Getanztes in Schwarz-Weiss

Theater & Tanz

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Am Freitagabend schauten sich staunende Kinder eine düstere Geschichte zweier Brüder an. Das Young Dance Festival will ein junges Publikum für zeitgenössischen Tanz begeistern.

  • Die zwei Brüder des Stücks «Hocus Pocus» im Theater Casino Zug. (Bild Maria Schmid)
    Die zwei Brüder des Stücks «Hocus Pocus» im Theater Casino Zug. (Bild Maria Schmid)

Zug – Zwei Leuchtstäbe schweben im Dunkel der Zuger Casino-Bühne wie ein riesiges Gleichheitszeichen. Dazwischen eine Leerstelle, die an diesem Abend, während rund 45 Minuten, die Welt bedeutet. In Zug findet gerade das Young Dance Festival statt, ein Festival, das Kindern den zeitgenössischen Tanz etwas näherbringen will. So sitzen dann auch grösstenteils Kinder im Casino und warten gespannt, was zwischen diesen Neonröhren noch geschehen wird. Der Name des Stücks? Ein pures Versprechen: «Hocus Pocus».

Bereits das vierte Mal findet das Young Dance Festival nun in Zug statt. Noch bis am Sonntag gehen verschiedene Aufführungen über die Bühne. Von professionellen Künstlern produziert. Von neugierigen Kindern konsumiert. «Bei Kindervorstellungen gibt es mehr Raum für Experimente», erzählt Janine Elsener-Schmid vom Young Dance Festival. Aber: «Kinder sind ein knallhartes Publikum, das bestätigte mir erst gerade letzte Woche eine Künstlerin. Man merkt sofort was funktioniert, was ankommt. Oder eben was nicht.»

Sphärische Musik flimmert über die Bühne. Hat da gerade etwas zwischen den Leuchtstäben aufgeblitzt? Ein Rücken, ein blasses Knie, Haut, die sich über Körper spannt, Körper, die unter der brutalen Neonbeleuchtung zu abstrakten Formen verkommen. Die Musik gurgelt wie aus kalten Ziehbrunnen. Nur langsam trauen sich die zwei Brüder ins Licht.

Und um genau diese zwei Brüder dreht sich das Stück. Es gebe mehrere Möglichkeiten, wie man Produktionen speziell für Kinder angehen könne, erklärt Elsener-Schmid: «Das können beispielsweise Interaktionsmöglichkeiten sein. Aber auch inhaltlich muss das Stück auf das jüngere Publikum abgestimmt sein.» Bei «Hocus Pocus» wird offensichtlich auf thematischer Ebene das Publikum angesprochen. Die zwei Brüder balgen sich, lachen und kämpfen und spielen sich Streiche, alles im schmalen Licht des Gleichheitszeichens. Sie verstecken sich im Schwarz und erschrecken sich aus Jux gegenseitig, wenn sie urplötzlich ins Licht springen. Die Kinder johlen. Doch die Reise der zwei ist noch lange nicht zu Ende. Erst geht es noch hoch in die Luft für die zwei Brüder, dann tief ins Meer. Die düstere Produktion scheint bei den Kindern anzukommen.

Kreativität in die Gesellschaft einbringen

Die Leiterin und Initiantin des Festivals, Anu-Maaria Calamnius-Puhakka, kann zufrieden sein, ein Ziel von ihr scheint sie gerade zu erreichen: «Wir wollen mit dem Festival ein junges Publikum an zeitgenössischen Tanz heranführen.» Für sie sei es wichtig, dass Kinder und Jugendliche in Kontakt mit Kultur kommen. «So stärken sie ihre Persönlichkeit und können ihre Kreativität in die Gesellschaft einbringen.» Noch bis am Sonntag ist im Casino das Stück «Hocus Pocus» zu sehen. Aber auch in anderen Lokalitäten wie der Galerie Malte Frank oder in der Bibliothek Zug gibt es noch verschiedene Gelegenheiten, zeitgenössischen Tanz zu erleben. (Lionel Hausheer)