Gemeinsam auf der Spur der Mörder

Literatur & Gesellschaft

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Im Zuger Siehbachsaal fand die Buchvernissage von Beatrice und Christian Schweingruber statt – zwei spannende Krimis.

Steinhausen – «Für mich ist ein riesengrosser Traum in Erfüllung gegangen», sagt Beatrice Schweingruber am Dienstagabend im Zuger Siehbachsaal überschwänglich. Im September 2019 habe sie an diesem Ort ihr neues Sachbuch präsentiert. «Damals habe ich mir geschworen, nie mehr einen Buchstaben zu schreiben. Durch die Hintertüre ist es dennoch zu einem neuen Buch gekommen. Ich wurde durch meinen Partner angesteckt, der sich ebenso einen Traum erfüllt hat.»

So war das Steinhauser Ehepaar, die Fitness-Ausbildnerin Beatrice (65) und der Anwalt Christian (68) im letzten Jahr ­intensiv mit Schreibarbeit ­beschäftigt. Denn die beiden Bücher sollten bis 12. April (ihr Geburtstag) vorliegen, obwohl bei ihr im letzten Sommer der Mörder noch nicht erwischt war, wie sie dem Publikum erzählte. Das Schreiben sei schwierig ­gewesen. «Ich habe immer wieder den Faden gesucht, wie die Geschichte weiter geht und mehrere Anläufe nehmen müssen.» Zudem sei sie eifersüchtig auf ihren Mann gewesen, weil er so im Flow schrieb. Aber beide haben es geschafft, und eine erste Kostprobe gab es zu hören.

Ein erschlagener Banker und ein toter Senator

In ihrem Roman «Zimmer 122» geht es um Benno Niedermann, ein erfolgreicher Luzerner Banker, der nach einer Golfrunde in seinem Hotelzimmer in Meggen erschlagen aufgefunden wird. Der kurz vor der Pensionierung stehende Kommissar Peter Caduff und sein Team ermitteln in alle Richtungen. Dabei stossen sie auf ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit.

In seinem Thriller «Narben» ist Senator Ted Russell am Abend der Abreise vom World Economic Forum WEF in Davos tot. Offiziell Herzversagen, aber drei Agenten der CIA und Kommissar Martin Berndt aus Davos glauben nicht daran. Sie ver­folgen verschiedene Spuren. ­Findet sich die Lösung in der Geschichte des machthungrigen Senators? Erlittene Verletzungen und Narben öffnen sich, schmerzen und führen zum dramatischen Ende.

Der Moderator Cyrill Widmer, ehemaliger Zuger Staatsanwalt, erwähnt im Siehbachsaal anfangs, dass beide bisher Sachbücher verfassten und nun individuell je einen Krimi realisierten. Er habe beide Bücher gelesen und sei baff und beeindruckt über die Fantasie: «Die Handlungsstränge sind gut erkennbar.» Aus den privaten und geschäftlichen Verstrickungen ergebe sich das Motiv für verschiedene Personen, das schaffe Spannung. Mit geschickten Fragen gelingt es ihm, den beiden erheiternde Details über den Schreibprozess zu entlocken. Von der Autorin will Widmer wissen, ob sie biografische Aspekte eingebaut hat? «Ich kann mich mit vielen Protagonisten identifizieren, im Krimi hat es mehr von mir drin als bei den Sachbüchern. Der Mörder interessiert mich, aber ich habe keine kriminelle Energie.»

«Warum ein Thriller?», fragt Widmer den Autor Schweingruber: «Ich lese gerne Krimis, doch manche waren Schund, da habe ich gedacht. Das kann ich auch.» Durch verschiedene, frühere Ereignisse wie die Besetzung ­Tibets, die Deportation der Einwohner eines Südsee-Atolls und die Rolle der CIA habe ihn der Ehrgeiz gepackt, und er begann eine lange Recherche. Zudem habe er alle Orte mit dem Flugsimulator abgeflogen, um sie besser zu beschreiben. «Das Schicksal der Leute hat mich interessiert, das habe ich in die Geschichte eingebaut, verbunden mit historischen Ereignissen.» Auf die Frage, ob er konkrete Fälle aus der Praxis in den Text einbezogen habe, sagte Schwein­gruber, in den Gesprächen mit den Klienten sei es immer auch um Macht gegangen. Dieses Element sei im Krimi eingeflossen: «Aber alles ist Fiktion.»

Als die Manuskripte fertig waren, haben beide einen Verlag gesucht, aber jeder andere. Die erste Version landete bei Beatrice Schweingruber im «Nirvana», weil sie mit der Technik auf Kriegsfuss stand. Doch innert weniger Tage hätten beide eine Zusage erhalten: «Ich bin jetzt inspiriert worden. Es ist schön, wenn zwei eine ­gemeinsame Leidenschaft haben.» Er gibt zu bedenken: «Das Geldverdienen kann man dabei vergessen. Das Schreiben ist nicht einfach und braucht viel Zeit: Doch jeder kann aktiv werden.» (Text von Monika Wegmann)