Topresultate nach dem grossen Zittern

Dies & Das

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Gestern hat im Oberägerer Ortsteil bei perfekten Bedingungen das 105. Morgartenschiessen stattgefunden. Es fehlte allerdings nur wenig, und der historische Anlass hätte nicht durchgeführt werden können.

  • Die Schützen schreiten zum Morgartendenkmal hinauf. (Bild Stefan Kaiser)
    Die Schützen schreiten zum Morgartendenkmal hinauf. (Bild Stefan Kaiser)

Morgarten – Bei der Fahrt von Zug zeigt sich: Je näher das Ägerital kommt, desto näher rückt die Nebeluntergrenze. Doch dann die Erleichterung: Der Nebel, der das Mittelland und damit auch die Niederungen des Kantons Zug von den wärmenden Sonnenstrahlen trennt, liegt hoch genug, damit das 105. historische Morgartenschiessen durchgeführt werden kann.

Es sei seit drei Tagen eine riesige Zitterpartie gewesen, sagt Beni Zemp, Sekretärin der Morgartenkommission. Die Nebeldecke sei konstant gewesen, aber in unterschiedlichen Höhen gelegen. «Wenn die Schützen die Scheiben nicht mehr erkennen, muss das Schiessen abgesagt werden», erklärt Zemp. Der Zuger Regierungsrat und Präsident der Kommission, Urs Hürlimann, sagt bei seiner Ansprache beim Apéro der Ehrengäste: «Wir konnten den Nebel zum Glück heute Morgen bei der Andacht mit unseren Fürbitten wegbeten.» Tatsächlich: Wäre die Nebelsuppe nur 100 Höhenmeter tiefer zu liegen gekommen, hätte das historische Schiessen nicht durchgeführt werden können.

Zahlreiche Ehrengäste

So aber haben gestern 1170 Schützinnen und Schützen das 300-Meter-Schiessen in Morgarten absolviert. Beträchtlich ist auch die Anwesenheit an Ehrengästen gewesen. Rund 200 Politiker, darunter viele Freunde des Morgartens und zahlreiche Politiker, haben nämlich den Weg ins Ägerital gefunden, um dem Schiesswettbewerb Tribut zu zollen. «Und dies, obwohl die Wahlen erst grad vorbei sind, hat Urs Hürlimann, schelmisch schmunzelnd, betont.

375 Meter lange ist die Schützenlinie, die grad ob dem Morgartendenkmal beginnt. Schütze an Schütze, darunter sind auch viele Frauen, liegen still und konzentriert, um die Scheiben – die weit entfernt scheinen – zu treffen. Schon am Vorabend sind viele hervorragende Resultate erzielt worden. «Wir haben heute bei den Topresultaten von 47, 48 und 49 Punkten rund das Doppelte als in anderen Jahren», sagt Peter Wagenbach, Webmaster der Morgartenkommission.

Nach dem – je nachdem mehr oder wenig erfolgreichen – Schiessen geht’s ab in die Morgartenhütte, wo das traditionelle «Ordinäri» gereicht wird. Die Mittagsverpflegung, bestehend aus Fleischsuppe, Spatz (Ochsen- und Schweinefleisch), Kartoffeln und Brot, ist für alle Schützen obligatorisch, heisst es im Reglement. Zum Glück, wie die Hunderten zufriedenen Gäste beweisen.

«Wir sind die einzige funktionierende Demokratie»

Im Rahmen der Schützengemeinde hielt Peter Regli, der von 1991 bis 1999 Chef des Nachrichtendienstes der Schweiz war, die Festrede. «Der Pulverdampf im Ägerital hat sich aufgelöst, aber die Welt ist ein Pulverfass und die Lunte brennt», begann er und beschwor die Schweizer Demokratie. «Wir sind die einzige funktionierende direkte Demokratie der Welt. Sind Sie sich dessen bewusst, meine Damen und Herren!» Regli äusserte sehr deutlich seinen Unmut über Donald Trump und beschwor die Schützengemeinde: «Setzen Sie sich dafür ein, dass die Werte der Schweiz auf in Zukunft erhalten bleiben.» Derweil lagen Hunderte Gewehre und Tausende Schuss Munition unbewacht in und um die Morgartenhütte herum. Die Schützen genossen den Anlass und diskutierten ihre Ergebnisse. Keinem kam es in den Sinn, dass Gewehre auch für etwas anders, als auf eine 300 Meter entfernte Zielscheibe zu schiessen, gebraucht werden könnten.

Ab 18.30 Uhr kamen die rund 150 Chrampfer auf ihre Kosten. Das gesponserte, sogenannte Chrampferessen in der Morgartenhütte war ihr Lohn für die vielen Stunden Arbeit, mit denen sie den reibungslosen Ablauf des Schiessens ermöglichten. «Es war ein tolles Schiessen ohne jegliche Probleme und mit vielen tollen Begegnungen», schwärmte Urs Hürlimann bei seinem Fazit, «ich freu mich bereits auf die Ausgabe 2019.» (Charly Keiser)