Universum Kleinstadt

Brauchtum & Geschichte

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Der Historische Verein des Kantons Zug (HVZ) freut sich über eine gelungene Publikation.

Zug – Als schweizweit einzigartig ­apostrophiert Präsident Thomas Glauser das nunmehr erfolgreich beendigte Publikationsprojekt «Universum Kleinstadt», wozu zahlreiche, höchst anerkennende Rückmeldungen eingingen. Zufolge der verständlichen Lesbarkeit packen diese fachkundigen Beiträge über die Stadt Zug und deren Untertanen im Spiegel der Protokolle von Stadtrat und Gemeinde zwischen 1471 und 1798 gerade auch Nichthistoriker.

Dank der grosszügigen Stadt Zug sowie der weitgehenden «Plünderung» eines vereinseigenen Fonds befinden sich auch die Finanzen im Lot. Projektleiterin Brigitte Moser empfing den hochverdienten Dank seitens des Vorsitzenden, welcher neben der Buchtaufe weitere bedeutende Anlässe Revue passieren liess. Hochkarätige Referenten bereicherten auch 2018 das Vereinsleben: Bankjurist Guido Speck, Staatsarchivar Ignaz Civelli, Mühlen-Spezialist Peter Fridlin – welcher obendrein noch den Sprung in den Vorstand schaffte.

Ersatz- und Ergänzungswahlen

Diese Ersatzwahl verursachte Beatrice Sutter durch ihren Rücktritt. Seit 2007 gehörte sie dem Vorstand an, welcher sie ab 2011 mit der Führung des Schlüsselressorts «Quästorat» betraute. Thomas Glauser verlieh seiner Bewunderung über diese perfekte Amtsführung beredten Ausdruck. Ihr grosses Engagement fand aber ebenso in kritisch-konstruktivem Mitdenken ihren Niederschlag. Die GV wählte ausserdem Marco Sigg, Direktor des Museums Burg Zug, zur Ergänzung in den Vorstand, womit sich die bereits mehrfach erprobte Zusammenarbeit weiter festigt.

Kantonsgeschichte: Quo vadis?

Apropos: In Absprache mit dem Präsidenten reichte Daniel Stadlin im Kantonsrat eine Interpellation betreffend Ausarbeitung einer Zuger Kantonsgeschichte ein, welche er persönlich den Versammelten vorstellte. Weil das Projekt aus Spargründen kenterte, unternahm er den ersten Schritt zu einer Anschub-Dynamik, um möglicherweise die Festhaltung des Laufs der Geschichte doch noch in Gang zu setzen.

Ein anderes Politikum, das Referendum zum Denkmalschutzgesetz, erörterte Glauser selber, wobei er den dadurch resultierenden Entscheid des Volkes ausdrücklich begrüsste. Die Art und Weise des Umgangs mit Bauzeugen bilde Teil des historischen Bewusstseins, wobei das Parlament fragwürdige Akzente setzte.

Das attraktive Vereinsprogramm sieht am 18. Mai um 14 Uhr einen Siedlungsrundgang in Rotkreuz, am 27. August «Royale Geschichten aus der Schweiz unter besonderer Berücksichtigung von Zug», am 7. September die Organisation der Jahresversammlung des Historischen Vereins Zentralschweiz und am 28. September eine Führung durch die Sonderausstellung «Ernstfall! Die Schweiz im Kalten Krieg» in der Burg Zug vor.

Thema enttabuisiert

In ihrem Fachreferat legte Judith Kälin den Finger auf eine überaus trübe Thematik, den administrativen Freiheitsentzug im Kanton Zug. Heutzutage kaum mehr zu glauben: Anhand konkreter Fälle zeigte sie auf, dass die Vormundschafts- und Armenbehörden zufolge geltender Gesetzgebungen noch bis 1981 unbescholtene Menschen aufgrund von deren «Arbeitsscheu», «liederlichen Lebenswandels» oder «Nichtbestreitung ihres Lebensunterhaltes» in Institutionen der Strafverfolgung, der Pädagogik oder der Psychiatrie «versenken» konnten. Die mit dieser befremdlichen rechtlichen Praxis ohne Rekursmöglichkeiten verknüpften menschlichen Leiden und Schicksale rüttelten die Teilnehmenden auf. Minutiös beleuchtete die Referentin ihre vier Untersuchungsfelder «Arbeit», «Sexualität», «Fürsorgeverständnis», «Staats- und Rechtsverständnis». In Letzterem fand mittlerweile glücklicherweise ein epochaler Wandel statt, indem Gesetzgebung und Rechtsprechung den Schutz der individuellen Freiheit als grundlegendes Merkmal einer Demokratie wahrnehmen, wodurch ­Kälin ein schlechtes Stück Schweizergeschichte schnörkellos aufarbeitete.

Für den Historischen Verein des Kantons Zug: Jürg Johner