Wer nicht schlafen kann, feiert mit

Brauchtum & Geschichte

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Fasnacht in einer Altersinstitution: Das Chlösterli und seine Bewohner zeigen, wie das geht. Dort ist man ganz auf die fünfte Jahreszeit eingestellt – üppige Dekoration inklusive.

  • Die Bewohner des Chlösterlis sind bereit für die Fasnacht. (Bild Stefan Kaiser)
    Die Bewohner des Chlösterlis sind bereit für die Fasnacht. (Bild Stefan Kaiser)

Unterägeri – Beim Chlösterli in Unterägeri taucht man in eine Fasnachtswelt ein – wortwörtlich. Beim Eintreten in den Empfangsbereich durchquert man eine Schwingarena mit allem Drum und Dran: Der Sägemehlkreis ist ausgelegt, die Tribüne quasi bezugsbereit und auch der Gabentempel ist aufgebaut. Statt eines Munis, empfängt einen allerdings eine geschmückte Kuh, keine echte, selbstverständlich. Denn das alles ist Teil der diesjährigen Fasnachtsdekoration des Chlösterlis. Im Innern geht es fast im gleichen Ausmass weiter. In der Cafeteria wurde ein Chalet aufgebaut, inklusive gemütlicher rot-weiss-karierter Vorhänge und Schwinger-Deko auf den Tischen.

Den Bewohnern scheint es zu gefallen. Der allwöchentliche Apéro am Freitagvormittag ist gut besucht und die Vorfreude ist bereits spürbar. «Ein Prosit, ein Prosit der Gemütlichkeit», wird gemeinsam gesungen und die Gläser in die Höhe gehoben. Bei der Frage in die Runde, wer denn heute Abend beim Ball der ­Wylägerer Fasnachtsgesellschaft (WFG) dabei sein wird, gehen einige Hände in die Luft. «Meine Perücke liegt schon bereit», meint eine Bewohnerin und alle lachen. Eins wird schnell klar: Im Chlösterli wird gehörig gefestet.

Auch der Chef ist mittendrin

Zum dritten Mal findet der WFG Ball im Zentrum statt. «Im ersten Jahr hatte ich schon Bedenken und fragte mich: Fasnacht in einer Altersinstitution, geht das überhaupt», gibt Geschäftsleiter Paul Müller zu. Die Sorgen haben sich schnell in Luft aufgelöst. «Die Zusammenarbeit mit der WFG funktioniert sehr unkompliziert und die Bewohner nehmen gerne Teil.» Der Lärm sei kein Problem. «Es ist eine Ausnahmesituation und das kommunizieren wir so. Dann wird dies so entgegengenommen und akzeptiert.» Wenn man nicht schlafen kann, geht man eben an den WFG Ball.

Der Ball ist längst nicht der einzige Anlass, der im Chlösterli stattfindet. Neben vielen eigenen Veranstaltungen wie der Metzgete im Herbst, oder diverse Frühschoppenkonzerte gibt es jährlich rund 150 externe Anlässe. Dafür stehen unterschiedliche Banketträume zur Verfügung. «Das gehört zu unserem Konzept, unserer Philosophie», erklärt Müller. «Die absolute Ruhe findet man im Chlösterli nicht.» Da passe eben auch die Fasnacht gut rein. Mit der Hausfasnacht und dem Fasnachtsnachmittag am Güdeldienstag gehören zwei weitere Veranstaltungen zum Programm. Paul Müller bringt die notwendige Leidenschaft selber auch mit, insbesondere, was die Unterhaltung angeht. Er ist Teil der Grümpel Band Goldau, die ebenfalls aufspielt. Für die ausschweifende Dekoration ist das Unterhaltsteam des Chlösterlis zuständig. «Die Leute geraten regelrecht in Feuer», sagt Müller. Und auch da werden sie von der WFG unterstützt. Das unbestrittene Highlight dieses Jahr sind zwei lebensgrosse Puppen, er mit einer Handorgel, sie mit einem grossen Sousafon: «Die Pneuphoniker». Sie funktionieren wie eine Jukebox: Für einen Euro wird ein Lied nach Wunsch abgespielt. «Die haben wir extra aus Köln kommen lassen.» Schon einige Hits haben sie in den vergangenen zwei Wochen zum besten gegeben – und selbstverständlich haben sie auch an jenem Apéro einen grossen Auftritt. (Carmen Rogenmoser)