Bald zieht er wieder gen Norden

Theater & Tanz

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Marco Sykora (29) lebt seinen Traum. Er verdient seinen Lebensunterhalt mit Theaterspielen – und steht vor einer grossen Herausforderung.

  • Blickt seiner Zukunft auf den Theaterbühnen positiv entgegen: Marco Sykora. (Bild: Stefan Kaiser)
    Blickt seiner Zukunft auf den Theaterbühnen positiv entgegen: Marco Sykora. (Bild: Stefan Kaiser)

Cham – Jeder und jede kennt das. Es gibt im Leben Momente, die sind für die Ewigkeit. Begebenheiten, an welche man sich nach Jahren noch erinnert. Ob im Guten oder im Schlechten. Einen solchen Schlüsselmoment erlebte der gebürtige Zuger Marco Sykora vor sieben Jahren. Dass er zum Schauspieler berufen war, wusste der damals 22-Jährige schon längst. «Ich wollte nichts anderes machen», blickt Sykora zurück.

Doch mit der Karriere ging es nicht so richtig vorwärts. Sykora verdingte sich in Wien am Burgtheater als Praktikant für ein sehr bescheidenes Entgelt, den Sprung an die renommierten Schauspielschulen in Berlin, Leipzig und auch Wien hatte er nicht geschafft. «Zwischendurch kam ich schon ein wenig ins Grübeln, fragte mich, ob dies tatsächlich der richtige Weg für mich ist.» Doch dann war da dieser Abend im Frühling 2011, der vieles änderte. «Ich spielte als Praktikant in der Produktion ‹Alice im Wunderland›. An der Premiere sassen im Publikum die grossen Schauspieler des Hauses, zollten uns mit ihrem Besuch Respekt und umarmten uns nach der Vorstellung. Das war für mich ein Schlüsselmoment.»

Denn nun ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Der Jungschauspieler sprach an der Zürcher Hochschule der Künste vor und wurde aufgenommen. 2016 schloss Sykora sein Schauspielstudium mit dem Master of Arts ab. Während seines Studiums spielte er in verschiedenen Produktionen am Zürcher Schauspielhaus oder am Theater der Künste. Kaum war das Studium zu Ende, durfte Sykora am Theater Heidelberg den Part des Tommy in «Pippi Langstrumpf» spielen. Sykora wurden für seine Leistungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten, auch mehrfach Stipendien ausgerichtet. So beispielsweise während seines Studiums von der Ernst-Göhner-Stiftung oder von der Armin-Ziegler-Stiftung. Zudem gewann er vor vier Jahren den Preis der Friedl-Wald-Stiftung.

Mittlerweile ist der Zuger zurück im Land, wohnt wieder bei seinen Eltern in Cham und bereitet sich intensiv auf die Premiere der Operette «Grüezi – Der wilde Mann» von Robert Stolz vor. Premiere des Stücks wird am kommenden Donnerstag, 24. Mai, auf der Bühne des Restaurants Weisser Wind im Zürcher Niederdorf sein. Sykora wird dort den Part des Franz spielen. Eines Hotelier-Sohns, der in amourösen Angelegenheiten immer wieder aneckt.

Zuerst die berufliche Ausbildung

Rückblende: Dass Marco Sykora eine Karriere im Showbusiness einschlagen würde, war schon früh einmal klar. «Ich liebte es schon in der Schule, Theater zu spielen», blickt er zurück, «und als ich meine Schwester Patricia einmal in einer Produktion im Theater Stans spielen sah, wusste ich: Das ist mein Weg». Doch bevor sich der Schulabgänger intensiv mit dem Theaterspielen beschäftigen durfte, absolvierte er – gutbürgerlich – eine Lehre. «Das war für meine Eltern immer klar. Zuerst eine solide berufliche Ausbildung, dann die Bühne.» Und so kam es auch. 2009 schloss Sykora seine Ausbildung als Hochbauzeichner ab. «Und am gleichen Tag erhielt ich einen Telefonanruf aus Wien, dass ich als Theaterpraktikant angenommen wurde.»

Ein Anruf war es schliesslich auch, der dem beruflichen Leben des zielstrebigen Zugers vor ein paar Monaten eine weitere wunderbare Wendung gab. Sykora erzählt: «Im vergangenen November rief mich jemand vom Theater Heidelberg an und fragte, ob ich Lust und Zeit hätte, dort ab Sommer 2018 ein festes Engagement einzugehen.» Natürlich hatte er Lust und Zeit. Erstmals in seiner Karriere wird er von einem Theater angestellt, erhält einen fixen Monatslohn, Sozialleistungen, das Übliche. «Als ich aus Deutschland angerufen wurde, war ich erst mal total überrascht», erinnert sich Sykora an jenen Tag, «aber auch stolz». Stolz darauf, dass er offenbar bei seinem ersten Engagement in Heidelberg in der Produktion «Pippi Langstrumpf» einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Kurz und gut: Marco Sykora bricht in ein paar Wochen seine Zelte in der Zentralschweiz wieder ab und zieht gen Norden.

Dank Eishockey mit der Heimat verbunden

Der Zuger gibt freimütig zu, dass er nie eine Sportskanone gewesen war, obwohl er den Turnunterricht eigentlich lässig fand. «Ich war in der Schule bei den kleinen, schmächtigen Jungs. Eishockey hätte ich gerne gespielt, doch dafür hatte ich einfach nicht die richtige Statur», so der 171 Zentimeter grosse Schauspieler. Dennoch ist er ein grosser Fan des EV Zug. Und während der Saison immer auf dem neusten Stand der Dinge, auch im Ausland. Sykora: «Der EVZ-Liveticker ist eine grossartige Sache. Ich verfolge jedes Spiel, wenn ich Zeit dazu habe.» Die nächsten beiden Winter wird Sykora in Heidelberg mit dem EV Zug mitfiebern. (Ruedi Burkart)