Der Tüftler nimmt den Hut

Kunst & Baukultur

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Über viele Jahre hinweg hat Alois Rasser einfachen Materialien des Alltags einen neuen Sinn gegeben. Nun geht für ihn ein Kapitel zu Ende: Er schliesst seine kleine Galerie für Gebrauchskunst in der Zuger Altstadt.

  • Alois Rasser (71) zeigt in seiner letzten Ausstellung in der Galerie Das Da eigene Arbeiten. (Bild Stefan Kaiser)
    Alois Rasser (71) zeigt in seiner letzten Ausstellung in der Galerie Das Da eigene Arbeiten. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – In der Zuger Unteraltstadt steht erneut ein Wechsel an – ein bekannter Mieter verabschiedet sich: Nach fast 30 Jahren schliesst Alois Rasser auf Mitte Dezember das «Das Da», die kleine Galerie für Gebrauchskunst im historischen Haus neben der Altstadthalle. Viele Zuger kennen ihn, weil Alois Rasser fast immer mit Hut unterwegs ist, einen markanten Schnauz trägt und gerne schelmisch lächelt.

Engagiert setzte auch er sich für eine Belebung der Altstadt ein und sorgte neben den abwechslungsreichen Schaufenstern für skurrile, schräge und originelle Ausstellungen. «Es waren jährlich bis zu vier Einzel- oder Gruppenausstellungen, total über 100. Ich wollte Freude und Spass, verbunden mit qualifiziertem handwerklichem Schaffen vermitteln. Mir ging es auch nie um die hohe Kunst, sondern darum, günstige Objekte anzubieten, die sich jeder leisten konnte», sagt er am Samstag an der letzten Ausstellung. Diesmal zeigt er ausschliesslich eigene, originelle, verspielte Arbeiten.

Viele Möglichkeiten, bescheidener Erfolg

Für den 71-Jährigen bot der kleine Laden mit dem angegliederten Atelier und der Werkstatt im Keller das Umfeld, sich handwerklich und künstlerisch zu betätigen sowie Ausstellungen zu organisieren. Doch reich geworden ist der gelernte Innenarchitekt und ehemalige Lehrer hier nicht. Das sei ihm bereits zu Beginn klar geworden. «Darum habe ich immer nebenher gearbeitet.» Dennoch sah er spannende Möglichkeiten für die Räume, als er sie von der Liegenschaftsbesitzerin, der Stadt Zug, mietete. «Gleichzeitig war es mein Auftrag, die Schaufenster interessant zu gestalten.» Seiner ersten Ausstellung im kleinen Foyer mit 20 alten Klappstühlen, deren Lehnen und Sitze von verschiedenen Künstlern gestaltet worden waren, war kein Erfolg beschieden: Nur wenige wurden verkauft. Zwar seien in den ersten Jahren immer viele Leute vorbeigekommen, aber mit der Zeit habe deren Zahl abgenommen.

Die Ausstellung mit den alten Stühlen hat bei Alois Rasser trotzdem eine Resonanz erzeugt, die bis heute seine Arbeiten prägt: «Das Recycling kam damals – vor rund 30 Jahren – weltweit auf und hat bei mir immer wieder eine Rolle gespielt.» Damit verweist er auf die Arbeiten der aktuellen Ausstellung, wo er mit einfachen Mitteln, mit gefundenem, zum Teil verrosteten Material oder Gegenständen etwas Neues gestaltet hat. Er ist überzeugt, dass die Seele des Gegenstandes so neu interpretiert wird und skurrile, ernsthafte und humorvolle Objekte entstehen. Aus dem Draht der Rebberge hat er dreidimensionale «Luftzeichnungen» geformt. «Das Material hat mich immer fasziniert, aber die Form – wie die Silhouette eines Gesichtes – muss sofort gelingen, man kann beim Draht nicht viel korrigieren, sonst bricht er.» Heiterkeit lösen auch die eisernen «Totemügerli» aus, zu denen er von Franz Hohlers Geschichte animiert wurde.

Plattform für andere Künstler

Ein Tüftler ist der Zuger ohne Frage. Die dunkle, geheimnisvolle Maske aus Leder an der Wand hat er selber hergestellt, und die Colliers überraschen wegen ihrer ungewohnten Anhänger. Einer davon ist allerdings nicht ganz ungefährlich, sodass man mit diesem Stück lieber eine Wand verziert. Reizvoll findet Alois Rasser, dass seine Arbeiten nicht zusammengeschweisst, sondern nur geschraubt, gesteckt oder geklebt werden. In den ersten Jahren habe er in seiner Galerie eigene Sachen ausgestellt und nach und nach anderen Künstlern eine Plattform geboten. In diesen Tagen zügelt Alois Rasser in sein Haus in Zug, wo es neben dem Wohnraum genügend Platz für seine Werkstatt gibt. Er geht mit einem lachenden und weinenden Auge und sagt: «Es gab hier oft schöne Gespräche.» Doch nun freut er sich auf mehr Freiraum. Doch was passiert im historischen Haus mit dem Erdgeschoss? Alois Rasser sagt: «Der neue Mietvertrag soll nur für zwei Jahre sein, denn es stehen Sanierungen an.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Alois Rasser, meine Arbeiten, Schlussausstellung in der Galerie Das Da, Unteraltstadt 16, Zug. Bis und mit Sonntag, 15. Dezember, offen Samstag/Sonntag von 14 bis 17 Uhr.