Musikalisches Kuriositätenkabinett

Musik

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Das Zuger Pianotrio MaxMantis kommt zurück aus Ludwigsburg und bringt ein «stets überraschendes» Album nach Hause. Stimmen von Roberto Bossard, Peter Bürli und Buzz Lightyear.

  • axMantis geben mit «Green» ihr erstes Album heraus. (Bild Stefan Kaiser)
    axMantis geben mit «Green» ihr erstes Album heraus. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Jeff, Rex und Bob Mantis sind auf dem Weg zur Unendlichkeit. Und wenn es irgendwie drin liegt, gerne auch noch etwas darüber hinaus. Einen ersten Schritt haben die Jazzmusiker hinter den Alter Egos bereits gemacht. «MaxMantis» – das Trio um den Zuger Schlagzeuger Samuel Büttiker – bringt am 19. Oktober seine erste Scheibe auf den Markt. «Green» heisst das Stück Vinyl zwischen geschriebenem und improvisiertem Jazz, einer Hommage an die Schweizer Volksmusik und mehreren Comic Heftchen von Marvel und Co. Kommenden Mittwoch präsentieren sie das «Kuriositätenkabinett» vorab im Casino Zug.

«In unseren Köpfen ist das alles völlig klar. Der Film zur Musik läuft bei uns schon in 5.1 und Full HD!» Das ist Rex Mantis. Oder Rafael Jerjen, wenn man mal so bürgerlich sein darf. Bassist. Dunkelblauer Anzug. Ganz klar das Grossmaul der Truppe: «Die ‹RedBack Bandits’ vom gleichnamigen Track auf der Platte sind schwarze Spinnen auf Pferden, Pistoleros, welche die Stadt rund um die heissesten Gigs unsicher machen», erklärt er. «Unsere Musik ist der Lehnstuhl, das Kino dein Kopf.» Und jeder Superheld nur so mächtig wie sein ärgster Schurke.

Blasierte Gesichter beim Apéro Jazz

Das Ende Oktober zum Album erscheinende Video vom Schweizer Illustrator Mike Cotton-Russell soll die Superhelden-Szenografie der Arrangements endlich auch dem Zuhörer begreifbar machen. SRF-Jazzexperte Peter Bürli hat sich die Platte bereits angehört: «Wer sich auf das Feld Pianotrio im Jazz begibt, braucht heutzutage schon eine gehörige Portion Chuzpe. Das Trio MaxMantis geht die selbst gewählte Aufgabe ganz unbekümmert an und dekliniert ganz verschiedene Ansätze von klassisch-jazzig bis rock-free durch. Die drei setzen dabei klar auf Spielfreude und Lust am Experiment. Da darf es dann schon auch mal ein Volkslied wie ‹Z’Basel a mym Rhy› sein, das liebevoll zerzaust wird. Das macht auch mir als Hörer grossen Spass.» Jerjen nickt heftig, wenn er das liest. Die drei werfen in ihrer Musik die ganz grosse Geste in den Ring. «Deus Ex Machina, Bigger Than Life: Wenn wir auf der Bühne sind, hört man das nicht nur, man fühlt uns. Wir sind da. Wir lieben es.» Das ist Bob Mantis. Farbige Tattoos. Lange blonde Haare. Gut gebauter Körper. Dunkelblauer Anzug. Drums. Seine Mutter nennt ihn Sämi. Sein Versicherungsvertreter kennt den gebürtigen Baarer als Büttiker. «Wir wollen aus diesem ganzen Jazzhaufen herausstechen. Am liebsten oben. Da wo die Kirsche liegt.»

Deus Ex Bauer Studios

Dahin soll sie ihr neues Album bringen. Oder doch wenigstens einen Tortenboden weiter. «Green» wurde in den legendären Bauer Studios eingefangen, deren Gründer etwa das Kölner Konzert von Keith Jarrett für die Nachwelt auf Tape bannte. Die grosse Geste eben. Der bekannte Zuger Jazzgitarrist Roberto Bossard mundet das Erstlingswerk: «Immer wieder Überraschendes, spannend von Anfang bis Ende – das ist MaxMantis, ein musikalisches Kuriositätenkabinett allererster Güte, umgesetzt von drei erstklassigen Musikern.»

Gehaltvoll ins Freie

«Unsere Stücke sind immer als Vehikel für ein Spielgefühl konzipiert. Eine Krücke, die man manchmal auch hinter sich lassen muss, um dem Moment gerecht zu werden.» Wenn sich Jeff Mantis zu Wort meldet, kommt endlich ein verständliches Musikgespräch in Gang. Der Denker der drei. Gefühlvolle Augen. Schwarzer Flügel. Dunkelblauer Anzug. «Lukas», stellt er sich vor. Gernet nennen ihn seine Freunde beim Nachnamen.

«Wir haben zusammen schon so viele verschiedene musikalische Traditionen erkundet, dass unsere spontanen Reaktionen aufeinander aus einem reichhaltigen Wissensschatz schöpfen.» Jeder könne heute anfangen, abstrakt zu malen, meint er. «Wer sich gestern aber schon mit Expressionismus oder Objektstudien beschäftigt hat, drückt sich beim Bruch mit der Konvention mit einer ganz anderen Klarheit aus.» (Wolfgang Meyer)

Hinweis
Keynote Jazz mit MaxMantis, «Green Edition», Bar & Lounge im Theater Casino Zug, am Mittwoch, 3. Oktober 19.45 Uhr.