Zwei Kunstschaffende erhalten privilegierten Besuch

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«Das neue Zuger Privileg» ist stets auf der Suche nach versteckten Kulturperlen – vor kurzem hat der Verein zwei weitere entdeckt: in einem versteckten Malatelier in der Untermüli.

Zug – Die Galerie eines renommierten Kunsthändlers liegt nur wenige Meter entfernt. Doch die rund 30 Teilnehmer an der jüngsten Veranstaltung des Vereins «Das neue Zuger Privileg» haben sich vor einigen Tagen nicht dort versammelt. Vielmehr besuchen sie in der Zuger Untermüli das kaum bekannte Atelier der beiden Kunstschaffenden Nicole Maack und Christian Peter Meier. Ganz getreu dem Ziel des Kulturvereins: «Was übersehen wird, erhält das Privileg der Aufmerksamkeit». Und wie so oft wird auch an diesem Abend die Lust auf Verborgenes nicht enttäuscht: «Es war ein genialer Abend», wird am Schluss eine Teilnehmerin sagen. Ein Abend übrigens, der nach der Präsentation der künstlerischen Arbeiten bei einem reichhaltigen Apéro und angeregten Gesprächen in eine zweite Runde geht.

Im werkstattähnlichen Ambiente des Ateliers stossen die Besucherinnen und Besucher auf zwei sehr unterschiedliche Kunstkonzepte – bei denen sich dann aber auch Gemeinsamkeiten feststellen lassen. Nicole Maacks Arbeiten überzeugen durch eine grosse Homogenität und gründen auf einem klaren minimalistischen Konzept. Denn die Schweizer Grafik-Designerin mit Hamburger Wurzeln setzt sich in ihrer nebenberuflichen Beschäftigung als Malerin ganz konsequent mit der Formensprache des Städtebaus auseinander. «Ich bin fasziniert von der Einzigartigkeit, der Schönheit, der Hässlichkeit, der Ordnung und der Unordnung bebauter Flächen», sagt sie im Gespräch mit Iris Studer-Milz, die als Vorstandsmitglied des Vereins gekonnt durch den Abend führt. Als «auffällig unauffällig» bezeichnet Iris Studer die weiss-hellgrauen, fast monochromen Bilder. Nicole Maack nickt und strahlt: «Tatsächlich möchte ich die Betrachter überraschen. Sie sehen erst eine Struktur, einen Raster, ein Ornament. Dann begreifen sie: Es ist kein neu entwickeltes Muster, es ist realistischer Städtebau.» Dafür greift die Künstlerin konsequent auf sogenannte Schwarzpläne von Städten und Siedlungen zurück, aus denen sie in einem oft langwierigen Prozess geeignete Ausschnitte extrahiert.

Der Einfluss des Arbeitens in Gruppen

Ganz ähnlich wie die Arbeiten von Nicole Maack entstehen auch jene von Christian Meier zu einem Grossteil, bevor sie auf die Leinwand kommen. «Ich entwerfe meine Bilder bis ins Detail im Kopf oder – wenn es meine Vorstellungskraft übersteigt – am Computer», sagt er. Der hauptberuflich als Journalist tätige Zuger hat sich der konkreten (also geometrischen) Kunst verschrieben und nennt Grössen wie Max Bill oder Gerhard Richter als Vorbilder. Als Maler setzt er in einem oft monatelangen Prozess um, was er zuvor entworfen hat. «Ich bin quasi mein eigener Handlanger und arbeite ohne jeden Zeitdruck», sagt er lachend. Ein feiner Retouchierpinsel gehört neben kilometerweise Abdeckband zu seinem wichtigsten Arbeitswerkzeug. Denn Christian Meier malt so exakt wie möglich: «Meine Arbeiten definieren sich unter anderem durch einen hohen Präzisionsgrad.» Viele erstrahlen in grosser Farbigkeit, wobei Christian Meier die Farben oft direkt aufeinanderprallen lässt, etwa indem er Hunderte von feinen Linien aneinanderreiht. Doch er arbeitet immer wieder auch an einer farblich sehr zurückhaltenden Bildserie, in der bis zu fünfzig Farbstufen zwischen weiss und hellgrau spannende Verläufe bilden.

In diesen Arbeiten scheint sich das Werk von Nicole Maack gleichsam zu reflektieren. Womit sich auch in dieser Ateliergemeinschaft zeigt: Das Arbeiten in Gruppen beeinflusst das Werk des Einzelnen. 

Für den Verein «Das neue Zuger Privileg»: Cornelia Mayinger