeistern

Über 200 feierwütige Leute trafen sich in Zug. Einige, um die Idole ihrer Kindheit, die sie ein Leben lang begleitet haben, endlich wieder einmal live zu sehen. Andere neugierig und offen, eine international gefeierte Band und junge Zuger Heavyrocker tatkräftig anzutreiben und sie zur Höchstform auflaufen zu lassen. «Wir haben über Facebook vom Anlass erfahren und wollten unbedingt ‹Jimi Hendrix› aus dem Osten live sehen», so Denita und ergänzt: «Es ist unglaublich, wie entspannt die Atmosphäre und die Leute hier in der Galvanik sind. Ein wunderbarer Abend.»

Auch die junge Band Gracchus profitierte von der musikbegeisterten Audienz. «Man hat gemerkt, dass hier echte Fans voller Erwartung vor der Bühne bereitstehen. Das Publikum ist schon bei uns abgedreht zur Musik. Bei Divlje Jagode gabs dann kein Halten mehr», schildert Schnellmann, «wer das verpasst hat, ist selber schuld».

Wer nicht dabei war, muss nicht lange warten auf die nächste Gelegenheit: Laut Dino Sabanovic steht bereits Band Nummer drei für einen Auftritt bereit. (Carina Blaser)