«Pulp» lockt mit Baarer Bier

Kunst & Baukultur

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Die nächste Ausstellung in der Zuger Kunstgalerie Urs Reichlin ist anders: Ein altes Konzept des bekannten Bieler Künstlerpaares M. S. Bastian und Isabelle L. erlebt ein Revival.

  • M. S. Bastian und Isabelle L. in «Pulps’ Underworld Bar» in Zug. (Bild Mathias Jurt)
    M. S. Bastian und Isabelle L. in «Pulps’ Underworld Bar» in Zug. (Bild Mathias Jurt)

Baar – Mit dem bekannten Schweizer Künstlerduo M. S. Bastian und Isabelle L. assoziiert man – unter anderem – jene kunterbunten Wimmelbilder, die comichaft wilde Fantasiewelten zeigen; mit ungeheurem Figurenreichtum und sagenhafter Kleinteiligkeit, innerhalb derer stets ein kleiner weisser Tropfen von der Milchstrasse namens «Pulp» als heimlicher Hauptdarsteller auftaucht.

Die Zuger Kunstgalerie Urs Reichlin hat M. S. Bastian und Isabelle L seit längerer Zeit im Repertoire. Anfang November startet die nächste Ausstellung mit Werken des illustren Künstlerpaares. Doch diesmal ist alles etwas anders: In der Galerie an der Baarerstrasse erlebt «Pulp’s Underworld Bar» ein Revival. 1998 zum ersten Mal von M. S. Bastian und Isabelle L. als Kunstkonzept eingeführt, ist dies eine grosszügig dimensionierte, begehbare Installation, innerhalb derer die verrückten Welten der beiden Bieler sich in dreidimensionaler Form manifestieren respektive bilden.

In einem abgedunkelten Raum erwachen die farbigen Kosmen durch gezielte Lichtführung förmlich zum Leben. Ohne aufwendige Technik entsteht eine fantastische Wunderkammer, eine cartoonhaft-fröhliche Geisterbahn – für einmal wird man selbst Teil dieser Welt aus lauter skurrilen Gestalten.

Für den Betrieb der «Underworld Bar» im Rahmen der Vernissage hat Galerist Urs Reichlin die Zusammenarbeit mit der Brauerei Baar gesucht. «M. S. Bastian und Isabelle L. haben eine Flaschenetikette kreiert», so Reichlin. «Damit wird das Flaschenkontingent für die Eröffnungstage versehen.» Auf der Etikette ist ein fröhlicher, biertrinkender Pulp abgebildet. Das allseits beliebte Baarer Bier wird zum «Pulp Bier».

Werke der letzten 17 Jahre

Die «Underworld Bar» in der Galerie Reichlin gehört also zur eingangs erwähnten Ausstellung ebenda, diese trägt den Namen «Pulp City». Rund um die Installation wird eine Auswahl an Bildern und Werken des Künstlerpaares aus den vergangenen 17 Jahren gezeigt – es ist somit eine Art Retrospektive, welche nicht zuletzt die schöpferische Entwicklung des Duos ablesen lässt. Wie der Ausstellungstitel suggeriert, liegt der Fokus auf denjenigen Bildserien M. S. Bastian und Isabelle L. mit «urbanem» Kontext. Dieses Gesamtprojekt in der Galerie Reichlin geht also über dasjenige einer «herkömmlichen» Ausstellung hinaus. «Um ein breiteres Publikum zu erreichen, braucht es manchmal etwas mehr als die ‹einfache› Präsentation von Werken», sagen Galerist Urs Reichlin und sein Geschäftspartner Steffen Urbanski. Gemeinsam suchen sie das gewisse Etwas, gehen neue Wege. Dafür sind sie bereit, auch erheblichen Aufwand in Kauf zu nehmen – so wie jetzt, wo innerhalb der Galerie faktisch ein eigener, in sich geschlossener Raum aufgebaut worden ist.

Kunst ist für alle da

«Unsere Galerie ist jetzt auch eine Bar», sagen Reichlin und Urbanski augenzwinkernd und heben in diesem Zusammenhang ihr gemeinsames Anliegen hervor, allgemeine Berührungsängste abzubauen. Solche herrschen gegenüber Kunst bei vielen Leuten offenbar noch immer. «Doch niemand muss sich scheuen, eine Kunstgalerie zu betreten, selbst wenn man mit der Materie nicht vertraut ist», betont Urs Reichlin. So erlangt die Ausstellung von M. S. Bastian und Isabelle L. mit der Bar und dem Baarer Bier einen bewusst niederschwelligen und durchaus einladenden Anstrich mit regionalem Bezug und der Botschaft «Alle sind willkommen».

Die Ausstellung mit «Pulp’s Underworld Bar» als Hauptattraktion startet mit der grossen Eröffnung am Donnerstag, 3. November, von 18 bis 21 Uhr sowie am Samstag, 5. November, von 12 bis 16 Uhr. Die Ausstellung dauert bis Mitte Januar, wobei die begehbare Installation mit der Bar noch länger bleiben wird. Galerist Urs Reichlin erwähnt beiläufig, dass die Einrichtung auf Wunsch und An­frage gerne für Anlässe zur ­Verfügung stünde. Auch ein konstruktiver Aspekt im Bestreben, allfällige «Klüfte» zwischen Volk und Kunst zu verringern. (Text von Andreas Faessler)

www.ursreichlin.com