Glanzvolles Abschlusskonzert

Musik

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Die Astona-Kurse für hochbegabte junge Leute auf Streichinstrumenten gastierten zum zweiten Mal im Lassalle-Haus Bad Schönbrunn. Dies zeichnet sich auch für die nächsten Jahre als definitive Lösung ab.

Edlibach – Wie schon letztes Jahr hat auch dieses Jahr im Forrenmattsaal ­alles gestimmt: Bei den jungen Leuten (Jahrgänge 1993–2006) sicheres musikalisches Können, intensive Vorbereitung und souveränes Auftreten, ein zahlreiches begeisterungsfähiges Publikum – und nicht zuletzt der Schlechtwettereinbruch nach heissen Sommertagen genau während des Konzerts. 

Das Programm des Abschlusskonzerts der Astona-Kurse für hochbegabte junge Leute – teilweise von den Kursleitern bestimmt und teilweise von den Ausführenden selbst – bewegte sich wie im letzten Jahr zwischen der späten Klassik und der gemässigten Moderne. Barock kommt offensichtlich weniger an; und wer hochbegabt ist, will wohl zeigen, dass er Geige und Cello spielen kann; entsprechend geringer ist das Interesse an Experimentalmusik mit verfremdeten Klängen. Erneut interpretierte das Gesamtorchester der 34 Teilnehmenden ein Werk von Léoš Janáček: sechs Sätze aus «Idyll für Streichorchester», Opus 6, Nr. 3. Unter der Leitung von Jonathan Brett Harrison überzeugte ein weiteres Mal die Homogenität des Klangkörpers. Auch mit diskreter Zeichengebung gelang eine dynamisch fein abgestufte Gestaltung, bei welcher man einzelne Ungenauigkeiten in den Tempoübergängen höchstens beiläufig zur Kenntnis nahm. Schon der Auftakt mit dem Impromptu aus Opus 5 von Jean Sibelius war ein Genuss; klar und doch nicht pedantisch wurde die zweiteilige Form mit verkürzter Reprise herausgearbeitet. 

Eine talentierte schwedische Cellistin

Noch fast mehr Raum in den Konzertauftritten und bei der Vorbereitung erhielt die Kammermusik. Seit Jahren bemüht man sich, die jungen Leute zur wiederholten Teilnahme über mehrere Jahre zu animieren – ein Ziel, das vor allem der Homogenität der grösseren Kammermusikgruppen und des Orchesters zugutekommt, das aber durch die Beschränkung nach Alter nie voll erreicht wird. Ein sehr erfreu­liches Beispiel ist die knapp 20-jährige schwedische Cellistin Linda Heiberga, deren musikalischer Werdegang im laufenden Jahr von der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens nachgezeichnet wurde und die erneut mit einem Schubert-Satz aus D 821 brillierte. 

Die weiteren Einzelvorträge – meist begleitet vom Dozenten François Killian – gehörten vier Violinvirtuosen der Jahrgänge 2003 und 2004. Sharon Zhou spielte im Vorjahr noch in der Gruppe der Jüngsten. Jetzt wagte sie sich mit Erfolg an die umfangreichen und technisch extrem schwierigen Variationen von Henryk Wieniawski, Opus 15. Nach dem stimmungsvollen Auftakt mit einem Satz aus der wohlbekannten «Frühlingssonate» von Beethoven (João Marinho, Portugal) folgten das Solostück Recitativo und Scherzo, Opus 6, von Fritz Kreisler (Annissa Gybel, Dänemark) und die «Tzigane»-Rhapsodie von Maurice Ravel (Angelo Lundström, Schweden).

Eine Brücke zum Orchesterklang

Den Abschluss bildeten grössere Kammermusikgruppen, womit auch eine Brücke zum Orchesterklang geschaffen wurde. Die Satzbezeichnung «Décidé» in der eigenartigen Besetzung Solovioline, Klavier und Streichquartett (Ernest Chausson, 1855–1899) wurde von den Ausführenden wörtlich genommen; virtuos und sehr klangvoll gestaltete Leo Dubovsky (Estland) den Klavierpart, sodass er die Solovioline (Katariina Kits, Estland) manchmal etwas übertönte. Energisch führte Roman Reshetkin (Frankreich) das durch sieben Nationalitäten interpretierte das Streicher-Oktett, Opus 20, von Mendelssohn, sodass orchestrale Momente dominierten und die bei diesem Komponisten manchmal drohende Gefahr der Sentimentalität nie aufkam.

Der bei allen Vorträgen lange und intensive Applaus wurde als traditionelle Zugabe durch ein Violinquartett der Jüngsten verdankt. Die Gründungsinitiantin und Direktorin, Nancy Chumachenco, wies ein weiteres Mal darauf hin, dass Astona nur dank den grosszügigen Sponsoren des Gönnervereins so weiterbestehen kann. Dank dafür gebührt auch dem nimmermüden regionalen Geschäftsleiter Christoph Balmer. (Jürg Röthlisberger)