Zugs «willkürliche» Riesensetzlinge

Kunst & Baukultur

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Die «unfertige Bepflanzung» an der Aabachstrasse hat wohl schon manchen leicht irritiert.

  • «willKür» besteht aus rund 120 Sträuchern in blauen Säcken. (Bild Maria Schmid)
    «willKür» besteht aus rund 120 Sträuchern in blauen Säcken. (Bild Maria Schmid)

Zug – Eigentlich sieht es aus, als wäre soeben der Gärtner da gewesen, um die bestellten Sträucher in blauen Transportsäcken vor Ort zu deponieren und sie dann in einem nächsten Schritt sauber in den Boden zu pflanzen. Allerdings stehen sie da mittlerweile fast zwei Jahrzehnte – nach wie vor in ihren Säcken.

Was für manches Auge nach einer unvollendeten Gartengestaltung aussehen mag, ist in Tat und Wahrheit eine künstlerische Intervention – mit dem Titel «willKür». Auf dem Areal des Verwaltungskomplexes an der Aabachstrasse stehen seit Frühling 2001 rund 120 dieser auffälligen Objekte, die wie riesige verpackte Setzlinge aussehen. Es handelt sich hauptsächlich um einheimische Buschpflanzen wie Bocksdorn, Kletterhortensien, Winterjasmin, Brombeeren oder Efeu.

Die kugelförmig eingesackten Büsche sind Teil einer künstlerischen Gestaltung des Polizei- und Verwaltungsgebäudes II, für die seinerzeit ein schweizweiter Wettbewerb ausgeschrieben worden war. Das Projekt «willKür» vom Künstler Christoph Haerle – in Zusammenarbeit mit Lukas Schwein­gruber und Rainer Zulauf – wurde schliesslich für die Gestaltung des Aussenbereiches ausgewählt. Haerle beschreibt seine Intervention als «Piazza mit Pflanzenpunkten». Dass diese Art Kunst nicht von allen gleichermassen als solche verstanden werden dürfte, war der Baudirektion damals wohl bewusst, weshalb die Einweihung von «willKür» unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.

Die architektonische Strenge kontrastieren

Die scheinbar «willkürlich» verstreuten Buschsäcke aus einer speziellen Folienart sind nach einer gewissen Gesetzmässigkeit, stellenweise aber auch zufällig auf dem Areal angeordnet worden. Ihr Zweck ist es, mit ihrer natürlichen Wucherung und dem Grün die architektonische Strenge der sie umgebenden Gebäude zu kontrastieren. «willKür» soll einerseits die geplante, andererseits aber auch die zufällige Ordnung symbolisieren und verweist ferner auf das Einzige, was hier nicht beeinflusst werden kann: das Unvorhersehbare im Alltag. Dafür steht der Wildwuchs der Büsche, er wird zum Symbol des Willkürlichen. (Andreas Faessler)

Hinweis

Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.