Liebe in der Zeit von Corona

Musik

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Das Jugendsinfonieorchester spielt ein Konzert über das Sehen, Trennen und Sterben.

Zug – Sehnsucht – ein simpler Titel und gleichzeitig ein Wort mit reichen Inhalten. Diese Vielschichtigkeit ist Konzerttitel und Programminhalt an drei Konzerten des Zentralschweizer Jugendsinfonieorche­sters ZJSO. In Hergiswil, Zug und Luzern wird dabei vor allem die grosse und pralle Sehnsucht zelebriert. Jean Sibelius «Finlandia» und das «Vorspiel und der Liebestod aus der Oper Tristan und Isolde» von Richard Wagner sind dabei zwei Schwergewichte.

Sibelius populäre Tondichtung ist praktisch ein Inbegriff für Begehr und Trauer, aber auch für Kampf und Freiheit. Wagners sterbende Protagonistin und die hinter ihr emotionell aufsteigenden Orchesterlinien stehen gar selbst für eine eigene Kunstrichtung. Der «Liebestod» hat zahlreiche Literaten, Regisseure und Komponisten zu weiteren Arbeiten angeregt. Der Dirigent Jonas Bürgin erklärt die Programmwahl: «Wir wollten verschiedene Aspekte der Sehnsucht zeigen. Bei Sibelius ist es ein nationales Streben nach Unabhängigkeit von Russland und ist deshalb ein fast schon überschäumendes Werk, quasi eine Nationalhymne. Bei Wagner ist die Musik ganz auf eine Frau bezogen. Hier steht ihre Sehnsucht nach dem Partner, der sie versteht, im Zentrum.»

Zweites Projekt für Bürgin beim ZJSO

Jonas Bürgin ist zwar erst 24 Jahre alt und studiert seit 2017 Orchesterleitung bei Johannes Schlaefli in Zürich. Er erhielt aber bereits den Förderpreis des Gstaad Menuhin Festivals und hat schon mit der Argovia Philharmonic oder dem Göttinger Symphonieorchester zusammengearbeitet. Bei den jungen Nachwuchsmusikern des ZJSO ist es nach «Heimat hoch drei» sein zweites Projekt, das er leitet.

Weniger opulent und mehr den inneren Entdeckerfreuden zugeneigt ist ein Ausschnitt aus «Trois Nocturnes» von Claude Debussy. Auch hier geht es um die, allerdings eher stille, Sehnsucht eines Zuschauers, der abseits vom Fest gerne mit dabei wäre. Zum Schluss etwas zum Entdecken: die 5. Sinfonie von Joseph Joachim Raff (1822-1882). Er verhandelt in diesem Programmwerk die Liebe von Leonore zu ihrem verschwundenen Mann. Dazu Jonas Bürgin: «Leonore ist verzweifelt, weil ihre grosse Liebe nicht mehr aus dem Krieg zurückkommt. Eigentlich eine sehr aktuelle Abhandlung. Es ist eine Sehnsucht nach der Klärung der letzten Fragen. Warum gibt es Tod, Krankheit oder Krieg. Warum lässt Gott dies zu.» Bei all dieser Tragik ist vielleicht das Mitführen eines Taschentuches keine schlechte Idee. (Roman Kühne)

Hinweis
Sehnsucht – ein klassisches Samstag 29. August, 19.30 Uhr, Aula Grossmatt, Hergiswil, Freitag, 4. September, 19.30 Uhr, Theater Casino, Zug, Samstag 5.September, 19.30 Uhr, MaiHof, Luzern. Tickets: www.zjso.ch.