Wie der Künstler ins Boot stieg

Kunst & Baukultur

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Die aktuelle Ausstellung im Kunst-Kubus ist dem einheimischen Bildhauer Daniel Züsli gewidmet, der für den Ruderclub die Holzskulptur an der Lorze geschaffen hat.

  • Der Chamer Künstler Daniel Züsli zeigt ein Modell seiner Arbeit. (Bild Roger Zbinden)
    Der Chamer Künstler Daniel Züsli zeigt ein Modell seiner Arbeit. (Bild Roger Zbinden)

Cham – Es braucht ja nicht viel, und der Chamer Kunst-Kubus ist zu klein. Das war am letzten Samstag der Fall, als die neue Ausstellung vor interessierten Besuchern mit launigen Reden eröffnet wurde. Sie verweist auf den Entstehungsprozess der markanten Holzskulptur, die der Künstler Daniel Züsli zum 100-Jahr-Jubiläum des Ruderclubs (RC) Cham aus einem Teilstück des Nestlé-Mammutbaumes geschaffen hat. Sie steht bereits seit Frühling beim Ruderclub an der Lorze.

So manche Besucher streichen sanft über das Holz des grössten Modells mitten im Kunst-Kubus, spüren den sichtbaren Strukturen der Jahresringe nach und staunen über den dynamischen Ausdruck der Figur. Der Ruderer ist gut erkennbar, und es ist Daniel Züsli gelungen, aus dem statischen Material einen kraftvoll agierenden Sportler zu erschaffen. Nein, er sei noch nie in einem solchen Boot gesessen, gibt er ehrlich zu.

Mit Plastilin und Holz getüftelt

Deswegen habe er sich zu Beginn der Planung zuerst einmal mit der rückwärts gerichteten Bewegung des Ruderns befasst, und damit, wie er sie umsetzen könne. «Das grosse Modell hier war aber nicht der Anfang der rund halbjährigen Arbeit», erklärt der Chamer und verweist auf die winzigen, dunklen Plastilinfiguren nebenan. Täglich habe er sich Gedanken gemacht, kleine Modelle aus Holz und Plastilin erstellt und dazwischen das grosse Modell gebaut. Das sei der Grund, dass es hier mehrere ähnliche Varianten gebe. «Für die Skulptur blieb mir ein mehrere Tonnen schweres Stück Holz, und ich konnte nur wegschneiden», begründet er die Modellmenge. Wie ein Foto zeigt, hat er für die ersten Formen mit der Kettensäge gearbeitet, bevor der Feinschliff anstand. Der Bildhauer ist überzeugt, dass die Skulptur lange halten könne, sie müsse jedoch regelmässig behandelt und gepflegt werden.

Unter den Fotos gibt es sogar eines mit Ruder-Skulpturen aus aller Welt. Die Filme zeigen das Fällen des Mammutbaumes und die beiden Ruder-Olympiasieger von Rio, Simon Niepmann und Mario Gyr, im Einsatz. Hier im Kubus liegt auch das Jubiläumsbuch des RC Cham mit der Geschichte der Skulptur sowie der Höhen und Tiefen des Dorf­vereins. Es ist ein Stück Zeit­geschichte, das eng mit der Gemeinde verknüpft ist. Einer der Initianten des Projekts «RowArt 100» ist Leo Diehm, OK-Mitglied des RC Cham. Noch immer ist seine Begeisterung spürbar, wenn er mit lustigen Episoden von der Planung für die Jubiläumsaktivitäten berichtet, die unter dem Motto «Zurückschauen und sich vorwärts bewegen» stehen. Und davon, wie Daniel Züsli zufällig ins Boot geholt werden konnte. Für Diehm bildet die Skulptur den Faktor Zeit «genial» ab, sie helfe mit, Brücken zur Chamer Bevölkerung zu bauen. Mit den Hintergründen vertraut ist auch Ignaz Staub, der den Weg des Künstlers Daniel Züsli aufzeigt und sagt: «Die fertige Figur erweckt den Eindruck, als wolle der Ruderer ablegen und in den See stechen. Er rudert jedoch unermüdlich an Land.»

Der Kunst-Kubus ist am Samstag, 11. August, und am 18. August, jeweils von 11 bis 15 Uhr geöffnet. (Monika Wegmann)