Schöpfungsoratorium für Bläser

Musik

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In minutiöser Kleinarbeit hatte Stefan Buri das Schöpfungsoratorium von Josef Haydn in ein Kammermusik-Werk für Bläser-Ensemble umgesetzt. Er respektierte das harmonische Grundgerüst und die Stimmung des Originals.

  • Die Kammer Solisten Zug liessen sich auf eine musikalische Herausforderung ein – mit Erfolg. (Bild Matthias Jurt)
    Die Kammer Solisten Zug liessen sich auf eine musikalische Herausforderung ein – mit Erfolg. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Eine weitere akustische Bewährungsprobe im klassischen Bereich war es für das Kulturprovisorium Zug. Die auch bei mässiger Besetzung recht trockene Akustik ermöglichte eine gute Sprachverständlichkeit bei den Erläuterungen zum Konzertbeginn. Auch alle Details in der Struktur des auf historischen Instrumenten gespielten Notentextes kamen klar zur Geltung. Hingegen wirkte wenigstens von meinem Platz aus die rechte Seite mit den Klarinetten und Fagotten fast durchwegs kräftiger als Querflöte und Oboen gegenüber.

Zehn Mitwirkende der Kammer Solisten Zug hatten sich in kurzer Zeit auf eine musikalische Herausforderung vorbereitet, welche für alle neu war: Isabelle Schnöller, Querflöte, Georg Fritz und Ann Kathrin Collin, Oboen, Etele Dósa und Marina Sonntag, Klarinetten, Jean-François Taillard und Diane Eaton, Hörner, Stefan Buri und Zoë Matthews, Fagotte, sowie der Kontrabassist Philippe Schnepp. Ein weiteres Mal überzeugte das sichere individuelle Können aller Mitwirkenden im Dienste des Gesamtwerks. Etwas schwieriger zu erreichen war die klangliche Homogenität; neben verschiedenen Besetzungswechseln gingen auch an den Profis die Coronarestriktionen nicht ganz spurlos vorbei. Kurzfristig waren aber immerhin beim Publikum einzelne Einschränkungen gelockert. Es blieb nicht mehr jede zweite Reihe gesperrt und entsprechend erhöhte sich auch die Zuhörerkapazität.

Im Original ist die «Schöpfung» ein Werk für drei Vokalsolisten (Sopran, Tenor, Bass), gemischten Chor und ein aus Streichern und Bläsern zusammengesetztes Sinfonieorchester. Die Bearbeitung hatte die Gesamtdauer von knapp zwei Stunden auf rund 75 Minuten relativ wenig zusammengekürzt, sodass ein Grossteil der Leistung des Original-Komponisten erhalten blieb. Beim Verzicht auf gesungenen Text und Streicherchor schwieriger zu erhalten waren die zahlreichen lautmalerischen und gedanklichen Einschübe.

«...Da haben d’Vögel wirklich gsungen»

Mit viel Einsatz und Feingefühl hat Stefan Buri auch in diesem Bereich vieles akustisch umsetzen können. Wenigstens teilweise hätte die Besprechung der Uraufführung (19. März 1799 in Wien) auch für die Wiedergabe im Kulturprovisorium gegolten (Zitat, Joseph Richter, 1749–1813): «…Da haben d’Vögel wirklich gsungen, und der Löw hat brüllt, und da hat man so gar hören können, wie d’Würmer auf der Erden fortkriechen.» Übrigens zweifelten schon zu Haydns Zeiten viele Wissenschafter an der naturwissenschaftlichen Richtigkeit des biblischen Schöpfungsberichts. Vielleicht auch deswegen ist er seither nie mehr von einem bedeutenden Komponisten vertont worden.

Für die Bläserfassung stand aber doch das harmonische Erlebnis im Vordergrund. Wie schon bei früheren Bearbeitungen wurden die einzelnen Solostimmen nicht fest bestimmten Instrumenten zugeordnet. Innerhalb der Stimmenpaare waren die Oberstimmen thematisch fast immer bevorzugt; aber viele Einsätze erfolgten unabhängig von der Stimmlage des Originals. Einigermassen feste Zuordnungen gab es nur bei den Chorfugen am Schluss der einzelnen Teile sowie bei den Einsätzen von «Adam» im dritten Teil, welche meist vom Ersten Fagott gespielt wurden.

«Alles verzögert sich etwas nach hinten»

Die immer noch aufgelockerte Sitzordnung liess den Applaus weniger kräftig erscheinen, als er vom Publikum her gemeint war. Das dazu passende Zitat des Hauptorganisators, diesmal von der Aufführung im Kulturprovisorium: «Alles verzögert sich etwas nach hinten. Aber wir sind da!» (Jürg Röthlisberger)