Der «Schräge Mittwoch» feiert Geburtstag

Literatur & Gesellschaft, Theater & Tanz

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Mit viel Energie und Herzblut stellt die Baarerin Maria Greco jährlich ein Programm für die älteste offene Bühne der Schweiz auf die Beine. Sie blickt auf zwei Jahrzehnte voller wunderbarer Begegnungen zurück.

  • Maria Greco, Gründerin des Schrägen Mittwochs, auf der aktuell noch ruhigen Bühne des Kulturzentrums Galvanik in Zug. (Bild Maria Schmid)
    Maria Greco, Gründerin des Schrägen Mittwochs, auf der aktuell noch ruhigen Bühne des Kulturzentrums Galvanik in Zug. (Bild Maria Schmid)

Zug – Als Publikum kauft man hier die sprichwörtliche Katze im Sack. Doch ist es die Quintessenz des Konzepts, welches die überregional bekannte Zuger Kultur-Reihe «Schräger Mittwoch» verfolgt. 2021 feiert diese Perle der Schweizer Bühnen-Kleinkunst ihr 20-jähriges Bestehen, schon lange gilt sie als älteste offene Bühne des Landes.

Jeder Schräge Mittwoch wird von einem erfahrenen Moderator respektive einer erfahrenen Moderatorin geleitet – zu ihnen gehörten bisher illustre Persönlichkeiten wie Anet Corti, Robert Stofer, Margrit Bornet, Reto Zeller, Thomas Lötscher oder Sergio Sardella. Als Bühnengäste kommen maximal acht Künstlerinnen und Künstler, einzeln oder auch als Combo, erprobte Leute oder absolute Bühnen-Neulinge. Es hat Platz für die gesamte Kunst-Bandbreite, sei es Musik, Kabarett, Stand-up-Comedy, Pantomime, Zauberei, Spoken Word...

Es gibt fast keine Regeln

Was aber ist jetzt mit der Katze im Sack? Es ist jeweils so, dass niemand im Voraus weiss, wer auf der Bühne steht, ausser der Veranstalterin und der Moderation; offene Bühne eben. Einzige Regel: Es darf nicht länger als zehn Minuten dauern und die Künstler müssen sich anmelden. Es kann sein, dass das Publikum so exzellent unterhalten wird, dass sämtliche Erwartungen übertroffen werden.

Vielleicht aber geht der eine oder andere Auftritt auch völlig in die Hose, langweilt oder sorgt im schlimmsten Fall gar für Fremdscham oder Ärger – vor allem im Fall von Satire, da kann der eine oder andere schon mal übers Ziel hinausschiessen. Dann zählt die Leitung auf die Kompetenz des Moderators, der ein allfälliges Fiasko gekonnt abfedert, das Publikum bei Laune hält und für den Bestand des hohen Unterhaltungsniveaus sorgt, für das der Schräge Mittwoch bekannt ist. Was auch immer der Abend bringt, es sind in erster Linie die grosse Spannung und die allgemeine Nicht-Voraussehbarkeit, welche den Reiz des Schrägen Mittwochs ausmachen.

Schweizer Grössen und ihre ersten Gehversuche in Zug

Vor 20 Jahren hat die Baarer Kulturschaffende Maria Greco das aussergewöhnliche Bühnenkonzept ins Leben gerufen. Vorbild war der legendäre «Böse Montag» im Zürcher Theater am Hechtplatz. Seit 2019 hat der Schräge Mittwoch das Kulturzentrum Galvanik als neue Heimspielstätte, nachdem dies über 18 Jahre lang der Burgbachkeller gewesen war. Chapeau: In den 20 Jahren seines Bestehens hat der Schräge Mittwoch über 680 Acts eine Plattform geboten, der jüngste war 16, der älteste 80.

Einige der heute bekanntesten Schweizer Namen im Bereich Unterhaltung haben bei Maria Greco ihre ersten Bühnen-Erfahrungen gesammelt. «Beispielsweise Michael Elsener», sagt die Baarerin. «Er ist damals kurz vor Seiner Maturaarbeit beim Schrägen Mittwoch aufgetreten. Und auch der Luzerner Kabarettist Thomas Lötscher alias Veri hat hier seine ersten Gehversuche gewagt.» Charles Nguela, Stefan Büsser, Knuth & Tucek oder Andreas Thiel sind nur einige unter weiteren, die schon in ihren Anfangszeiten Gäste in Zug waren und den Schrägen Mittwoch als Probe- und Versuchs-Bühne genutzt haben. «Und noch heute kommen immer wieder Künstlerinnen und Künstler der ersten Stunde. Sie fühlen sich mit dem Schrägen Mittwoch sehr ver­bunden», so Maria Greco. «Sie schätzen das Zuger Publikum, welches sich seit jeher als wohlwollend, aufgeklärt und tolerant erweist, selbst dann, wenn ein Bühnenauftritt einmal so gar nicht den Geschmack trifft.»

Auch Maria Greco selbst hat auch zwei Jahrzehnten noch keinerlei Müdigkeitserscheinung. «Die 20 Jahre sind für mich geprägt von wunderbaren Begegnungen mit jungen Kunstschaffenden, genauso wie mit Gesetzteren und treuen Wiederkehrern. Das möchte ich nicht missen, der Schräge Mittwoch wird weiterhin bestehen.»

Sie macht das mit viel Freude, Herzblut und entsprechender Motivation. So hat sie das Zuger Kleinkunstformat mit ihrer Ausdauer, Beständigkeit und breiter Vernetzung denn auch schweizweit bekannt und zu einem Zuger Kultur-Aushängeschild gemacht. «Nicht zuletzt ist der Schräge Mittwoch für mich viel mehr als nur ein Liebhaberprojekt, sondern auch wesentlicher Bestandteil meines Berufs», betont die Baarerin, die zudem als Geschichtenerzählerin und Veranstalterin weiterer bekannter Anlässe wie des Liederlich-Festivals ihren Lebensunterhalt bestreitet.

Jubiläumsjahr unter unsicheren Vorzeichen

Entsprechend zu schaffen machen auch ihr die aktuellen Pandemie-Umstände. «Das geht wahrlich an die Substanz, so unsicher ist alles.» So steht denn auch die Durchführbarkeit der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr 2021 zum Zeitpunkt noch in Frage. Die für den 10. März geplante Jubiläumsshow mit Moderatorinnen und Moderatoren der ersten Stunde wie auch der erste reguläre Schräge Mittwoch vom 24. März sind abgesagt. Maria Greco hofft, dass es dafür am 7. April losgehen darf. Jedenfalls ist sie eifrig damit beschäftigt, Ersatztermine zu suchen. Sobald diese stehen, werden sie kommuniziert.

Und dann wird sich bei der «Mutter» des Schrägen Mittwochs entsprechend Vorfreude einstellen. «Ich kann es kaum erwarten, wieder Publikum zu sehen in der Galvanik.» Der Umzug an den Stadtrand habe sich als guter Schritt erwiesen. Nicht nur biete der Raum wegen seiner Grösse mehr Flexibilität für die Auftretenden, sondern es zeichne sich ab, dass nun auch neues und jüngeres Publikum den Schrägen Mittwoch für sich entdeckt. «Ausserdem sieht es so aus, dass man im rückseitigen Garten der Galvanik die Abende bei schönem Wetter sogar unter freiem Himmel durchführen kann.» Die Mittwoche in Zug bleiben also schräg. Man darf weiterhin gespannt sein. (Andreas Faessler)

Hinweis
www.schrägermittwoch.ch