Literarische Höhenflüge mit Debütanten und «alten Hasen»

Literatur & Gesellschaft

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Die siebten Literaturtage Zug von 23. bis 25. März stehen stark im Zeichen der Dialektsprache. Zweiter Schwerpunkt ist die junge Literatur, unter welcher sich garantiert versteckte Perlen finden lassen.

Zug – Kaum etwas ist so identifikationsstiftend wie Dialekte, wovon es insbesondere im Alpenraum unzählige gibt. Und schon lange hat Mundart Eingang in die gehobene Literatur gefunden, ist ein beliebtes Instrument etablierter Schriftsteller geworden, nicht selten gar ein Markenzeichen für das eigene Schaffen, welches gerade dadurch seinen Wiedererkennungswert gewinnt.

Vor allem in der Schweizer Literatur spielt der Dialekt wieder eine wachsende Rolle. Der Dialekt – ob Ausdrucksform oder Stilmittel – steht im Zentrum der siebten «Höhenflug»-Literaturtage Zug, welche seit 1999 vom Innerschweizer Schriftstellerinnen- und Schriftstellerverein (ISSV) alle drei Jahre durchgeführt werden. «Dass der Dialekt wieder stärker vertreten ist in der Literatur, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass Autorinnen und Autoren einfach Lust auf das sprachliche Experiment haben», sagt Schriftstellerin und Literaturdozentin Theres Roth-Hunkeler, die gemeinsam mit Adrian Hürlimann vom ISSV-Vorstand für das Programm der Literaturtage 2018 verantwortlich zeichnet. «Unsere heutige Alltagssprache ist geprägt von fremdsprachlichen Einflüssen. Man will sich nun wieder zurückbesinnen auf den eigentlichen Dialekt.» Und diese Lust an der Sprache sei nicht nur bei Schreibenden festzustellen, sondern auch bei den Rezipienten, weiss Theres Roth.

Kreative Nachwuchstalente

Es sind vor allem viele junge Nachwuchs-Literaturtalente, die sich gerne des Dialekts bedienen und im Zuge dessen auch neue Auftrittsformen gesucht haben wie beispielsweise die Lesebühne für das so genannte «Spoken word». So ist die junge Literatur denn auch zweiter Schwerpunkt an den Literaturtagen 2018. Mehrere Gasttutorinnen und -autoren aus der Schweiz und Tirol/Südtirol werden an drei Tagen auf der Burgbachkeller-Bühne sitzen und aus ihren Werken – darunter finden sich zahlreiche Erstlinge – vorlesen, teils musikalisch umrahmt. «Wir haben diesmal bewusst hauptsächlich Debütantinnen und Debütanten eingeladen», sagt Theres Roth. Dies soll Impulse an das Publikum geben, sich auf bisher Unbekanntes einzulassen, um Neues, Überraschendes zu entdecken. «Jungautorinnen und -autoren haben heute bessere Möglichkeiten, bekannt zu werden», weiss Adrian Hürlimann. «Es gibt in der Schweiz eine gute Debütförderung, zahlreiche kleine, aber feine spezialisierte Verläge und auch Ausbildungsmöglichkeiten. So wird beispielsweise mit dem Bachelor Literarisches Schreiben in Biel ein landesweit einzigartiger Studiengang angeboten. Abgesehen davon wissen sich die Jungen immer besser zu vermarkten und zu vernetzen.» Was zwar auch zu einer ausgeprägteren Konkurrenzsituation führe, dies wiederum aber wirke anspornend. Das Resultat: Die junge Literaturszene lebt!

Bekannte Namen fehlen nicht

Doch wollen die Organisatoren der «Höhenflüge 2018» trotz des Fokusses auf den Nachwuchs nicht ganz von «alten Hasen» der Literatur absehen. So werden neben Hanspeter Müller-Drossaart unter anderem auch Ariane von Graffenried, Melinda Nadj Abonji oder Beat Sterchi auf der Bühne sitzen. Die starke Vertretung aus dem Alpenraum dies- und jenseits des Brenners rührt vom intensiven Austausch des ISSV mit der Turmbund-Gesellschaft für Literatur und Kunst in Innsbruck.

Neben all den Vorlesungen ist speziell die Matinée am Sonntag zu erwähnen. Um 11.15 Uhr erörtert ein illustrer Kreis im Rahmen einer Podiumsdiskussion, was es mit dem Dialekt in der Schweizer Literatur auf sich hat, was er in Zusammenhang mit performativen Auftritten für eine Rolle spielt und warum Dialekt poetischer wirkt. Und zu guter Letzt: Lässt sich Dialektliteratur überhaupt in andere Sprachen übersetzen?

Adrian Hürlimann und Theres Roth sind glücklich, dass die Literaturtage Zug mit dem Burgbachkeller einmal mehr in einer «sehr passenden Lokalität» ausgetragen werden können. Drei Tage lang gibt es in den charmanten Gewölben Literatur satt – am Freitag um 18.30 Uhr geht es los. (Andreas Faessler)

Hinweis
Das detaillierte Programm der Literaturtage Zug 2018 gibt es unter: www.issv.ch