Origamikunst zum Wohl der Gemeinde Cham

Kunst & Baukultur

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Die japanische Künstlerin Mirei Tanaka-Lingg lässt im Kunstkubus Cham eintausend Kraniche fliegen.

  • Die Origami-Künstlerin Mirei Tanaka-Lingg mit ihren 1000 Kranichen. (Bild Matthias Jurt)
    Die Origami-Künstlerin Mirei Tanaka-Lingg mit ihren 1000 Kranichen. (Bild Matthias Jurt)

Cham – Bei japanischem Pflaumenwein und Sushi bewundern vergangenen Samstag die Besucherinnen und Besucher der Vernissage von Mirei Tanaka-Lingg deren unzählige Origami-Kraniche. Die Ausstellung zieht Aufmerksamkeit auf sich. Der Kunstkubus, ein kleines Kunsthaus in Cham, ist zum Bersten voll. Sorgfältig an feinen Fäden aufgehängt, umspielt von ihren Schatten, scheinen die kleinen Kunstwerke wahrhaftig zu fliegen.

Die Idee zu dieser Ausstellung basiert auf einer alten japanischen Legende. Sie besagt, dass die Götter jedem, der 1000 Kraniche faltet, einen Wunsch erfüllen oder ewiges Glück gewähren. Es war nicht das erste Mal, dass sich die Künstlerin dieser Aufgabe stellte. Schon viermal erschuf sie durch fleissiges Falten die von den Göttern geforderte Anzahl Vögel – immer aus einem ganz bestimmten Grund.

Wünsche für andere und sich selbst

Beispielsweise als Japan 2011 von einem Tsunami heimgesucht wurde oder als sich Tanaka-Lingg 2017 einer Operation unterziehen musste. Im Mai entschied sie, weitere 1000 Kraniche für die Gemeinde Cham zu falten, um sich für deren Einwohnerinnen und Einwohner ein neues Jahr voller Glück und Gesundheit zu wünschen. Tanaka-Lingg erlernte das Falten als Kind in ihrer Heimat Japan. Seither zählt es zu ihren grossen Leidenschaften. «Für mich ist das Falten etwas sehr Entspannendes. Dabei kriege ich den Kopf frei und kann mich erholen», sagt die Künstlerin. Die Kunst des Papierfaltens entstand in China und wurde von buddhistischen Mönchen nach Japan gebracht. Als Symbol des Glücks und der Langlebigkeit ist der Kranich ein beliebtes Motiv bei Origami-Künstlern. Doch Mirei Tanaka-Lingg mag es abwechslungsreich. Sie faltet auch viele andere Motive wie Blumen und Dinosaurier. Flink erschafft sie in wenigen Minuten aus einem Stück Papier einen kleinen Elefanten und sorgt damit für Staunen unter den Gästen. Ein Besucher der Vernissage darf ihn nach Hause nehmen. Für ihre Kreationen verwendet die Künstlerin spezielles Papier, welches sie in Japan einkauft. Damit die Gäste des Kunstkubus in den Genuss der zahlreichen Faltkunstwerke kommen dürfen, musste Tanaka-Lingg seit Mai jeden Monat 150 Vögel falten. Und dies nebst ihrer Tätigkeit als Unternehmerin. Sie betreibt ein Kaffee in Cham und besitzt ein Catering-Unternehmen. «Es kostete mich viel Disziplin. Aber wenn ich ein Projekt beginne, dann bin ich sehr ehrgeizig, dieses auch zu beenden.» Aber welche Fähigkeiten braucht es für das Kunstfalten? Die feinmotorische Begabung spiele sicherlich eine wichtige Rolle, meint Tanaka-Lingg. Es brauche aber auch viel Geduld und Fleiss. «Wer sich selber als Origami-Künstler versuchen möchte, findet im Internet gute Anleitungen.» (Lena Hausheer)

Hinweis
Die Finissage findet am Samstag, 25. Januar 2020 um 16 Uhr statt.