Ausgefallen und politisch angehaucht

Brauchtum & Geschichte

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Das Allenwindner Fasnachtsvolk zelebrierte am Samstagnachmittag seinen traditionellen Umzug durch das Dorf.

  • Am Umzug gab es Sujets wie Spielkarten, das Krokodil im Hallwilersee oder das Abschalten des AKW Beznau. (Bilder Christian H. Hildebrand)
    Am Umzug gab es Sujets wie Spielkarten, das Krokodil im Hallwilersee oder das Abschalten des AKW Beznau. (Bilder Christian H. Hildebrand)

Allenwinden – Das Prachtwetter lockte am Samstag so manchen Fasnachtsbegeisterten nach Allenwinden. Bereits vor Umzugsbeginn herrschten in und um den Dorfkern reges Treiben und ausgelassene Stimmung. Auch heuer wurden wieder keine Mühen gescheut – die Fasnachtsbesucher präsentierten ihre ausgefallenen Kostüme und ernteten dafür Lob von Freunden und Bekannten.

Standesgemäss wurde der Umzug um 13.30 Uhr mit einem ohrenbetäubenden Knall eröffnet. Gespannt erwarteten die Besucher den Umzugstross, angeführt durch die Guggenmusik Grütlihüüler, welche mit ihren eingängigen Melodien für Kopfnicken und Hüftschwung sorgte. Kunterbunt traten die Umzugsteilnehmer auf – ob als blaue Schlümpfe, Glückspielkarten und Roulette-Spieltische oder als unverkennbar rot-weiss-blau gestreiften Baarer Räbegäuggel-Originale.

Vom Atommüll bis zur Lottoziehung

Ein Umzugswagen kritisierte den Zuger Postplatz in seinem heutigen Daherkommen etwas polemisch als öde und kalt und forderte baldige Ideen, um ihm wieder attraktiver zu gestalten. Auffallend viele schweizweite Missstände wurden aufgegriffen und regten mit ihren kreativen und aufwendigen Inszenierungen zum Denken an. «AKW – wäg und jetzt?» fragte man an einem Wagen, was mit humorvollen Lösungsansätzen zum Atommüll für Schmunzeln sorgte. Auch wurden das brandneue 5G-Mobilnetz oder die Axenstrasse als Verkehrschaos inszeniert. Geworfen von den Faschallministern flogen reichlich Orangen durch die Luft und beim kostenfreien Ausschank von Kafi-­Schnaps wurde nicht gespart. Wilde 80er-Jahre-Kostüme liessen die Besucher in Erinnerungen schwelgen und eine übergrosse Lotto-Ziehung versprach viel Glück. Ein Hingucker waren auch Kostüme mit Fliegenpilz-, Morchel- oder Eierschwamm-­Hüten.

Im Sommer machte die angebliche Sichtung eines Krokodils im Hallwilersee, die sich als falsch herausstellte, die Runde. Der Steihüüfler Wagenbauverein nahm die «Krokodil-Safari» gekonnt aufs Korn. Vereinspräsident Michael Weber erklärt: «Unsere kreative Sitzung zeigte, dass wir diese Geschichte umsetzen wollen. So installierten wir einen geheizten Pool und geniessen den Umzug und das tolle Wetter nun in der Badehose. Untereinander haben wir es immer glatt.» (Nils Rogenmoser)