Von Corona bis Drachenreiten

Brauchtum & Geschichte

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Das «Feuerhorn» 2021 ist so bissig wie schon lange nicht mehr. Die Pandemie kommt vor, aber auch die kantonalen und gemeindlichen Wahlen im Herbst 2022 sind im Fasnachtsblatt Thema – und mehr.

  • Marco Rima alias «Marco Corona»: eine Zeichnung aus dem «Feuerhorn». (Bild Stefan Kaiser)
    Marco Rima alias «Marco Corona»: eine Zeichnung aus dem «Feuerhorn». (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Zur Fasnacht gehört das «Feuerhorn». Auch im Jahr, in dem Fasnacht nur ein Datum ist. Es ist den Heftmachern der Ausgabe 2021 zu gratulieren: Sie bieten bis zum letzten Buchstaben Lesegenuss. Es hätte sich eigentlich angeboten, die Coronalei(t)er rauf und runter zu zelebrieren. Die Redaktion verzichtete darauf. Hand aufs Herz: Im vergangenen Jahr hielt uns ausser dem kleinen Wicht keine Seele auf Trab. Dass es auf dem Titelblatt in grossen Lettern «Auf- und Absteiger in der Corona-Krise» heisst, leuchtet ein. Eine «Zuger Zeitung» thematisiert ja auch nicht die Katzenplage auf den Kerguelen auf ihrer Frontseite, wenn der EVZ nach 23 Jahren endlich wieder einmal den Schweizer-Meister-Titel in die Zentralschweiz holt.

Was die Coronavirus-Pandemie geschafft hat: Plötzlich ist der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister ein gefragter Mann. Das «Feuerhorn» schreibt dazu, dass Pfister 2016 die als «langweilig bekannte Gesundheitsdirektion» übernommen habe. Vergangene Zeiten. Pfister hat all seine Kollegen punkto Medienpräsenz überflogen. Noch steiler der Aufstieg des Zuger Kantonsarztes Rudolf Hauri. Der bisherige No-Name ist Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte und geht aktuell so oft im Bundeshaus ein und aus wie ein SBB-Kondukteur durch die Zugtüre.

Neben all dem Glamour, so weiss das «Feuerhorn», habe Hauri noch Zeit gefunden, seinem Heilmittelinspektor den Laufpass zu geben. Von einem steilen Abstieg weiss die Fasnachtspostille natürlich auch zu berichten. Marco Rima. Dessen Name ist aktuell viel öfter im politischen Teil der Zeitungen zu lesen als auf der Kulturseite. Seine Präsenz an einer Coronademonstration in Zürich hätten ihm seine Jünger womöglich verziehen, doch seine Aussage «dass in den nächsten Monaten niemand an Corona sterben» werde, bezeichnet das «Feuerhorn» als totalen Schwachsinn.

Irgendwie seine Wurzeln vergessen hat ein weiteres Aushängeschild des Kantons Zug. Nik Hartmann, Moderator und Wanderer der Nation, enervierte sich in einem Interview, dass Leute sich erdreistet hätten, während des ersten Lockdowns im April 2020 in der Natur Abwechslung zu suchen: «Ich dachte mir: Ihr seid Tuble, also sorry. Wenn jeder denkt: Wir gehen nur ein wenig raus, dort hat es ja genug Platz, dann funktioniert es nicht.» Bumm. Leider hat niemand Hartmann gefragt, wie er denn solches behaupten könne, ohne selber nach draussen gegangen zu sein.

Auch der EVZ fehlt nicht

Auch der EV Zug – oder besser dessen Captain Raphael Diaz – schafft es beinahe aufs Titelblatt. Der Star ist vom Stier auf den Drachen umgestiegen. Letzterer symbolisiert Fribourg-Gottéron. Dort hat der 35-jährige Verteidiger für vier Jahre unterschrieben. Die Gründe für den späten Wechsel liegen im Dunkeln. Das «Feuerhorn» höhnt: «Während der Zuger Stier seit 23 Jahren Jagd auf den zweiten Titel macht, wartet der Freiburger Drachen seit 83 Jahren auf den ersten!» Übrigens: Fribourg-Gottéron besteht seit 1937. Man rechne. (Marco Morosoli)