Zug besteht die Bänkli-Challenge 2018

Kunst & Baukultur

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Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz mehr als 14000 Bänkli dokumentiert. Das Projekt des Vereins Bankkultur bewegte auch viele Bänkli-Enthusiasten aus der Region, ihre Bedürfnisse und Geschichten bezüglich des Kulturguts zu äussern.

  • Hanspeter Bruder (68) ist fleissig unterwegs und hat rund 260 Zuger Bänkli dokumentiert. (Bild Stefan Kaiser)
    Hanspeter Bruder (68) ist fleissig unterwegs und hat rund 260 Zuger Bänkli dokumentiert. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Die Bänkli-Challenge funktionierte mittels Online-Crowd­sourcing und bestand darin, je nach Grösse des Kantons mindestens 1000 beziehungsweise 500 Bänkli auf der Bänkli-Landkarte im Internet unter www.bankgeheimnisse.chzu dokumentieren. Nur 500 Bänkli dokumentieren, um zu gewinnen, mussten Kantone, die weniger als 100000 Einwohner oder eine kleinere Fläche als 1000 Quadratkilometer haben. Schweizweit wurden mehr als 14000 Bänkli dokumentiert. Der Kanton Zug hat mit 503 Bänkli-Dokumentationen die Challenge bestanden. Auf der Gesamtbewertung befindet er sich auf Platz zwölf und liegt nur ein Bänkli hinter dem Kanton Glarus.

Die Bänkli werden auf der Karte mit verschiedenen Eigenschaften dokumentiert; Ort, Aussicht, Lärmpegel, Infrastruktur, Zugänglichkeit und Gesamteindruck. Anhand dieser Eigenschaften können die Bänkli auf der Bankgeheimnis-Landkarte beim Suchen auch gefiltert werden. Unter www.bankkultur.ch können zudem Bänkli-News mitverfolgt werden, auf denen wunderbare Bänkli- und Bänkli-Aussichtsfotos zu sehen sind.

Zürcher dokumentierte 260 Zuger Bänkli

Die Teilnehmerin, die am meisten Bänkli dokumentierte, ist Monika Schwentner aus dem Kanton Zürich. Sie hat über 2200 Bänkli aufgezeichnet. Der Bänkli-Virus habe sie voll im Griff, verrät Monika Schwentner im Online-Interview auf der Website. Grund für ihre Liebe zu Bänkli sei, dass sie auf Sitz- und Liegemöglichkeiten jederzeit und unvermittelt angewiesen sei, da sie einen angeborenen Herzfehler habe. «Eine Bänkli-Karte ist für mich genauso wichtig wie gute Wanderkarten und Notfall-Apps.»

Hanspeter Bruder (68) aus Affoltern am Albis hat schweizweit 899 Bänkli dokumentiert, rund 260 davon im Kanton Zug. Vor der Pension arbeitete Bruder bei den SBB im Sicherheitsdienst. Nun habe er mehr Zeit, um seiner Liebe fürs Wandern nachzugehen, erzählt Bruder gegenüber unserer Zeitung. Aus ihr entspringt auch sein Engagement für den Verein Bankkultur. Er und seine Frau Erika Bruder (67) gehen oft zusammen auf Exkursionen und sind dadurch viel in der ganzen Schweiz unterwegs. Hanspeter Bruder erzählt, wie es dazu kam, dass er so viele Bänkli dokumentierte: «Schon bevor ich Bankkultur kannte, habe ich Fotos von schönen Aussichten auf verschiedene Schweizer Webseiten hochgeladen. Ab und zu war dann auch einmal eine Bank auf dem Foto.» Die Präsidentin des Vereins für Bankkultur, Renate Albrecher, habe, nachdem sie seine Bilder gesehen hatte, mit ihm Kontakt aufgenommen. «Sie erzählte mir von Bankkultur. Dies war vor etwa zwei Jahren, also noch vor der Bänkli-Challenge 2018 und bevor es Kult war.» In Zug gebe es natürlich zahlreiche Bänkli, beispielsweise bei der Villette in Cham oder auf der Route vom Zuger Schiffshafen bis Oberwil. Auch in Ägeri hat Bruder viele Bänkli dokumentiert. «Ich liebe die Berge. Den Panoramaweg in Ägeri habe ich daher schon öfters gemacht.» Das Lieblingsbänkli Bruders befindet sich auf dem Fronalpstock mit Blick Richtung Urnersee. «Bei diesem Ausblick kommen mir viele Erinnerungen aus der Schulzeit hoch», so der Pensionär.

Dies sind nur zwei von vielen Bänkli-Geschichten. Die Präsidentin von Bankkultur, Renate Albrecher, erzählt, sie habe unglaublich viele Briefe, E-Mails und Anrufe von Menschen erhalten, die sich über ihre Geschichten, Probleme und Wünsche zum Thema Bänkli äussern wollten. «Die Leute freuen sich, ernst genommen zu werden. Ich fühle mich ein bisschen wie die Bankpsychologin der Nation.» Dass die Liebe zu Bänkli so weit verbreitet ist und der Verein für Bankkultur so ein Erfolg würde, hätte sie nicht gedacht.

Bankkultur geht auch nach der Challenge weiter

Renate Albrecher hat aus verschiedenen Gründen mit dem Projekt gestartet. «Dort wo Bänkli sind, ist es schön und ich wollte wissen, wo diese stehen. Es gab noch keinen Ort, um das nachzuschauen», erklärt die Vereinspräsidentin. Aus dem Blickwinkel einer Soziologin sei anhand der Bänkli einer Nation zudem viel über eine Gesellschaft herauszufinden. «Beispielsweise anhand der Qualität der Bänkli, wer sich hinsetzen darf oder wo sie stehen. Bänkli sind Orte, um innezuhalten, sich auszutauschen und wichtige Gespräche zu führen.»

Dieses Jahr ist das Jahr des Wanderns. Der Verein Bankkultur startet diesbezüglich ein neues Projekt. Eine überdimensionale Wanderbank wird im Verlaufe des Jahres an verschiedene Orte gebracht werden, wo dann Veranstaltungen stattfinden werden, unter anderem in Nidwalden, im Appenzeller- und im Glarnerland. Renate Albrecher erklärt: «Normalerweise wartet die Bank auf die Person, die zu ihr hinwandert. Bei diesem Projekt warten die Menschen aber auf die wandernde Bank.» (Daniel Hügli)

Hinweis

Die rund 500 Zuger Bänkli der Bänkli-Challenge sind unter www.bankgeheimnisse.ch zu finden.