Wenn eine Loki nachts durchs Dorf tuckert

Brauchtum & Geschichte

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Für viele ist es ein Highlight der Dorffasnacht: der Umzug im Dunkeln. Die meisten Besucher warfen sich dafür in originelle Kostüme, und die Wagenbauer bewiesen grossen Einfallsreichtum.

  • Am Nachtumzug in Menzingen herrscht jeweils eine ganz besondere Stimmung. (Bilder Roger Zbinden)
    Am Nachtumzug in Menzingen herrscht jeweils eine ganz besondere Stimmung. (Bilder Roger Zbinden)

Menzingen – Trotz winterlicher Kälte ist der Dorfkern in Menzingen am Samstagabend reichlich belebt. Dicht gedrängt stehen zahlreiche verkleidete Besucher am Strassenrand, recken neugierig die Hälse und warten gespannt. Der Grund dafür: Sie erwarten den nächtlichen Fasnachtsumzug im Dorf sehnlichst. Der findet in der Berggemeinde, anders als viele andere Umzüge, nach Einbruch der Dunkelheit statt.

Ungeduldig hüpfen die Kleinsten in ihren Drachen-, Kuh- oder Prinzessinnenkostümen auf und ab und können es kaum erwarten, bis der Umzug beginnt. Bei der älteren Generation ist die Vorfreude spürbar und auch sie haben sich verkleidet: Blickt man sich um, entdeckt man Cowboys, Clowns, Löwen und Piloten. Und kurz vor Beginn watscheln zwei Taucher samt Schnorchel und Flossen über die Strasse. Als schliesslich der Startschuss fällt und von weitem die Guggenmusiken erklingen, ist der Jubel gross.

Konfetti in grossen Mengen

Für ein Schmunzeln sorgt bei einigen Besuchern bereits der erste Wagen, der die Aufschrift «D’Schuel bliibt, nur de Dittli muss gah» trägt. Die Macher spielen damit auf den abgewählten Gemeindepräsidenten Peter Dittli an. Die anderen Wagen sind weniger politisch, dafür umso aufwendiger gestaltet. Ins Auge sticht etwa eine übergrosse Lokomotive, die an den Seiten mit Lichterketten geschmückt ist. Ebenso der Pfadiwagen, bestückt mit einem grossen Zelt, oder jener der Muppet-Show mit Kermit, dem Frosch im Schlepptau, lässt die Besucher staunen. Mit offenen Mündern verfolgen die jüngsten Besucher das bunte Treiben – stets gespannt, was als nächstes folgt. Begeistert feuern die Wagenbauer ihre Konfettikanonen ins Publikum ab – kiloweise Flocken in Pink, Blau, Gelb und Grün stäuben durch die Luft. Davon verschont bleibt kaum ein Besucher – und erst recht nicht die Journalistin.

Nach dem Umzug wurde weiter gefeiert

An einem lebendigen Umzug dürfen natürlich die Guggenmusiken nicht fehlen. Mit bunt bemalten Gesichtern und Gewändern aus Kunstfell marschieren sie freudig am Umzug mit, hauen auf ihre Pauken und bringen den einen oder anderen Besucher damit zum Tanzen. «Einfach herrlich», seufzt eine Besucherin im Bärenkostüm verträumt. Nach dem Umzug wurde in der «Grösibar» in der Schützenmatt und in der Wirtschaft in der «Feckerhütta» mit dem Ländlertrio Wiltigruess weiter gefeiert. (Vanessa Varisco)