Einladung zu einem frommen Gedanken

Dies & Das

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Bildstöcke und Wegkreuze gehören zum Landschaftsbild der katholisch geprägten Zentralschweiz. Ein schönes Beispiel finden wir in Unterägeri inmitten der beschaulichen Natur – an einem Ort, der einst verkehrstechnisch bedeutend war.

  • Der formschöne Bildstock am Nollen steht an der alten Verbindung von Walchwil ins Ägerital. Er birgt heute eine Figur von Bruder Klaus. (Bild Stefan Kaiser)
    Der formschöne Bildstock am Nollen steht an der alten Verbindung von Walchwil ins Ägerital. Er birgt heute eine Figur von Bruder Klaus. (Bild Stefan Kaiser)

Unterägeri – Wir treffen sie überall an, wenn wir im Kanton Zug unterwegs sind – in Feld und Wald, an Strassen, Wegen, Hausmauern, auf Brücken, selbst mitten in Dörfern an allen erdenklichen Ecken. Die Dichte an sogenannten Bildstöcken, oft auch als Helgenstöckchen bezeichnet, ist hierzulande ausserordentlich hoch. Die kleinen Heiligtümer sind in ihrer Vielzahl eindrückliches Zeugnis katholischer Volksfrömmigkeit – überqueren wir beispielsweise die Kantonsgrenze nach Zürich, gibt es sie nicht mehr.

Sinn und Zweck der Bildstöcke ist es einerseits, den Vorbeikommenden zu einem kurzen Gebet oder frommen Gedanken anzuregen, andererseits sind manche von ihnen als Mahnmal an ein Unglück oder ein wundersames Ereignis aufgestellt worden. Die häufigste Art von Bildstöcken, die man im Kanton Zug wie auch in den katholischen Nachbarkantonen trifft, sind kleine Gehäuse auf Stelen mit Sockel. Sie bergen eine Heiligenfigur oder ein Bildnis. Sie sind meistens aus Sandstein gefertigt, gelegentlich auch aus Holz.

Heiligtum am alten Weg

Wir finden ein besonders schönes Exemplar eines Bildstöckleins am Nollen in Unterägeri mitten in der Natur wenige Meter unterhalb vom Nollenchrüz. Es steht auf halber Strecke vom Hof Oberzittenbuech zum Nollengatter am Fusse einer mächtigen Birke am Strässchen. Es ist der historische Weg von Walchwil ins Ägerital, der in den vergangenen Jahrhunderten als direkte Verbindung dieser beiden Dörfer eine wichtige Funktion erfüllte. Somit ist davon auszugehen, dass hier schon in alter Zeit ein Wegzeichen in Form eines Helgenstocks oder eines Wegkreuzes gestanden hat und nicht erst seit 1914, wie der heutige Bildstock am Sockel datiert ist. Unterhalb dieser Datierung ist der ­traditionelle katholische Gruss­spruch zu lesen: Gelobt sei Jesus Christus in alle Ewigkeit. Amen.

Instandsetzung durch den Kreuzbittverein

Nachdem der Bildstock im Laufe der Jahrzehnte reichlich verwittert war, liess ihn der Kreuzbittverein Ende der 1980er-­Jahre restaurieren und das ursprüngliche Marienbildnis mit einer vom Bildhauer Lukas Gasser angefertigten Bruder-Klaus-Figur aus Holz ersetzen. Die Pflege von Wegkreuzen und Bildstöcken sowie Förderung von Bittgängen gehören zu den Hauptaufgaben des Vereins. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir ­wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.