Berührende Musik in intimer Atmosphäre

Musik

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Seit vier Jahren wird an der Baarerstrasse einmal im Monat Jazz-Musik gespielt. Regionale Talente sollen so gefördert werden. Ein Konzept, das ankommt.

  • Urs Rust sorgt in seiner Bar monatlich für gepflegten Sound in lauschiger Umgebung. Das Format «Niente Jazz» ist ein Erfolg. (Bild Maria Schmid)
    Urs Rust sorgt in seiner Bar monatlich für gepflegten Sound in lauschiger Umgebung. Das Format «Niente Jazz» ist ein Erfolg. (Bild Maria Schmid)

Zug – Es braucht schon eine gehörige Portion Enthusiasmus, um das durchzuziehen, was Urs Rust macht: einmal pro Monat jungen Jazz-Künstlern eine Plattform für einen Auftritt zu geben, Nachwuchstalenten die Möglichkeit schenken, erste Erfahrungen mit Publikum zu machen. Und das alles bei hohen Qualitätsansprüchen. Eine explizite und irgendwie auch exklusive Auftrittsmöglichkeit für Newcomer. Exklusiv, weil die Niente Bar auf den ersten Blick so gar nicht wie ein Jazz-Lokal wirkt. Der Bau an der Baarerstrasse besticht unter anderem durch seine Höhe – auch in der Niente Bar sind die Räume ungewöhnlich hoch. Die Einrichtung des Lokals ist – wie auch der Name schon andeutet – auf Understatement gemacht. Eine Bühne für die Künstler gibt es nicht, ergo performen die Musiker auf Augenhöhe mit dem Publikum. Das ist durchaus auch gewollt – denn gerade diese intimen Auftritte und die durch die Lokalität gegebene Nähe zum Publikum ermöglichen es den Musikern, sehr genau zu spüren was ankommt... und was eher nicht.

Der Mann hinter den monatlichen Jazzkonzerten heisst Urs Rust und «seine» Nachwuchstalente findet er beispielsweise an der Jazz-Schule Luzern. «Diese Musiker haben bereits einen Abschluss in der Tasche und sind musikalisch auf einem hohen Niveau», erklärt der Veranstalter. «Manche der Künstler haben auch schon eigene Projekte realisiert oder haben eigene Bands.» Wichtigstes Kriterium bei der Künstlerauswahl ist für Urs Rust, dass die Talente in irgendeiner Form einen Bezug zur Region haben.

Spannender Publikumsmix

Jazz ist eher ein anspruchsvolles Genre – man findet den Zugang nicht unbedingt leicht. Gerade deshalb erstaunt der Publikumsmix, welcher sich monatlich zu den Konzerten einfindet: «Ich kann auch nach vier Jahren Niente-Jazz immer noch nicht genau sagen, wie sich unser Publikum zusammensetzt. Es ist jedes Mal eine Überraschung», stellt Urs Rust fest.

Er selbst hat den Zugang zu Jazz schon früh gefunden. «Als Jugendlicher hat mich Jazz-Musik bereits fasziniert, was für meine gleichaltrigen Kollegen etwas befremdlich war, denn Jazz ist letztendlich keine Mainstream-Musik.» Urs Rust findet auch heute noch, dass Jazz eine unglaublich kreative Musikrichtung sei, «und eigentlich ist auch jedes Jazz-Stück einzigartig», so Rust weiter. Die Bandbreite an Stilrichtungen sei gigantisch, und daher müsse er ein bisschen vorsortieren. «Free-Jazz spielen wir nicht», zählt Urs Rust als Beispiel auf. «Und als Hauptkriterium gilt, wie schon erwähnt, der Bezug zur Region.» Er selbst lässt sich privat aber durchaus auf musikalische Jazz-Experimente ein. «Am liebsten höre ich Jazz-Musik mit viel Blech!» Das Jazz-Fieber habe ihn einst in New York gepackt. «Ich war als Jugendlicher über längere Zeit im Big Apple. Und in den kleinen Jazz-Clubs der Metropole traten die musikalischen Grössen jener Zeit auf», fasst Urs Rust zusammen.

Engagierte Musiker

Wenn er über Jazz-Musik redet, spürt man die Leidenschaft, die ihn antreibt, denn Geld verdienen lässt sich damit kaum. «Wir verlangen bewusst keinen Eintritt, sondern setzten auf einen freiwilligen Betrag – eine Kollekte. So auch beim Konzert am 31. Januar. Auf dem Programm steht Chiara Schönfeld im Duett mit Kenny Niggli. Der Titel des Konzertabends: «Au Revoir Emma»; dies verrät nicht viel über das Konzert. Urs Rust klärt auf: «Chiara Schönfeld wird vertonte Jazz-Pop-Tunes singen  – aber auch eigene Kompositionen. Am Keyboard wird Kenny Niggli sein.» Gespielt werde «Straight Grooviger Jazz». Ein spannender Abend also. Und wer bei «Duett» wegen Kitschalarm leicht zusammenzuckt: Urs Rust gibt Entwarnung. «Ich weiss, dass ein Duett schnell in seichtes ‹Hotel Piano› kippen kann, aber bei Chiara und Kenny habe ich diesbezüglich keine Bedenken. Denn wer die engagierten Musiker live erlebt, spürt heisses Herzblut und kühle Sehnsucht», schwärmt der Veranstalter. Die Musikerin Schönfeld spielt sonst im Quartett Nowlen, dort agiert sie als Bandleaderin und Komponistin. «Und das Projekt Nowlen wurde letztes Jahr als bestes Bachelorprojekt der Hochschule Luzern im Bereich Musik prämiert.» Und damit schliesst sich auch der Kreis; denn Chiara ist eigentlich Bernerin. Aber das Projekt ist in Luzern entstanden und passt somit bestens in Urs Rusts Lokal-Konzept. (Haymo Empl)

Hinweis
«Au Revoir Emma». Jazz von und mit Chiara Schönfeld und Kenny Niggli am Donnerstag, 31. Januar, 20 Uhr. Bar Niente, Baarerstras-se 125, Zug. Eintritt frei (Kollekte).