Im Kunsthaus Zug geht es surreal weiter

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Zug Kultur hat aufgrund der Coronakrise in die Runde gefragt. Verschiedene Institutionen, Vereine und Kulturschaffende haben geantwortet und sich zur aktuellen Situation Gedanken gemacht. Sie erzählen, wie sie das Virus getroffen hat, was sie gerade machen und wo ihre Hoffnungen sind.

  • Aktueller als geplant: Ausstellung «Fantastisch Surreal» im Kunsthaus Zug. (Bild PD)
    Aktueller als geplant: Ausstellung «Fantastisch Surreal» im Kunsthaus Zug. (Bild PD)

Zug – Dieser Artikel ist in der Juni-Ausgabe des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Artikeln.

Marco Obrist, Sammlungskurator, Kunsthaus Zug

«Der Entscheid war rasch getroffen: ‹Fantastisch Surreal› wird verlängert. Wirkt die vermeintlich historische Kunst nicht wieder sehr aktuell in einer Zeit der Verunsicherung, wie wir sie nach dem Lockdown erleben? Der Surrealismus entstand zwischen den beiden Weltkriegen in einer von grossen wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krisen geprägten Zeit, in der die Zukunft ungewiss schien.

Zurück zu den Anfängen
Als das Kunsthaus Zug vor dreissig Jahren an der Dorfstrasse seine Türen öffnete, hatte sich der Weg in die Zukunft gerade neu aufgetan mit erstmals eigenen Museumsräumlichkeiten. Bereits in den 1970er-Jahren hatte sich die Zuger Kunstgesellschaft Gedanken zu einer eigenen Sammlung gemacht. Eine Herausforderung, da die finanziellen Mittel bescheiden und viele Sammlungsschwerpunkte im hiesigen Kunstbetrieb bereits besetzt waren.
Die Wahl fiel auf den Surrealismus und die Fantastik in der Schweiz. Die Surrealisten widmeten sich dem Unbewussten, dem Absurden, der Verfremdung und dem Kontrollverlust – ein Bruch mit den künstlerischen und gesellschaftlichen Normen und Tabus. Eine Kunstbewegung, die auf den ersten Blick wenig in die konservative Schweiz zu passen scheint. Gerade das Eigenwillige und Einzelgängerische einiger Schweizer Surrealisten, vor allem auch Positionen aus der Zentralschweiz, machen den Reiz der Kunsthaus-Sammlung aus. ‹Fantastisch Surreal› begibt sich also weiter auf die Spuren der Sammlungsgeschichte.
Einen weithin unbekannten Blick auf die Bewegung gewährt die Ausstellung innerhalb der Ausstellung ‹Breton Duchamp Kiesler. Surrealistische Räume 1947›. Sie zeichnet anhand von Originalentwürfen und Fotografien die bemerkenswerte Ausstellung nach, die André Breton, Marcel Duchamp und Friedrich Kiesler im Jahr 1947 in Paris organisierten. Kiesler, österreichisch-amerikanischer Architekt, Designer, Theaterreformer und Künstler, löste mit seiner innovativen Rauminszenierung die Grenzen zwischen Architektur, Kunst und Skulptur auf.

Mit surrealem Alltag umgehen
Auch die aktuelle Situation hat etwas Surreales an sich; ein Virus, der die Welt − im Grossen wie im Kleinen – verändert. Der Lockdown bedeutete für das Kunsthausteam: digitale Angebote entwickeln, das Jubiläumsprogramm auf nächstes Jahr verschieben, eine neue Ausstellung entwickeln. Also sehr viel Planen, Organisieren, Kommunizieren. Wir freuen uns auf ein kunsthungriges Publikum und die neue Herbstausstellung ‹BeZug – Werke der Sammlung›. Sie wird eine Entdeckungsreise zum Eigenen – Aussensicht miteingeschlossen. Sie vereint Kunstschaffende der Region und internationale Künstler, die sich in ihren Arbeiten auf Zug beziehen.»