Baar – Sachte rollt Zizi Celik ihre Farbwalze hin und her. Heute arbeitet sie mit der Farbe Violett. Der Untergrund: eine Platte aus Gelatine. Celik tupft mit einem Tuch etwas Farbe ab – es entsteht ein Muster. Fehlen nur noch die im Vorhinein ausgewählten Blumen, die Celik sanft auf die Platte drückt. Dann presst die 43-Jährige ein weisses Blatt auf die Fläche. Fertig ist der Abdruck.

Auf diese Weise stellt Celik – vereinfacht gesagt – ihre Bilder her. Die verwendete Technik nennt sich Monodruck. Seit letztem September vertreibt die Künstlerin Kopien dieser Drucke auf ihrem Webshop und in ausgewählten Shops wie Blumenläden. Die auf 50 Stück limitierten Kunstdrucke können etwa an der Wand aufgehängt oder als Grusskarten verschickt werden. Sie kosten rund 40 bis 90 Franken. «Bis jetzt läuft das Geschäft ganz gut, ich stosse auf ein reges Interesse», freut sich Celik, die sich in ihrer Baarer Wohnung ein Atelier eingerichtet hat.

Von der Eventmanagerin zur Floristin

Wie kam Celik auf diese Idee? Vor wenigen Jahren habe sie an einem Scheideweg gestanden: Nachdem ihre zwei Kinder älter geworden waren und nicht mehr so viel Zeit beansprucht hatten, stand sie vor der Wahl, wieder als Angestellte zu arbeiten oder «das zu tun, was ich liebe». Sie entschied sich für Letzteres. Also besuchte sie in ihrem vorherigen Wohnort in den Niederlanden während fünf Monate einen Intensivkurs im Bereich Floristik. Daraufhin arbeitete Celik während drei Jahre in einem Blumenladen. 2018 fing sie an, mit verschiedenen Drucktechniken zu experimentieren und nahm Unterricht bei anderen Künstlern. Ein Jahr später gründete sie ihre Firma Xixi Floral Botanical Prints.

«Ich bin vor allem Autodidaktin», sagt sie. Der Vorteil der gewählten Technik sehe sie darin, dass jeder Druck – im Gegensatz etwa zur Technik mit Druckwalze – einzigartig, also nicht reproduzierbar sei. Die passenden Blumen pflückt Celik bei Spaziergängen in der Region, etwa die Pulsatilla in Unterägeri, Schneeglöckchen in Baar oder Hortensien in Cham. Andere bestellt Celik im Blumenladen.

Erst vor Kurzem nach Baar gezogen

Zizi zog im Herbst 2019 nach Zug – also nur wenige Monate vor Corona. Grund dafür sei gewesen, dass ihr Mann ein Jobangebot bei einer amerikanischen Chemie-Firma erhalten habe. «Keine Sekunde haben wir gezögert», erinnert sich Celik, da sie Zug bereits zuvor kannten und besonders an der Natur Gefallen gefunden hatten. Dies, obwohl sie in den Niederlanden in der Stadt Breda ein glückliches Leben führten. Trotzdem: «Wir bereuen nichts», sagt sie heute – auch wenn der Start in der neuen Wahlheimat durch Corona nicht vereinfacht wurde. Immerhin treffe sie dank ihrem Geschäft viele neue Menschen, sagt Celik. Sie bietet auch Workshops an, in denen sie ihre Technik weitergibt.

Vor ihrer Arbeit als Floristin und Künstlerin war Celik im Event Management tätig, wo sie Konferenzen und Kongresse organisierte. Bis zu 1000 Teilnehmer zählten die Anlässe, die Kundschaft stammte etwa aus der Architektur oder Autoindustrie.

Heute arbeite sie für ihr Start-up mehr als die angestrebten 50 Prozent, da sie wegen Corona öfters zu Hause ist als sonst. In ihrer Freizeit reist Zizi Celik gerne – sobald es die Coronaregelungen zulassen, würde sie mit ihrer Familie gerne Milano entdecken und das Tessin erkunden. Und wer weiss, vielleicht trifft sie dort auf neue Blumen, die sie in ihren Kunstdrucken verewigen wird. (Fabian Gubser)