Grosse Erwartungen an das Theater Casino

Theater & Tanz, Musik

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Das Zuger Kulturhaus am See befindet sich in einer Sondersituation – nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch wegen eines fragwürdigen Personalentscheides im vergangenen Frühjahr. Die beiden wichtigsten Subventionsgeber haben klare Foderungen an den künftigen Betrieb.

  • Seit 1909 ist das Theater Casino Zug prominentes Kultur-Aushängeschild der Stadt. (Bild Stefan Kaiser)
    Seit 1909 ist das Theater Casino Zug prominentes Kultur-Aushängeschild der Stadt. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Mit ihrer Gründung vor genau 213 Jahren ist die Theater- und Musikgesellschaft Zug (TMGZ) eine der ältesten und traditionsreichsten Protagonistinnen auf dem hiesigen Kulturplatz. Seit 112 Jahren verantwortet sie das Programm im altehrwürdigen Theater Casino Zug. Ungewöhnlich ist die Organisationsstruktur der Kulturstätte: Während die Stadt Zug Besitzerin des Hauses ist, wird es von der Stiftung Theater Casino Zug verwaltet, deren Stiftungsratspräsident jeweils der amtierende Stadtpräsident ist. Die TMGZ indes ist für den Kulturbetrieb im Haus verantwortlich, und die eigenständig geführte In-House-Gastronomie obliegt der Gammacatering AG aus Hünenberg. Das Theater Casino Zug gehört zu den höchstsubventionierten Kultureinrichtungen im Kanton. Von der Stadt bekommt die Stiftung derzeit jährlich 700000 Franken für den Betrieb des Hauses, die als Verein geführte TMGZ indes erhält für ihr Kulturprogramm von der Stadt 462000 Franken und vom Kanton weitere 500000 Franken.

Aktuell befindet sich das Haus in einer Ausnahmesituation: Mit der Einstellung der erfahrenen Kulturmanagerin Katrin Kolo als Intendantin im November 2019 wurde der Kulturbetrieb mit einem neuen Konzept respektive einer neuen Strategie für die Zukunft gerüstet. Die Subventionen wurden aufgrund des von ihr eingeschlagenen Kurses mit einem erweiterten Kulturprogramm von Stadt und Kanton erhöht. Kurz darauf lähmte die Coronapandemie den Spielbetrieb, und Anfang März 2021wurde bekannt, dass sich die TMGZ von der neuen Intendantin getrennt hat. Die genauen Gründe für diesen Schritt wurden nicht kommuniziert. Die Vorstellungen des Vorstandes und der Intendantin hätten sich nicht gedeckt, hiess es damals kurz und knapp in einer Medienmitteilung. Bedauern über den unerwarteten Abgang und zugleich Besorgnis hinsichtlich Zukunft des Hauses vernahm man unter anderem aus Kreisen Zuger Kulturschaffender und darüber hinaus.

Zusätzlich zu den coronabedingten Erschwernissen kam nun also die Vakanz dieser zentralen Position hinzu. Innert Kürze hat der Vorstand der TMGZ Phil Dankner als Intendant ad interim engagiert. Dankner ist hauptsächlich im Eventbereich tätig und als ehemaliger Artistic Director der Chollerhalle in Zug kein Unbekannter. Er ist damit beauftragt worden, von Katrin Kolo und bereits von ihrem Vorgänger Samuel Steinemann geplante Veranstaltungen in einem Saisonprogramm 21/22 umzusetzen, welches Anfang September startet.

Aktuelle Situation des Hauses bedeutet eine Herausforderung

Die jetzige Situation des Theaters Casino Zug ist unbefriedigend und kann keinesfalls eine Dauerlösung darstellen. So ist man der Meinung seitens Stadt als Subventionsgeberin des Betriebes. «Es ist sehr bedauerlich, dass die neue Intendantin so schnell wieder weg war», sagt Iris Weder, Leiterin Abteilung Kultur der Stadt Zug. «In der kurzen Zeit konnte sie ihre künstlerische Handschrift nicht entwickeln. Sie hat uns grosse Hoffnungen gemacht.» Das Wichtigste sei nun, eine neue Person für die Intendantenstelle zu finden, die es ebenso gut versteht, mit Gastspielen und Vermittlungsprogramm die regionale Szene zu dynamisieren, die Bevölkerung abzuholen, die Ausstrahlung des Hauses zu erweitern und spartenübergreifend die darstellende Kunst in Zug zu stärken. Das Haus sei für grosse aber auch kleinere Produktionen wie geschaffen und biete viel Potenzial.

Nicht anders tönt es beim Kanton. Die Erwartungen an die Zukunft des Hauses sind gross, nachdem Katrin Kolo auch aus Sicht des Amtes für Kultur eine solide, vielversprechende Schiene gefahren ist. «Wir waren überzeugt, dass sie das Theater Casino Zug erfolgreich in die Zukunft trägt», sagt Amtsleiter Aldo Caviezel. «Ihre Pläne waren ganz in unserem Sinn», fügt er an und betont, dass es von seiner Seite und der Geldgeber nur lobende Worte für die neue Intendantin gegeben habe. Was die aktuelle Situation des Theater Casino Zug angeht, spricht Caviezel von einer Herausforderung. So sind die Erwartungen an die TMGZ hinsichtlich eines ebenbürtigen Ersatzes für Katrin Kolo besonders hoch.

