Kulturerbejahr in Menzingen

Dies & Das

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«Bildungsstätten – Klosterdorf – Krapfen» – auf den Spuren bedeutsamer Bau- und Zeitzeugen und einer Tradition.

Menzingen – Der Zuger Heimatschutz trifft in seinen Bemühungen um eine attraktive Vermittlung ausgewählter Segmente in Erinnerung an das heurige Kulturerbejahr auf eine bemerkenswerte Resonanz. Der Menzingen beschlagende zweite Rundgang verzeichnete trotz der Gruppenbildung noch immer zu grosse Formationen zur Detailerfassung der kompetent angebotenen Wissenserweiterung – wahrhaft ein positives Signal für das Interesse am Erhalt wie der massvollen Fortentwicklung bedeutsamer Bau-und Zeitzeugen.

Zunächst verschaffte Schwester Ursula Maria Niedermann einen Überblick zu den Gebäulichkeiten des Mutterhauses der Kongregation zum Heiligen Kreuz mit dem 1851 erworbenen, später erweiterten und angepassten Ursprungsbau im Nordosten, dem 1879-81 durch Wilhelm Keller in neubarocker Formensprache erstellten Pensionatsbau im Westen, wo heute 30 Schwestern leben. 1890 bis 1892 folgte der Bau des Seminars im Süden durch die Gebrüder Reutlinger aus Zürich, dort gedenkt der Konvent gemäss Schwester Ursula Maria Wohnungen einzurichten. Die neubarocke Kirche mit dem achteckigen Aufbau der Laternenkuppel als Wahrzeichen des Klosterdorfes, angefertigt durch den schweizweit führenden Architekten August Hardegger und inspiziert durch den bestimmenden Einsiedler Experten Albert Kuhn, entstand 1895 bis 1897 anstelle von Gartenhalle und Kapelle.

Staunen über Schrifttafeln

Zusammen mit weiteren Aufstockungen und Anbauten formte Hardegger eine geschlossene Vierflügelanlage mit einer strassenseitigen Monumentalfassade. 1983 bis 1985 mussten die Verantwortlichen den Osttrakt aus statischen Gründen durch einen stilistisch adäquaten Neubau ersetzen, welchen sie künftig gegenüber der Gemeinde zu öffnen gedenken. Die Führerin erwähnt als mögliche Nutzungen Praxen, Krippen, soziale Einrichtungen. In der Kirche bestaunten die Gäste die Schrifttafeln mit den Kardinaltugenden in den Bogenscheiteln des Gewölbes, die nach dem Bildprogramm Wilhelm Sidlers ausgeführten Malereien Fritz Kunzens sowie die Skulpturen Edmund Müllers.

Vorbei am einstmaligen Kandidatinnenhaus, heute Angestelltenwohnhaus, von Emil Weber 1909/10 und dem Pflegeheim St.Franziskus der Architekten Hafner und Wiederkehr von 1967 für 60 Personen geleitete die kundige Klosterfrau die Teilnehmenden zum Haus Maria vom Berg, errichtet 1930 bis 1932 durch den Zürcher Anton Higi. Das Gebäude mit dem Grundriss eines Taukreuzes als griechisches franziskanisches Erkennungszeichen und mit damals fortschrittlichen eigenen Zellen und fliessendem Wasser beherbergte das Pensionat für 300 Schülerinnen und erlebte 1976 seine Umwandlung in ein Altersheim für Schwestern. Die nach Plänen von Hanns A. Brütsch & Alois Stadler und Leo Hafner & Alphons Wiederkehr konsequent durchgestaltete, von 1958 bis 2006 als Seminar Bernarda fungierende Bautengruppe stellte Bürgerrat Othmar Trinkler lebhaft vor. In diesen seinerzeit avantgardistische Architektursprache markierenden Komplex zog 2002 das kantonale Gymnasium ein, welches 2006 das ganze Ensemble übernahm.

1606 gab es bereits eine Schule

Er verdeutlichte auf dem Rundgang die funktional differenziert ausgearbeiteten Baukörper Wohnhaus, Speisesaal, Schultrakt, Turnhalle, Kapelle, Theatersaal, Singsaal. Ferner ging er auf das gegenwärtig ausgeführte, 110,7 Millionen Franken verschlingende Unterfangen mit Umbau, Provisorien und Sportplätzen ein und vermochte höchst detailliert die Verknüpfungen, aber auch Unterscheidungen von «Alt» und «Neu» zu veranschaulichen! Selbst subtilste Farbabstufungen, stimmigste Atmosphären oder Mikroperforierungen entgingen dem profunden Kenner Othmar Trinkler nicht! Dieser zeigte zum Schluss noch das Schulhaus Dorf, 1934/35 durch Alois Stadler und Walter Wilhelm als typischen Vertreter des streng architektonisch gestaltenden Neuen Bauens geschaffen. 1994 erfolgte eine diese Gestalt nicht antastende Renovation mit Fenstergrössen und -rahmen übernehmendem Dachaufbau. Staunen löste die Bemerkung aus, dass Menzingen bereits 1606 über eine öffentliche Schule verfügte! 1835 erstellte Baumeister Heinrich Staub aus Horgen das erste Schulhaus im Bereich des heutigen Schulhausplatzes. Als Belohnung winkte der Genuss der traditionsreichen Klosterkrapfen.

Am 22. September wird im kantonalen Gymnasium Menzingen zur Beendigung der Erneuerungsarbeiten ein Tag der offenen Tür stattttfinden. (Für den Zuger Heimatschutz: Jürg Johner)