Kulturblick Schule: Sabine de Spindler, Lehrerin und Künstlerin

Vermittlung

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Kulturblick Schule aus dem Zug Kultur Magazin, Ausgabe Dezember 2021, Seite Schulen: Sabine de Spindler, 50, Lehrerin für Bildnerisches Gestalten an der Oberstufe Unterägeri und Künstlerin, Baar

  • Sabine de Spindler lehrt ihre Schüler*innen, wie man einen Zugang zur Kunst findet. (Bild Philippe Hubler)
    Sabine de Spindler lehrt ihre Schüler*innen, wie man einen Zugang zur Kunst findet. (Bild Philippe Hubler)

Baar – «Bildung kann man nicht herstellen, sondern nur ermöglichen. Die bildende Qualität des Unterrichts kann ich als Lehrperson im Fach Bildnerisches Gestalten begünstigen, indem ich echte Begegnungen und Aus­einandersetzungen mit Kunst und Kultur fördere. Dabei lasse ich auch Differenzen und Spaltungen zu und baue das Unvorhergesehene und Überraschende bewusst in meinen Unterricht ein. Nur durch unmittelbare Betroffenheit sind echte Neugierde, Aha-Erlebnisse und somit ein Weiterdenken möglich. Dies kann das Leben der Jugendlichen in ihrem Prozess der Identitätsbildung unglaublich bereichern.

Ich möchte meinen Schüler*innen Tools mitgeben, wie sie mit Kunst umgehen können. Dazu gehört die Schulung der genauen Wahrnehmung und der Achtsamkeit sowie das Einüben einer Sprache, die Beobachtetes, Wahrgenommenes und Hergestelltes differenziert beschreiben kann. In der Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur werden die Schüler*innen motiviert, sich mit ihrer eigenen, aber auch der fremden, irritierenden Welt zu befassen. In dieser Auseinandersetzung riskieren sich die Lernenden immer wieder selbst, müssen gewisse ­Gewohnheiten und vertraute Sichtweisen hinterfragen, neu denken oder über Bord werfen. Dabei lernen sie weit mehr als einfach Stilepochen.

In letzter Zeit waren coronabedingt keine ­Besuche in Kunstinstitutionen oder Begegnungen mit Kunstschaffenden mehr möglich. Daher versuchte ich, Kunst und Kultur über andere Kanäle, analoge wie digitale, ins Schulzimmer zu bringen. Zuletzt beschäftigten wir uns zum Beispiel mit den Zeichnungen und Videos des Schweizer Künstlers Yves Netzhammer, dachten uns in seine Formensprache ein und entwickelten aus ihr heraus eigene Umsetzungen zu persönlich relevanten Themen. Für mich war die Entwicklung der Schüler*innen spannend zu beobachten. In der ersten Stunde war ziemlich viel Skepsis zu spüren. Die Schüler*innen waren sehr irritiert von seiner Kunst. Mit der intensiven Auseinandersetzung wuchs das Verständnis, die Begeisterung am Gestalten und am Austausch darüber. Einige Schüler*innen ent­wickeln aus dieser Auseinandersetzung ­beeindruckende eigene kreative Lösungen.»

Aufgezeichnet von Maria Brosi