Sound an, Kurzfilme ab

Film & Multimedia, Musik

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Das Cinekonzert war ehrgeizig – am Konzertabend verschmolz in der Chollerhalle Visuelles mit Musikalischem.

  • Die Zuger Filmtage präsentierten «Stummklang» in der Chollerhalle Zug. (Bild Mathias Blattmann)
    Die Zuger Filmtage präsentierten «Stummklang» in der Chollerhalle Zug. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – «Stummklang» – der Titel des Cinekonzerts vom Mittwochabend, 3. November, trägt ein Oxymoron als Namen. Oxy­mora bestehen aus zwei Begriffen, die sich eigentlich widersprechen. Allein schon deswegen versprach das Projekt bereits vor Konzertbeginn einiges an Spannung. Als Liveerlebnis mit Musik und Film steht dieses sozusagen als Spezialanlass inmitten der 7. Ausgabe der Zuger Filmtage, die vom 2. bis 6. November stattfinden.

Neben den Zuger Filmtagen haben auch der Verein Winkelzug, der Verein Waldstock sowie die Upcoming Filmmakers am Projekt mitgewirkt. Eveline Stalder, Mitinitiantin seitens der Zuger Filmtage, erklärt, was an dieser Partnerschaft so speziell sei: «Die Vereine konzentrieren sich normalerweise alle auf ihr eigenes Metier. Für dieses Projekt konnten wir mit den Stärken aller Beteiligten unser gemein­sames Ziel im Sinne einer Symbiose unterstützen. Wir von den Zuger Filmtagen stellen normalerweise keine Konzerte auf die Beine und die Musiker konzentrieren sich in der Regel mehr um das Akustische als um das Visuelle.»

Man habe gemeinsam auch die bewusste Entscheidung getroffen, dass das Cinekonzert live stattfinde und nicht gestreamt werde, erläutert Stalder: «Das war allen Involvierten wichtig. In den zwei Jahren, in denen wir an diesem Projekt gearbeitet haben, war einiges an Abstimmungsarbeit und Geduld gefragt. Jeder hat dazu etwas Spezielles beigetragen, und es freut mich, dass wir das heute auf die Bühne bringen können.» Im Saal der Chollerhalle haben sich die zahlreichen Besucherinnen und Besucher bei geselliger Stimmung eingefunden und verfolgen gespannt, wie die acht Musiker auf der Bühne vor drei grossen Bildschirmen Platz nehmen.

Die Livemusik ist improvisiert

Sogleich verschmilzt Visuelles mit Musikalischem. In schwarz-weisser Ästhetik dringt Sonnenlicht durch einen Wald, während atmosphärische und minimalistische Musik die eindrücklichen Bilder unterstreicht. Nach einigen Minuten wechseln die Kurzfilme, die von Filmschaffenden aus der Zentralschweiz produziert worden sind, jeweils. Dies geschieht nicht abrupt, sondern fliessend und ungezwungen. Erst kann man animierten Kaulquappen, dann von sinnlichen Klängen unterlegte Skizzen einer Katze und seinem Herrchen zusehen, und plötzlich fährt man in surrealer Weise auf einem wilden und existenziell anmutenden Trip auf einer leeren Strasse. Musik und Bild ergänzen sich, wobei kein Medium die Oberhand einnimmt und beiden gleichermassen Raum gelassen wird.

Linus Meier ist Mitinitiant seitens des Vereins Winkelzug und spielt im «Stummklang» selbst Bass. Er führt aus, dass das Cine­konzert für die Musiker, die in dieser Formation zum ersten Mal gemeinsam auftreten, ganz im Zeichen der Improvisation steht: «Wir haben nur dreimal gemeinsam geprobt und versuchen auf die verschiedenen Filmszenen musikalisch zusammen zu reagieren. Nach den Proben haben wir jeweils besprochen, was wir gut und was wir weniger gut fanden – Kommunikation ist das A und O.»

Die Kurzfilme werden nicht an einem Stück gespielt, sondern kehren in Teilstücken immer wieder zurück, was Spannung und Witz erzeugt. Auf animier­te Szenen folgen destruktive Momente, wo ein iPhone mit einem Hammer und DVDs von Hand demoliert werden. Das Liveerlebnis hat dazu eingeladen, sich mit allen Sinnen auf das Präsentierte einzulassen. Es ist gut vorstellbar, dass jede Besucherin und jeder Besucher das Erlebte auf ganz eigene Weise deutet. Gut angekommen ist «Stummklang» auf jeden Fall – mit einem warmen Applaus wird das wahrlich erlebnisreiche Cinekonzert zum Abschluss verdankt. (Nils Rogenmoser)