Eine rastlose Chefin

Dies & Das, Literatur & Gesellschaft

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Was Bibliothekar*innen gerne lesen. Wir haben in die Runde gefragt und Antworten erhalten. Hier gibts Lesestoff!

  • Corinne Schnee stellt eine Biografie vor. (Bild PD)
    Corinne Schnee stellt eine Biografie vor. (Bild PD)

Hünenberg – Dieser Artikel ist in der Ausgabe März 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Büchertipps.

Bibliothek Hünenberg, Corinne Schnee 

Diese Lebensgeschichte einer Pionierin der Kosmetik und Emanzipation ist faszinierend und zieht uns sofort in ihren Bann. Helena Rubinstein (1870–1965) reiste 1902 von Polen nach Australien, um dort ihren Drang nach Freiheit und Selbstverwirklichung auszuleben. Ausgestattet mit immensem Ehrgeiz, überschäumender Energie, untrüglichem Instinkt für Geschäftliches und einigen Cremedosen, startete sie die erste Phase ihres Schönheitsimperiums.

Kosmetische Artikel zur Pflege oder gar zum Schminken existierten kaum und wurden entsprechend wenig verwendet. Also begann sie einen Markt zu schaffen mittels Schönheits­salons als Orte des Wohlbefindens. Sie etablierte Forschungslabors und entwickelte Prozesse für gleichbleibende Qualität. Dies alles ohne spezifische Ausbildung – zu einer Zeit, als Frauen kaum emanzipiert, geschweige denn Unternehmerinnen waren. Expansion zuerst nach England, dann Europa, weiter in die USA und schliesslich weltweit.
Ihrem Lebensziel, Erfolg, hatte sich ihr persönliches Glück unterzuordnen. Sie war zweimal verheiratet, hatte zwei Söhne, scheiterte aber im privaten Bereich durchwegs. Im Grunde fühlte sie sich auf dem gesellschaftlichen Parkett sehr unwohl. Um in der High Society akzeptiert zu sein, führte sie dennoch ein schillerndes, opulentes Leben und wurde selbst zur Ikone.

Mit grossem Ehrgeiz und eisernem Willen
Auf ihrem abenteuerlichen Lebensweg vertraute sie kaum je Aussenstehenden. Schlüsselpositionen wurden weltweit vorwiegend mit Per­sonen aus ihrer weit verzweigten Familie und Verwandtschaft besetzt. Ihrem eisernen Arbeitsethos konnten Angestellte kaum je gerecht werden. Jegliches Verständnis für deren per­sönliche Probleme fehlten ihr vollkommen.
Krisen, Kriege und der Aufstieg der Konkurrenz zu Weltkonzernen setzten ihrem eigenen Imperium zu, aber sie fand bis ins hohe Alter immer einen Weg, dies zu meistern.

«Augen, die im Dunkeln leuchten» von Ingo Rose und Barbara Sichtermann
Biografie, Verlag Kremayr & Scheriau, 2020, 318 Seiten