Das Kapellchen an der alten Handelsroute

Dies & Das

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Eine Wegkapelle oberhalb von Rotkreuz ist vor rund 320 Jahren von einem angesehenen Zuger Kirchenmann gestiftet worden. Bauhistorisch ist das kleine Gotteshaus ein bemerkenswerter Zeitzeuge.

  • An sonniger Lage oberhalb von Rotkreuz wurde die Ibiker Rosenkranzkapelle von einem Zuger Geistlichen gestiftet. Der später hinzugekommene neugotische Altaraufsatz im Inneren zeigt eine seltene Darstellung der Muttergottes mit dem Jesuskind. (Bilder Andreas Faessler)
    An sonniger Lage oberhalb von Rotkreuz wurde die Ibiker Rosenkranzkapelle von einem Zuger Geistlichen gestiftet. Der später hinzugekommene neugotische Altaraufsatz im Inneren zeigt eine seltene Darstellung der Muttergottes mit dem Jesuskind. (Bilder Andreas Faessler)

Risch – Einst führte eine wichtige Handelsroute von Zug nach Luzern durch Ibikon. Heute aber herrscht in diesem kleinen Weiler oberhalb der Hauptstrasse von Rotkreuz nach Meierskappel pure Beschaulichkeit. Bis auf die Anwohner, den Postboten oder Spaziergänger kommen hier nicht besonders viele Menschen vorbei.

Mitten in Ibikon an der Weggabelung steht eine kleine, heute denkmalgeschützte Kapelle mit einigen gestalterischen Besonderheiten, die sie von den meisten anderen Wegkapellen in der Region unterscheiden. Es ist verbürgt, dass das Kapellchen vom damaligen Pfarrer von Meierskappel, Johann Martin Keiser (1638-1706), erbaut worden ist. Der aus Zug stammende Geistliche hatte ab 1697 das Amt eines Apostolischen Protonotars inne und genoss somit ein Ansehen, das weit über dasjenige eines gewöhnlichen Dorfpfarrers hinausging. Der vermögende und kunstaffine Keiser machte sich durch reiche Stiftungen um Bau und Einrichtung der Meierskappeler Pfarrkirche verdient. So bedachte er dann auch das nahe Ibikon mit der kleinen Wegkapelle, die er Maria, der Rosenkranzkönigin, weihen liess. Ein heute nicht mehr vorhandenes Wappen erinnerte einst an den Stifter.

Viel Holz

Obschon das Kapellchen auf den ersten Blick einen baulich einheitlichen Eindruck macht, ist es mit grosser Sicherheit in zwei Bauetappen entstanden. Zu diesem Schluss kam man bei der letzten Restaurierung, als man feststellte, dass die flankierenden Mauern des Vorzeichens nicht in direktem Verband mit den Seitenwänden der Kapelle stehen. Wahrscheinlich sind das Vorzeichen sowie die gesamte heutige Überdachung Resultat einer zweiten Bauphase und somit um einige Jahrzehnte jünger als der Kapellenraum.

Bemerkenswert ist an der Ibiker Rosenkranzkapelle vor allem die Verwendung von Holz. So sind bereits die beiden tragenden Säulen auf den Brüstungsmauern nicht aus Stein, sondern aus Holz angefertigt. Und während die meisten Kapellen dieser Art mit einem eisernen Abschlussgitter versehen sind, ist für das Gitter hier ebenfalls Holz verwendet worden. Die Gitterstäbe sind in allen drei Abschnitten unterschiedlich gedrechselt. Das Dach über dem Vorzeichen ist von einer flachen, eingezogenen Wölbung, einer sogenannten Ründe, geprägt. Auch die Ecke im Inneren ist gewölbt – polygonal, da breite Holzläden verarbeitet worden sind.

Der Altar im Kapelleninneren besteht aus einem niedrigen gemauerten Unterbau und einem hölzernen Aufsatz. Letzterer ersetzte eine hier ursprünglich aufgestellte Rosenkranzmadonna sowie ein Kreuz mit dem blutenden Heiland, dessen Wundmale mit sogenannten «Bluttrauben» versehen waren.

Herz Mariae und Herz Jesu

Der spitzbogige Altaraufsatz ist neugotisch und stammt aus dem 19. Jahrhundert, wobei das ihn versehende geschnitzte Barock-Zierwerk vom Vorgängeraltar übernommen worden sein dürfte. Das kleine Altarblatt zeigt die Muttergottes mit dem Jesuskind. Beide mit ihren strahlenden Herzen – eine in dieser Kombination eher seltene Darstellung. Das Gemälde ist signiert mit «Kaiser» und datiert mit 1880. Man darf wohl davon ausgehen, dass dies das Jahr ist, in dem man die vorherige Ausstattung mit dem jetzigen Altar ersetzt hat.

Nachdem das Rosenkranzkapellchen im Weiler Ibikon 1998 unter kantonalen Schutz gestellt worden war, folgte eine Gesamtrestaurierung. Der Aussen- sowie auch der Innenverputz wurden erneuert und die Zementplatten aus dem späten 19. Jahrhundert entfernt, die im Innenraum ausgelegt worden waren. Darunter kam der ursprüngliche Sandsteinboden zum Vorschein, welcher originalgetreu ersetzt wurde. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.