Reise zu einem Rotkreuzer Riesen

Dies & Das

,

Die Vernissage der Mammut-Sonderausstellung im Museum für Urgeschichte ist ein voller Erfolg gewesen. Rund 400 Gäste liessen sich auf eine Entdeckungsreise ein. Diese vermittelt das archaische Leben nach der letzten Eiszeit.

Zug – Eine unwirtliche Kältesteppe überzieht Risch, die gigantischen Gletscher haben sich 2000 Jahre zuvor zurückgezogen. Eisige Windhosen wirbeln den Schnee auf, in dem ein wuscheliger Riese soeben seine Spuren hinterlassen hat. Hier endet die lange Reise eines Mammuts. Mit seinen Stosszähnen gräbt das Mammut im Schnee nach Kräutern. Plötzlich bricht es ein und versinkt in einem Sumpfloch.

17000 Jahre später. Emil (5) aus Zug steht neben einer lebensgrossen Nachbildung des Mammuts aus dem 3D-Drucker. Er ist einer von zahlreichen Besuchern der Sonderausstellung «Mammuts – Zuger Riesen zeigen Zähne» des Museum für Urgeschichte, die gestern eröffnet wurde. «Das Mammut ist aber gross, leider sind sie vor langer Zeit ausgestorben», sagt er auf die Frage, was ihm so durch den Kopf geht, wenn er das urzeitliche Tier sieht. Sein Vater Jochen Reinhard hat die Überreste des Mammuts im Sommer 2015 in Rotkreuz ausgegraben: Der Stosszahn und acht grössere Knochenfragmente werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt. Ausserdem Funde aus Höhlenfundstellen in Schaffhausen, Solothurn und Süddeutschland. DNA-Analysen zeigen, dass die Mammuts in Schaffhausen und Rotkreuz verwandt waren.

Als Nomaden auf Beute trafen

«Beim Mammut von Rotkreuz handelt es sich um einen Bullen im besten Alter», sagt Reinhard vom Amt für Denkmalpflege und Archäologie Zug. «Man weiss heute, dass vor allem Bullen bei Unfällen ums Leben kamen, weil sie alleine unterwegs waren.» Dass das Mammut von Menschen erlegt wurde, lässt sich aus dem Fund nicht schliessen, denn es wurden keine Pfeile oder Schnittstellen am Mammut bei der Fundstelle gefunden. «Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass das Mammut auch auf Nomaden traf, denn sobald es Tiere hat, die man jagen kann, jagten die Nomaden hinterher», sagt er.

Die Ausstellung zeigt auch die Geschichte von Menschen. Irène Dacunha besuchte während sechs Monate Höhlen in Frankreich, Spanien und Portugal, um Höhlenmalereien und Steingravierungen zu studieren. An der Ausstellung werden – von ihr angefertigte – täuschend echte Nach‑ bildungen gezeigt. «Die Höhlenmenschen malten mit Kohle, Pigmenten und Tinte, ich habe dieselbe Technik verwendet», sagt sie. Typische Motive waren Tiere, vor allem Pferde. «Man sieht, dass sie die Tiere wirklich kannten», sagt sie. So kann man von Fell und Gewicht der Tiere auf die Jahreszeit schliessen.

Währenddessen steht Kilian Dahinden aus Steinhausen vor einer Vitrine mit Funden von seinem Wohnort. Weil in Steinhausen viel Kies vom Gletscher abgelagert wurde und es deshalb nicht so moorig war, liessen sich die Menschen hier nieder. «Steinhausen ist wirklich steinig», sagt Dahinden. Das archaische Leben nach der letzten Eiszeit wird in der Ausstellung anschaulich vermittelt: dank Virtual-Reality-Brille sowie einem Jägerlager und einer Jagdstation, die zum Mitmachen animieren.

Der Wortwitz des Landammanns

Die Eiszeit inspiriert die Menschen bis in die heutige Zeit. So hatte der Zuger Landammann Stephan Schleiss in seiner Ansprache zur Vernissage davon gesprochen, dass er mit «Mammut-Aufgaben» vertraut sei. «Und die Marke Mammut verdankt ihren Namen den unverwüstlichen Tieren», sagte Schleiss.

Hinweis Die Ausstellung dauert bis zum 14. April.