In Oberägeri ist der Bär los

Theater & Tanz

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«Achtung, Bär» heisst das komödiantische Zwischenspiel der Theatergruppe Oberägeri. Es geht um aktuelle Themen.

  • Der «Bären» ist Hauptspielplatz des diesjährigen Stücks der Theatergruppe Oberägeri. (Bild Mathias Blattmann)
    Der «Bären» ist Hauptspielplatz des diesjährigen Stücks der Theatergruppe Oberägeri. (Bild Mathias Blattmann)

Oberägeri – Der Vorhang öffnet sich, und man wird auf eine malerische Alphütte, den «Bären», im fiktiven Alpendorf Feschan versetzt. Doch was auf den ersten Blick wie eine friedliche Szene aus einem schweizerischen Bilderbuch erscheint, wandelt sich schnell zu einem Wirbelwind neurotischer Eitelkeiten, authentisch in Szene gesetzt durch zehn Charaktere, gespielt von der Theatergruppe Oberägeri.

Zum ersten Mal nach dreijähriger Pause durfte sie am vergangenen Sonntag in der Mehrzweckanlage Maienmatt ihr schauspielerisches Können unter Beweis stellen. Bei der Premiere der Komödie «Achtung Bär» von Reto Gmür füllte das gemischte Publikum die Halle fast auf den letzten Platz. «Die letzten Jahre waren bedrückend wegen der Lockdowns», sagt Regisseurin der Theatergruppe Oberägeri, Heidi Iten-Röllin. «Jetzt dürfen wir endlich wieder lachen und Theater spielen. Die Unterstützung ist riesig im Dorf», freut sie sich. Nach einer heiteren Begrüssung von Vizepräsident Marcel Wicky ging es dann auch mit Volldampf los nach Feschan. Gelacht wurde umso mehr, da das Stück aktuelle Themen im Tourismus und unserer Gesellschaft auf die Schippe nimmt.

Fake News und Kamele auf der Alp

Für den ehrgeizigen «Bären»-Wirt und Gemeindepräsident Alois Schlotterbeck, gespielt von Bruno Meier, beginnt eine Pechsträhne. Ein Unwetter hat einen Bergrutsch ausgelöst und den einzigen Skilift ins Tal gerissen. Eine alternative Einnahmequelle aus dem Tourismus muss unbedingt her. Noch dazu droht seiner Gemeinde eine Fusion mit dem benachbarten Ober­boden, die er mit allen Mitteln verhindern will.

Oberbodens lästige Gemeindepräsidentin Martha Huber, gespielt von Carmen Scheider, will die Fusion unbedingt durchsetzen. Die zwei streiten ununterbrochen. Zudem hängt der Haus­segen schief bei Schlotterbecks. Seine Frau, dargestellt von Stefanie Schönmann, ist es endgültig leid, dass er Jahr für Jahr ihren Geburtstag vergisst. Beim Stammtisch mit seinem sehr gelassenen Bruder Sepp (Stefan Rogenmoser) und der hyperaktiven Direktorin des Tourismusbüros (Sarah Rogenmoser) wird schliesslich nach einer Runde Selbstmitleid ein verschwörerischer Plan ausgeheckt.

Denn wenn Davos das WEF hat, Gstaad und St. Moritz die Stars, dann braucht Feschan eben auch eine Attraktion. Aber unter keinen Umständen finanziert mit arabischem Geld! Denn Kamele auf der Alp, das ginge dann doch zu weit. Man beschliesst, einen gesich­teten Bären zu melden und die Sensation über die lokale Presse zu verbreiten, was einen Touristenboom auslöst, so die Idee. Als Beweis für die eigentliche Fake News dient ein Foto von Schlotterbecks ausgestopftem Bär. Nur, wie macht man einen toten Bären wieder lebendig?

Den Charakteren ihre ­eigene Note verliehen

Die Schauspielgruppe scheint sich die Charaktere auf den Leib geschnitten zu haben, geprobt wurde laut Iten-Röllin drei Monate. Obwohl die meisten Charaktere aus dem Originalskript übernommen wurden, verfeinerte man andere mit einem zusätzlichen Schuss Ironie, wie den ambitionierten deutschen Unternehmer und Wildjäger Dieter Kunz, gespielt von Erich Müller. Auch die von Kunz als «Tierschutzterroristin» beschimpfte Tierschützerin Gaby Nüssli (Maria Nussbaumer) treibt die profitgierige Truppe mit ihren Ideologien in den Wahnsinn. Und so wirbeln sich die Charaktere wild, turbulent und wunderbar egozentrisch durch drei Akten, bis ihnen das Heulen eines lebendigen Wolfes die Sprache verschlägt. (Text von Katarina Lancaster)

Hinweis
Weitere Aufführungen in der Maienmatt Oberägeri: Mittwoch, 16., Freitag, 18., und Samstag, 19. November, jeweils 20 Uhr; Sonntag, 20. November, 17 Uhr; Mittwoch, 23., Freitag, 25., und Samstag, 26. November, jeweils 20 Uhr. Weitere Infos und Ticketreservation: www.tg-oberaegeri.ch.