«Es ist uns ein Anliegen, dass die Stelle ausgeschrieben und mit einer ebenso vernetzten, erfahrenen Fachperson besetzt wird», betont Caviezel. Denn das brauche der Kulturplatz Zug: ein internationales Netzwerk mit einer Verbindung nach innen, sprich zum regionalen Kulturgeschehen. Das sei auch Teil der Subventionsvereinbarung zwischen dem Kanton und der TMGZ. Dass diese erfüllt werden muss, betont schliesslich auch Stephan Schleiss, Vorsteher Direktion für Bildung und Kultur, auf Anfrage. «Mit den Subventionen kaufen wir quasi die kulturellen Leistungen ein», erklärt er. «Die Umsetzung gemäss Vereinbarung und die ordnungsgemässe Verwendung der Subventionen werden jährlich überprüft.» Demnach verlangt der Kanton jeweils eine Auflistung, für was wie viel der Subventionsgelder eingesetzt worden ist. Stephan Schleiss: «Sollten da irgendwelche Mängel oder Nachlässigkeiten festgestellt werden, müssten wir intervenieren.»

Ein schwierig zu führendes Haus

Auch für die Stiftung Theater Casino Zug stehe die Neubesetzung der kulturellen Führung im Vordergrund, gibt Stiftungsratspräsident Karl Kobelt Auskunft. Ein weiteres Ziel sei es, die operative Führung des Hauses zu stärken. «Ohnehin arbeiten die Stiftung und die TMGZ weiter daran, die Führungsstruktur im Haus den heutigen Bedürfnissen unter Wahrung der stiftungsrechtlichen Auflagen anzupassen», so Kobelt.

«Dieses Haus ist tatsächlich nicht ganz einfach zu führen», räumt dazu Johannes Stöckli ein, Präsident der TMGZ und Vizepräsident der Stiftung. Er bezieht sich dabei auf die eingangs erwähnte Doppel-Organisationsstruktur mit Gesellschaft und Stiftung. Man sei dabei, eine Lösung zu suchen, was sich aber als keine leichte Aufgabe erweise. «Bei einem ersten Ansatz hatte die Stiftungsaufsicht Bedenken, dass die Stiftung ihren Zweck nicht mehr vollumfänglich erfüllen könnte», erklärt Johannes Stöckli, möchte jedoch die in Erwägung gezogenen Wege nicht näher erläutern. «Es ist so, dass Lösungen nicht nur von den beiden Partnern, sprich der TMGZ und der Stiftung, gutgeheissen werden müssen, sondern dass eben die an sich unbeteiligte Stiftungsaufsicht ein sehr gewichtiges Wort mitzureden hat.» Grundsätzlich aber seien funktionierende Führungsmodelle mit einer oder mehreren Personen denkbar, so Stöckli.

Und wie sieht die Theater- und Musikgesellschaft Zug die Zukunft des Theater Casino Zug? Johannes Stöckli: «Wir wollen das, was wir schon immer angestrebt haben: ein Vielsparten-Haus mit hochstehendem Kulturprogramm, so wie es in der Leistungsvereinbarung festgehalten und auch unser Kernauftrag ist.» Um dies in Hinkunft zu stärken, wolle man sich einerseits internationaler ausrichten, um unterschiedliche Interessen zu bedienen und ein breit gefächertes Publikum ins Haus zu bringen. So übernehme die hier stattfindende Kultur auch eine Funktion als Integrationsinstrument. Andererseits solle ein grösserer Fokus auf die Schnittstelle zu lokalen Kulturschaffenden gelegt und Kulturvermittlung gestärkt werden. «Dies wollen wir vor allem mit Eigen- und Co-Produktionen erreichen», sagt Johannes Stöckli. «Auch wenn das alles andere als einfach ist: Im Haus finden jährlich Hunderte Anlässe aller Art statt. Da sind abendfüllende Produktionen organisatorisch entsprechend aufwendig.»

Die Suche nach einer neuen Intendanz läuft

Diese herausfordernde Aufgabe gehört in versierte Hände, ist auch der Präsident der TMGZ überzeugt. «Phil Dankner arbeitet auf temporärer Mandatsbasis. Wir sind sehr froh um seine Unterstützung, aber dieses Modell ist natürlich auch aus unserer Sicht nicht die Lösung für die Zukunft», betont Stöckli und fügt in diesem Kontext an, dass die Suche nach einer neuen Intendanz seit Ende Juli am Laufen sei. Zunächst innerhalb des eigenen Netzwerkes, «doch voraussichtlich noch im August wird die Vakanz offiziell ausgeschrieben». Die Anforderungen der TMGZ an den neuen Intendanten oder die neue Intendantin decken sich denn auch weitgehend mit den Erwartungen der Hauptgeldgeber, sprich Stadt und Kanton. Johannes Stöckli ist guter Dinge, dass der gesamte, von den jüngeren Vorkommnissen gezeichnete Betrieb wieder zur Ruhe komme. «Das Theater Casino Zug ist ein Aushängeschild für Stadt und Kanton Zug», sagt er abschliessend. «Und das soll es auch bleiben.» Der Präsident der TMGZ sieht dem bald startenden Saisonprogramm mit Optimismus entgegen, es sei alles auf Kurs wie geplant. «Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Leute wieder den Weg zu uns finden.» (Andreas Faessler)

Öffentliche Programmpräsentation mit offeriertem Lunch am Mittwoch, 1. September, um 12 Uhr im Theater ­Casino Zug (Anmeldung bis 25. August).