Oberägeri – Für die Geschichte der Ägeriseeschiffe Morgarten I bis III interessierten sich trotz erstem Frühlingstag 50 Personen, welche ins Hofstettli Oberägeri kamen, um den kundigen Referenten Klaus Bilang und Albi Iten zuzuhören. Bilang widmete sich vorerst mit den Anfängen des Tourismus im Kanton Zug und im Ägerital, um dann bei der Schifffahrt auf dem Ägerisee zum eigentlichen Thema zu kommen. Alte, kolorierte Postkarten bezeugen eine Vergangenheit, welche oft mit viel Fantasie ergänzt wurde. Nur so ist erklärbar, dass Gletscher und Berge zu sehen sind, welche niemand kennt. Auch ist kaum nachweisbar, dass auf dem Ägerisee je zwei Dampfschiffe gleichzeitig Wellen erzeugten.

Über MS Morgarten I ist bekannt, dass sie 1890 bei Escher Wyss Zürich gebaut und mit 14 Pferden ins Ägerital gezogen wurde. Ab dem 15. August 1890 verkehrte sie als Kursschiff und bediente die soeben fertiggestellten Schiffstege in Unterägeri, Oberägeri, Ländli, Eierhals und Morgarten. 1896 und 1911 sank das Schiff. Die Dampfmaschine machte gerne Probleme. Auch verschlang sie mehr Kohle als erwartet, was hohe Defizite zur Folge hatte. 1900 und 1904 verhinderten die öffentliche Hand und der Kurverein die Liquidation der Schifffahrtsgesellschaft. 1919 fuhr das Schiff letztmals. Nach 29 Jahren wurde es stillgelegt, 1923 nach Luzern verkauft und vom neuen Besitzer verschrottet.

1918 wurde die nachmalige MS Morgarten II in Deutschland für einen Kaufmann aus Hamburg gebaut. Sie fuhr selbstständig den Rhein hoch bis nach Basel. Hier wurde sie wohl auf einen LKW verladen und am 28. Mai 1923 in Oberägeri eingewassert. Am 13. Juli wurde sie durch Dekan Klaus Hürlimann gesegnet und auf den Namen Morgarten II getauft. 1924 installierte Steuermann Josef Hurschler eine Radioanlage. Die Fahrgäste konnten so Radio Beromünster empfangen. Als Antenne diente das Fahnenseil zwischen den beiden Masten. Gut möglich, dass das MS Morgarten II als erstes Schiff auf Schweizer Seen Radioempfang hatte. Der damaligen PTT war dies ein Dorn im Auge. Nach deren Kenntnisnahme musste die Anlage zurückgebaut werden. 1928 wurde die Schifffahrtsgesellschaft aufgelöst und das Schiff an die BLS verkauft. Das Schiff trug nun den Namen Harder und kurvte auf dem Thunersee und Brienzersee. 2001 kaufte die ZVB die Harder. Sie verkehrt heute auf dem Zugersee als «Schwan» und gehört einem Verein.

Auch die MS Morgarten III hat eine Vorgeschichte. Auch hierüber informierte Klaus Bilang. Gebaut wurde sie wohl 1910 in Lugano in der Werft Vidoli, wo sie den Namen Basilea erhielt. Auf dem aktuellen Fahrzeugausweis steht als Tag der 1. Inverkehrsetzung der 1. Januar 1926. Wagner Josef Nussbaumer kaufte 1930 das Schiff, das seither als MS Morgarten III den Ägerisee durchwühlt und viele Kapitäne erlebt hat. 2002 wurde die Ägerisee-Schifffahrtsgesellschaft gegründet und für die Betriebsführung die ZVB beauftragt. Seit 1953 fährt das MS Ägeri («Kuh» genannt) und seit 2003 auch die MS Ägerisee auf dem See. Die MS Morgarten hatte nun leistungsfähige Konkurrenz. Die ZVB beschloss, das Schiff zu verkaufen.

Unzählige Arbeitsstunden und viel Geld

Albi Iten informierte über den 2016 gegründeten Verein MS Morgarten III. Iten war einer der Initianten zur Rettung des Schiffes. Nachdem genügend Kapital beisammen war, konnte der Kaufvertrag für das Schiff unterzeichnet werden. Der Gemeinde Oberägeri sei Dank, dass die Morgarten III in ihrer Bootshütte verbleiben darf. Die Vereinsmitglieder haben zwischenzeitlich unzählige Arbeitsstunden und viel Geld in die Renovation gesteckt. Der Lohn: Ein Schmuckstück steht heute den Vereinsmitgliedern für gediegene Fahrten auf dem Ägerisee zur Verfügung. Dazu besitzen sechs Vereinsmitglieder das Schiffsführerpatent. Freuen auch Sie sich uns auf die Begegnung mit dem MS Morgarten. Erfahren Sie mehr unter www.msmorgarten.ch. Der Verein freut sich auf weitere Mitglieder.

Für den Altersrat Ägerital: Marcel Vock