Zeitzeugen erzählen ihre Geschichte

Brauchtum & Geschichte

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Sich gemeinsam erinnern – die Kulturkommission «MänzigeHell» macht solch besondere Momente möglich. Am Samstagmorgen fand im Restaurant Rössli in Menzingen die erste Zeitreise in die Vergangenheit statt.

Menzingen – «Menzingen ist für mich – nach Willisau – die zweite Heimat», so Hans Meyer (Jahrgang 1931). Er lebt seit 1942 im Gstei in Edlibach und gehört zu den drei Teilnehmern, die sich mit Remo Hegglin im Restaurant Rössli in Menzingen zum ersten Mal auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begaben.

Erzählungen über das Leben in früheren Zeiten, über Geschehnisse von damals sowie vergangene Lebensumstände sind spannend. Das Wissen darüber geht jedoch meist verloren. «MänzigeHell», eine Fachkommission für Freizeit, Erholung, Kultur und Tourismus, will diesem Umstand einen Riegel vorschieben und lädt daher in regelmässigen Abständen Menzinger Zeitzeugen dazu ein, in vergangene Zeiten einzutauchen.

Bewusst für ein lockeres Setting entschieden

Barbara Beck-Iselin, Gemeinderätin und Präsidentin der Kommission, freute sich bei ihrer Begrüssung am Samstagmorgen über den Besucheraufmarsch zum ersten Anlass der Reihe «Weisch no?!». Gesprächsleiter Remo Hegglin erklärte vorgängig: «Wir haben uns ganz bewusst für ein lockeres Setting in der Beiz entschieden.»

Remo Hegglin ist freischaffender Filmemacher, Moderator und Kunstschaffender. «Nun dürfen Sie für einmal ohne schlechtes Gewissen aktiv zuhören, was hier bei uns am Nebentisch besprochen wird», erklärte er den Gästen an den übrigen Tischen. Das von ihm geleitete Gespräch am runden Tisch im Zentrum des Lokals wurde als Filmdokument aufgezeichnet. «Das machen wir zu Archivzwecken und natürlich auch für Leute, die keine Gelegenheit haben, heute hier zu sein», so Hegglin.

Neben Hans Meyer, der sich als ältestes von drei Kindern in Obhut seiner Eltern anno 1936 zu einer abenteuerlichen Reise von seinem Geburtsort Nottwil nach Blickensdorf begab, bevor er dann schliesslich 1942 in Menzingen ansässig wurde, erzählten auch Margrit Staub und Beat Weber über vergangene Zeiten. Es waren berührende, teilweise traurige Erzählungen, aber auch lustige Anekdoten, die die Gäste zu hören bekamen. Jeder Mensch hat eben seine Geschichte.

Gäste waren begeistert

Berührend waren beispielsweise die Schilderungen der sprachlich begabten, mit zwei Geschwistern in Finstersee aufgewachsenen, Margrit Staub (Jahrgang 1951), bekannt vom Café Schlüssel. «Ich kam mir vor wie ein Landei, als ich von Finstersee herkommend in Menzingen die Oberstufe besuchte», gestand sie. Dies nicht etwa, weil sie das Schulhaus damals lange suchen musste, sondern auch, weil die Schülerinnen in Menzingen keine Schürze trugen. Obschon Margrit aufgrund ihrer Sprachbegabung wohl noch viele ferne Länder mehr hätte bereisen können, ist sie in Menzingen geblieben. «Die Welt kam ab dann zu dir ins Café», fügte Remo Hegglin treffend an.

Beklemmend waren für die Gäste vermutlich Hans Meyers Beschreibungen seiner Tätigkeit im Kieswerk Bethlehem. Immerhin kann es dort seinerzeit zu zwei schweren Unfällen, die er bis heute nicht vergessen konnte. Doch Meyer hat seinen Humor nicht verloren. Dies bewies er mit lustigen Anekdoten.

Für Beat Weber (Jahrgang 1943) wurde der Anlass zwar etwas früh durchgeführt. «Ich bin ein Nachtmensch», gestand er. Doch auch er, der Sohn eines Gemeinde- und Kantonsrates, der im elterlichen Elektrobetrieb arbeitete und «es eine Zeit lang verfluchte, Privates, Geschäftliches und Politisches so nahe zu haben», wusste die anwesenden Gäste zu begeistern. (Daniela Sattler)

Hinweis
Eine weitere Gesprächsrunde findet am 14. März 2020, um 9.30 Uhr, im Restaurant Rössli statt.